Café Landtmann
Werden Frottee-Bademäntel die neuen Heizschwammerl?
Abgekühlt scheint die Situation rund um die Heizschwammerl: Die BezirksZeitung hat sich umgehört, ob die Menschen in der City die Outdoor-Wärme in den kalten Wintermonaten vermissen und wie es den Wirtschaftstreibenden damit geht.
WIEN/INNERE STADT. Wien, 1920: Bereits in den 20er-Jahren saßen die Menschen in den Wiener Gassen in den Schanigärten – so auch in den kälteren Monaten. Damals machten die Koksöfen dies möglich. Ebenso schlecht für die Umwelt wie ihre moderneren Nachfolger: Die Heizschwammerl.
Obwohl die hitzige Diskussion rund um die Heizschwammerl erlischt zu sein scheint, ist das Thema "Energie sparen" aktueller denn je. Jeder versucht, seinen Teil zum effizienteren Umgang mit Energie beizutragen; in Bezug auf die Heizschwammerln nicht zuletzt auch wegen der Klimaschädlichkeit. Wirtschaftstreibende lassen sich deshalb regelmäßig neue Konzepte einfallen.
Kuschlig-warm im Frottee-Mantel?
Vor Kurzem präsentierte auch City-Unternehmer Berndt Querfeld, dem unter anderem das berühmte Café Landtmann am Ring und das Café Museum in der Inneren Stadt gehört, seine Alternative für die Heizschwammerl, die in all seinen Betrieben seit dem Herbst ein rotes Tuch geworden sind: Frottee-Bademäntel, die den Aufenthalt, beispielsweise im Landtmann-Schanigarten, kuschelig und warm gestalten sollen.
Bereits im Sommer war dem Unternehmer klar, dass die Wärmespender für ihn – in all seinen Betrieben – nicht mehr in Frage kommen: "Bis zuletzt konnten wir das gut vertreten, da wir alles mit Öko-Strom heizen. Doch jetzt, wo die Energie knapp wird, wollen auch wir unseren Beitrag leisten. Zudem haben die Strahler momentan für mich einen negativen Beigeschmack", so Querfeld.
Für sein "zusätzliches Angebot für Gäste" schloss sich der Unternehmer mit der Firma Vossen, die ihre Textilien im Burgenland produziert, zusammen, wie er erklärt: "Meine Familie traf zufällig auf die Vertreterin von Vossen. Es führte eines zum anderen und innerhalb von drei Wochen haben wir es geschafft, die Mäntel den Gästen zur Verfügung zu stellen."
Diskussion in der Stadt am Abkühlen
Wenn man sich aktuell in der Stadt bei den Wienerinnen und Wiener umhört, wirkt es fast so, als wäre die Diskussion um die wärmenden Energieschlucker untergegangen. "Mir ist es eigentlich egal. Ich persönlich brauche keine Heizstrahler. Aber ich verstehe auch, wenn es andere Menschen aufdrehen", erklärt uns der 55-jährige Zoran.
Und auch Silvia, 67, hat zum Teil Verständnis für die Heizschwammerl. Für sie kommt es allerdings auf die Lokalität an. "Bei einem Weihnachtsmarkt beispielsweise finde ich es nicht notwendig, denn da kann man sich ja einfach warm anziehen", so Silvia.
Beim Lokalaugenschein im Café Landtmann an einem sonnigen, jedoch mit 4 Grad eher kühlem Dezembertag, ist der Schanigarten – auch ohne künstliche Wärme – gut gefüllt. Einen Bademantel trägt bislang jedoch niemand. Es wirkt so, als täte man sich hier schwer, den ersten Schritt zu machen und sich in den auffälligen, roten Mantel einzukuscheln.
Ob die Frottee-Mäntel künftig zum fixen Bestandteil der winterlichen Wiener Kaffeehauskultur werden, bleibt also abzuwarten. Ein Hingucker sind die Mäntel auf alle Fälle!
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