„Café hat nicht aus ge dient“ - Maximilian Platzer über Tradition und Zukunft der Kaffeehäuser und den Kaffeesiederball
Das Café Weimar ist eine Institution am Alsergrund. Grund genug für die BZ, den Obmann der Wiener Kaffeesieder und Ballobmann Kommerzialrat Maximilian Platzer zum Interview
zu bitten.
BEZIRKSZEITUNG: Was wäre Wien ohne den traditionellen Kaffeehäusern?
KommR Platzer: „Dann wäre es nicht Wien! Diese Stadt ist um Kaffeehäuser herum gebaut.“
BZ: Was macht den Charme der Cafés aus?
KR Platzer: „Das Ambiente und die Individualität. Man pflegt eine freundliche Distanziertheit, die es den Gästen ermöglicht, sich zurückzuziehen und Zeitung zu lesen.“
BZ: Woran erkennt man Ihrer Meinung nach ein wirklich gutes Kaffeehaus?
KR Platzer: „An erster Stelle steht natürlich die Qualität des Kaffees. Ein weiterer Punkt ist die Auflage der Zeitungen.“
BZ: Wird das Kaffeehaus auch von jungen Menschen aufgesucht oder hat es als Treffpunkt ausgedient?
KR Platzer: „Das traditionelle Kaffeehaus hat nicht ausgedient, im Gegenteil, es ist stark im Kommen – auch bei der Jugend. Unsere Gäste sind zwischen 18 und 80 Jahre alt.“
BZ: Wie sieht in Ihrem Café Weimar am Alsergrund der typische Besucher aus?
KR Platzer: „Wir haben eine totale Mischung: Junge Leute vom WUK besuchen das Weimar ebenso wie Künstler der Volksoper und Bewohner der Umgebung, die bei uns frühstücken oder an dem breiten Spektrum der Zeitungen aus dem In- und Ausland interessiert sind.“
BZ: Braucht Wien amerikanische Coffeeshopketten? Sind diese eine Konkurrenz für Sie?
KR Platzer: „Diese Geschäftsketten beleben das Kaffeethema. Als Konkurrenz sehe ich diese Lokale eher weniger. Sicher werden sie von jungen Leuten besucht, aber irgendwann gehen diese Leute ins traditionelle Kaffeehaus, wo sie etwas geboten bekommen für ihr Geld, wie Service und Zeitungen.“
BZ: Wie sehen Sie die Zukunft der Institution Kaffeehaus?
KR Platzer: „Es gibt Gott sei Dank junge Betreiber, denen es Spaß macht, ein Kaffeehaus im Wiener Stil zu führen. Man darf sich nicht den großen Gewinn erwarten, aber es ist wieder „in“ geworden, ins Café zu gehen. Auch gibt es bei den altehrwürdigen Kaffeehäusern eine junge Generation, die die Cafés weiterführt, wie es etwa im Café Hummel oder im Hawelka der Fall ist.“
Das Interview führte
Maria-Theresia Klenner
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