Fiaker-Sissy: "Job verlangt viel Liebe"
Sissy Ringl, erste Frau am Kutschbock, im Interview über den Aufschrei von Tierschützern und ihren Alltag als Fiakerin
Tierschützer werfen Fiakern an Hitzetagen Tierquälerei vor. Was sagen Sie dazu?
SISSY RINGL: "Die Pferde sind nicht jeden Tag im Einsatz und bekommen auch Elektrolyte. Sie sind mein Kapital, ich verdiene meinen Unterhalt mit ihnen. Ich muss schauen, dass es ihnen gut geht."
Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?
SISSY RINGL: "Ich fahre seit 28 Jahren. Der Job verlangt viel Liebe, denn ich arbeite fast das ganze Jahr über."
Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
SISSY RINGL: "Aufstehen um fünf Uhr, um sechs Uhr ist die Fütterung, dann kommen die Pferde in die Waschbox. Um zehn Uhr geht’s zu den Plätzen am Stephansplatz oder zum Burgtheater. Um 21 Uhr habe ich Feierabend."
Sie waren die erste weibliche Fiakerin Österreichs. Wie haben die Kollegen reagiert?
SISSY RINGL: "Am Anfang hatte ich schon ein bisserl zu kämpfen. Als Frau war man nicht gerne gesehen. Die Sprüche sind rau. Man darf sich halt nichts gefallen lassen."
Welche Verbesserungen wünschen Sie sich?
SISSY RINGL: "Was mir nicht schmeckt, ist die späte Anfahrtszeit. Früher sind wir um sieben Uhr am Platz gewesen. Ich bin halt Frühaufsteherin. Jetzt dürfen wir laut Gesetz erst um zehn Uhr dort sein. Wir kommen so in den Hauptverkehr. Ich verstehe, dass die Autofahrer erbost sind, wenn es sich staut."
Was war vor 28 Jahren anders?
SISSY RINGL: "Die Straßen waren viel breiter. Und so viele Radfahrer hatten wir auch nicht. Man muss halt mehr aufpassen."
Zur Person
Sissy Ringl (52) war 1985 die erste Fiakerin Österreichs. Da Ringls Vater die Zügel des Familienunternehmens bis ins Alter von 81 Jahren fest in der Hand hatte, gründete die gelernte Einzelhandelskauffrau vor 24 Jahren ihren eigenen Betrieb in Hernals. Heute führt Ringl "Fiaker Wien" mit fünf Fahrern und zwölf Pferden.
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