Was wünschen Bürger statt der Uni?
Die Wirtschaftsuniversität siedelt bereits 2011 um. Für die Nutzung des riesen Areals an der Spittelau, das mit dem Franz-Josefs-Bahnhof eine Einheit bildet, gibt es noch keine Pläne. Bezirksvorsteherin Malyar will nun die Bevölkerung befragen, Grüne und VP befürchten eine Alibi-Aktion.
(vea). Das Gebiet der Wirtschaftsuniversität (WU) samt Franz-Josefs-Bahnhof umfasst rund acht Prozent der gesamten Fläche des neunten Bezirks. Keine Kleinigkeit, betrachtet man auch die wirtschaftliche (rund 5.500 Personen arbeiten im Planungsgebiet) und verkehrstechnische (U4 und U6 Knotenpunkt) Relevanz. Mit der Umsiedelung der WU steht die weitere Verwendung der Gebäude zur Diskussion. Auch Bestandsverträge für einzelne Bauteile – vor allem Büros – laufen nämlich demnächst aus.
„Die Stadt Wien und auch der Bezirk haben hier keine Eigentumsrechte. Der Grund gehört dem Bund“, erklärt Bezirksvorsteherin Martina Malyar. „Eine Möglichkeit zur Mitbestimmung ergibt sich aber über den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Auf diesem riesigen Areal können und müssen städteplanerische Akzente gesetzt werden“, ist Malyar überzeugt.
Bürger sollen Wünsche äußern
Bevor nun im Detail über die Verwendug diskutiert wird, will die Bezirksvorsteherin die Bevölkerung befragen, was für das Areal gewünscht wird. 17.000 Haushalte werden im Zuge einer Bürgerbefragung angeschrieben und zu ihren Vorstellungen befragt. Wenn die Wünsche bekannt sind, können diese in entsprechende Verhandlungen mit Stadtplanung und Eigentümernverhandelt werden, so die Pläne der Bezirksvorsteherin. „Der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ist das Steuerungselement schlechthin, das die Gemeinde und der Bezirk hier haben, den Interessen der Bevölkerung Nachdruck zu verleihen. Wenn es jetzt gilt, vor Beginn des eigentlichen Planungsprozesses für dieses Areal Ideen, Vorstellungen und Ziele zu erarbeiten, müssen die Alsergrunderinnen und Alsergrunder eingebunden werden!“ Das riesige Areal sei ein Riegel, der das dicht besiedelte Lichtental vom Donaukanal baulich trennt. Diese Barriere müsse zukünftig durchbrochen werden, meint Malyar weiter.
Tenor: Beteiligung ja, aber zu spät
Die Idee der Bürgerbeteiligung finden auch die anderen Parteien prinzipiell begrüßenswert. Verwunderunge herrscht jedoch nur über den Zeitpunkt. „Bürgerbeteiligung gut und schön, aber wieso erst jetzt?“ fragt Klubobmann der VP Alsergrund, Gregor Eitler. „Es läuft uns die Zeit davon. Hiebei müssen viele zusammenwirken und der Prozess dauert sicherlich nicht nur sechs Monate.“ Die ÖVP habe bereits vor zwei Jahren auf eine Ideenfindung gedrängt. Damals sei aber nichts passiert.
Auch die Grünen sind über das Vorgehen Malyars mehr als verwundert. „Eine Beteiligung der Anrainer ist für uns bei solchen Projekten sowieso selbstverständlich“, sagt BV-Stellvertreter Stefan Freytag. Insbesondere wichtig wäre aber eine Einbeziehung der lokalen Wirtschaft, meint Freitag weiter. „Wir haben schon 2006 ein Leitbild für das gesamte Areal beantragt, darauf wurde nicht reagiert. Ein halbes Jahr vor dem Ausziehen der WU fängt man nun an Ideen zu sammeln. Das ist sehr spät,“ wundert sich Freytag.
Keine Information
„Die Entwicklung wurde verschlafen, ein wirklich innovatives städtebauliches Projekt mit ernsthafter Einbindung der Bürger hätte schon viel früher passieren müssen“, kritisiert Freytag weiter. Bis jetzt habe es Null Informationen gegeben. „Hinter verschlossenen Türen wird offensichtlich alles vorbereitet, dann wird – aus durchsichtigen Motiven bis kurz vor der Wahl gewartet um dann noch Bürgerbeteiligung zu spielen – das ist eigentlich fahrlässig“, macht Freytag seinem Ärger Luft.
„Ich bin überzeugt, dass die Stadt Wien und Planungs-Stadtrat Rudi Schicker an den Ideen und Wünschen der Bevölkerung Interesse zeigen werden“, ist Martina Malyar jedoch von der Befragung überzeugt.
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