Schmelztiegel oder nur Fluchtweg?
Für die meisten Menschen dient die Gentzgasse nur noch als Durchzugsstraße und Drehscheibe zu den Nachbarbezirken. Doch wenn man sich die Zeit nimmt, kann man erkennen, dass die Gasse sehr viel mehr zu bieten hat.
Ob historisches Gemäuer oder adaptierte Begegnungsstätten, die Gentzgasse bietet heute das Bild einer lebendigen, multikulturellen Gemeinschaft aus ganz Europa und der Welt. Kulturelle und geistige Orte der Begegnung wie die schwedische Kirche oder auch das von türkischen Zuwanderern gegründete Theater des Augenblicks finden sich hier ebenso wie alteingesessene Traditionsbetriebe.
Passende Beratung
Während es in anderen Bezirken meist die kulinarischen Angebote sind, welche von Immigranten angeboten werden, sind es in der ursprünglich als Herrengasse bezeichneten, 1894 zu Ehren des Schriftstellers und Staatsmannes Friedrich von Gentz in Gentzgasse umgetauften Straße die auf bestimmte Fachbereiche spezialisierten Geschäfte, die von Zuwanderern betrieben werden. So können interessierte Leser in der spanischen Buchhandlung fündig werden. Wer sich gerne zum angeblich schönsten Tag des Lebens einkleiden will, findet hier ebenso die passende Beratung.
Probates Mittel Spezialisierung
Überhaupt scheint sich im Schatten der übermächtigen Währinger Straße die Spezialisierung als ein probates Mittel zum Überleben im gnadenlosen Verdrängungswettbewerb zu erweisen. Viele leerstehende Geschäfte bezeugen leider, dass auch hier, wie in vielen anderen ehemals florierenden Einkaufstraßen, nur überlebt, wer etwas wirklich Einmaliges anzubieten hat. Zur Misere trägt auch der vor allem im unteren Abschnitt der Gentzgasse herrschende akute Mangel an Parkmöglichkeiten bei. Da die parallel laufende Währinger Straße zum größten Teil bereits nur mehr Kurzparkzonen anzubieten hat, verkommen die Gentzgasse und ihre Seitengassen stellenweise zum Fluchtgebiet von Kurzparkmuffeln. So mancher Geschäftsmann wünscht sich daher von der Bezirksvorstehung endlich konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Aber vielleicht schaffen ja die geplanten Parkgaragen endlich den notwendigen Stellplatz, damit Einkaufen auch hier wieder ungestört möglich wird.
Roland Granser
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