Balkan Fever heuer feminin
Jelena Poprzan und Rina Kacinari treten am 2. Mai im Porgy & Bess auf
(siv). Das Internationale Balkan Festival steht heuer ganz im Zeichen von Frauen, die abseits des Balkan Booms ethnische Musik, Jazz, Rock und Dancefloor von Weltrang auf Wiens Bühnen bringen.
Bereits seit 2004 gelingt es dem Festival Balkan Fever, die Länder Südosteuropas von ihrer ungewöhnlichsten musikalischen Seite zu zeigen. Für das heurige Jahr haben sich die Initiatoren etwas Besonderes einfallen lassen: Das Festival wird weiblich! Von 17. April bis 11. Mai gibt es 16 Konzerte mit Künstlerinnen aus 14 Ländern. Die Veranstaltungsorte sind das Porgy & Bess, der Ost Club, die Sargfabrik, das Theater Akzent und das ega.
Zwei-Frau-Orchester
Zwei der Künstlerinnen sind Jelena Poprzan und Rina Kacinari, die am 2. Mai gemeinsam im Porgy & Bess in der Riemergasse 11 auf der Bühne stehen werden. Unterstützt werden sie bei ihrem Auftritt von Ljubinka Jokic.
Seit etwa eineinhalb Jahren spielen Poprzan (an der Bratsche und Gesang) und Kacinari (am Cello) in ihrem „Catch-Pop String-Strong & The First Ethnic Circus Orchestra“ – zu zweit. „Das ist ja der Witz an der Sache“, lachen die beiden. „Aber man kann auch Band dazu sagen.“
Gemeinsam ist den beiden ihre klassische Ausbildung. Dafür kam Jelena Poprzan aus Serbien, Kacinari verließ fürs Studium ihre Heimat Kosovo-Albanien. In ihrem „Orchester“ spielen sie Brechtsongs, Balkan-Lieder, schottische Traditionals, Eigenkompositionen und mehr. „Wir spielen weit mehr, als sich die Leute zuerst vorstellen, nur weil wir vom Balkan kommen“, erzählt Kacinari. Ihre Kollegin ergänzt: „In Wahrheit gibt es keine ‚Balkanmusik‘, der Begriff ist wegen der Popularität in der Clubbing Szene entstanden. Nur weil wir vom Balkan kommen, heißt das nicht, dass wir das spielen müssen.“
Klassik war ihnen zu wenig
„Was wir gelernt und studiert haben, also Klassik, war uns einfach zu wenig“, erzählen beide über ihre Motivation, sich in modernere Genres zu begeben. „Ich liebe Klassik bereits, seit ich ein Kind war, bin aber auch geprägt von der Volksmusik. Ich experimentiere gerne in verschiedene Richtungen“, so Kacinari, die ihr Studium in Graz abgeschlossen hat. Und Poprzan ergänzt: „Mir ist die Klassik zu eng geworden, man ist nicht wirklich frei. Ich habe mich als Beamtin gefühlt, die Kreativität wird nicht wirklich gefördert. Ich fühle mich mit der Musik, die wir machen, selbständiger, freier und eigenverantwortlich. Außerdem herrscht in der Klassik ein Leistungsdruck, man muss perfekt und richtig spielen, obwohl es für mich fraglich ist, ob die Regeln dabei stimmen.“ Heute bewegen sich die beiden Musikerinnen in verschiedenen Grenzregionen zwischen den jeweiligen Genres. „Unsere Musik macht die Interpretation aus“, sind sich beide einig, „und unsere Instrumente“.
Wie das Konzert mit Ljubinka Jokic wird, sind sie schon gespannt. „Sie ist schon länger in der Szene und hat ihr eigenes Publikum, wir sind schon gespannt, wie das aufgenommen wird.“
Benachteiligt in der Musikszene fühlen sie sich nicht, weil sie Frauen sind. „Immerhin werden wir oft gebucht, weil wir eben Frauen sind. Frauen sind heutzutage in der Branche auch schon viel mehr geschätzt, es gibt Frauenförderungen.“ Und: „Seit mehr Musikerinnen gesucht werden, gibt es auch mehr.“
Infos: www.balkanfever.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.