Der gute Geist des Museumsvereins
Bereits seit 15 Jahren arbeitet Herbert Bichl für den Währinger Museumsverein. Seit 2002 ist er auch dessen Präsident und konnte dem Bezirksmuseum im Amtshaus Währing neue Impulse geben. Ein Porträt.
Herr Bichl kommt, noch bevor das Interview richtig begonnen hat, gleich zu seinem persönlichen Herzensanliegen, der jüngst abgehaltenen Ausstellung
„Religionen – Ihr Wirken in Währing“. „Die war ein Riesenerfolg!“, freut er sich sichtlich ob des großen Echos aus der Bevölkerung. Bichl lobt vor allem die sehr gute Zusammenarbeit mit den verschiedenen Religionsgemeinschaften. Dem voraus ging aber eine lange und anstrengende Vorbereitung. Mehr als ein Jahr waren er und seine Mitarbeiter mit der Gestaltung der Ausstellung beschäftigt. Der überraschend hohe Anklang rechtfertige aber den Aufwand, wie Herr Bichl befindet.
Bekennender Atheist
Das Thema Religionen beschäftigt den bekennenden Atheisten dennoch immer wieder. Schon vor einigen Jahren gab es eine Ausstellung zum Thema „Jüdisches Währing“. „Kaum zu glauben, aber vor der Nazizeit waren fast zehn Prozent aller Währinger, rund 4.000 Leute, jüdischen Glaubens“, weist er auf die reichhaltige jüdische Vergangenheit hin.
Überhaupt gilt die ganze Aufmerksamkeit des Hobbyhistorikers der Erforschung und Bewahrung der Währinger Geschichte. „Da, wo jetzt das WIFI steht, war früher das Rothschildspital. Zumindest eine Gedenktafel im fertiggestellten Institut wurde uns versprochen“, pocht Herbert Bichl auf die Einhaltung. „Wir haben es geschafft, dem Museum neues Leben einzuhauchen.“ Immerhin hat der Museumsverein nun rund 550 Mitglieder und 800 Interessierte. Auch die Zahl der Museumsbesucher konnte dank neuer Ideen auf etwa 3.500 im Jahr gesteigert werden, wozu auch eine viermal im Jahr erscheinende vereinseigene Publikation beiträgt.
Ausgeprägte soziale Ader
Aus seiner sozialdemokratischen Gesinnung macht Herr Bichl kein Geheimnis. „Wissen Sie, ich bin in einer sozialdemokratischen Familie aufgewachsen.“ Bereits in der Schule hatte er eine ausgeprägte soziale Ader. Als Schulsprecher war es ihm wichtig, etwas für die anderen tun zu können. „Der Partei wollte ich aber immer erst beitreten, sobald ich einen eigenen Beruf und Familie hatte, unabhängig sein konnte und nicht auf Gefälligkeiten angewiesen war.“ 1971, unter Bruno Kreisky, war es dann soweit. Mittlerweile als Fluglotse bei der jetzigen
Austro Control beschäftigt, stieg er, wenn auch spät, zum Personalvertreter und Vorsitzenden der Fachgruppe Flugsicherung auf. Dass er kein bequemer Parteigänger und Ja-Sager ist, mussten die Genossen aber auch erfahren. Herr Bichl wurde nach einer Abstimmung auch schon einmal aus der Fraktion ausgeschlossen. Das hielt ihn aber nicht ab, weiter für seine Kollegen zu kämpfen und so gründete er kurzerhand eine neue Fraktion.
Rapidler mit Herz und Seele
Neben der Tätigkeit für das Bezirksmuseum gilt Herrn
Bichls Leidenschaft vor allem dem Sport: „Ich war immer sehr sportinteressiert und bin bereits in meiner Schulzeit gelaufen. Zum 65er habe ich mir dann selbst den Wachau-Marathon geschenkt.“ Außerdem ist er mit Herz und Seele Rapidler.
Letztendlich konnte sich Herr Bichl nach Pensionsantritt noch einen persönlichen Wunsch erfüllen. „Ich wollte immer eine Terrasse haben.“ Viel Zeit, sich darauf auszuruhen, hat er bei der Geschäftigkeit aber nicht. „Wir haben gerade eine neue Ausstellung im Museum: ‚Versunkene Arbeitswelten in Währing‘.“
Geöffnet ist das Bezirksmuseum montags, donnerstags und sonntags. Herr Bichl ist garantiert auch anwesend - sofern er nicht gerade läuft oder seine Terrasse genießt.
Roland Granser
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