Kultur
Land übernimmt Künstlerdorf Neumarkt an der Raab
Das Land Burgenland hat das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab übernommen. Für die Erhaltung der sieben denkmalgeschützten alten Häuser ist künftig die Landesimmobiliengesellschaft, die das Ensemble gekauft hat, zuständig, für die programmatische Ausrichtung der Kulturveranstaltungen wie bisher der Künstlerdorf-Verein. Diese Einigung gaben Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Vereinsobfrau Petra Werkovits heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz bekannt.
Es waren vor allem Haftungs-, Finanzierungs- und Bau-Fragen, die ihr und ihren Vorstandskollegen oft schlaflose Nächte bereitet hätten, bekannte Werkovits. "Wir arbeiten ehrenamtlich, aber wir haften trotzdem für alles."
Neues Kuratorium
Diese Bürde nimmt das Land nun ab. Für das Künstlerdorf wurde ein Kuratorium eingerichtet, das aus Vertretern des Vereins, des Landes und der Gemeinde St. Martin an der Raab besteht. Hier werden sowohl die Entscheidungen über die Renovierungsmaßnahmen für die alten Häuser als auch über das kulturelle Programm gefällt. Außerdem übernimmt das Land die Personalkosten für die vier Angestellten des Vereins.
Druckwerkstatt
"Es ist Aufgabe der öffentlichen Hand, den Kulturbetrieb abzusichern, damit Kunst und Kultur stattfinden können", betonte Doskozil. In Neumarkt ist das in erster Linie die Druckgrafik, die in einer der renommiertesten Druckwerkstätten Österreichs ausgeübt wird. Als künftige Außenstelle der Druckwerkstatt ist auch die alte denkmalgeschützte Ölmühle am Neumarkter Ortseingang im Gespräch, die ebenfalls vom Land gekauft wurde. Die "Dorfgalerie" des Künstlerdorfs verbleibt wie bisher im Besitz der Gemeinde St. Martin.
Revival des Strohdeckens
Geht es nach Landeshauptmann Doskozil, dann soll im Burgenland das alte Handwerk des Strohdeckens ein Revival erleben. Man wolle seitens des Landes dazu beitragen, dafür in Kooperation mit Fachbetrieben wieder eine Expertise aufzubauen. Wir haben in den letzten zwei Jahren zwei Dächer neu eindecken lassen, haben aber nur noch Unternehmen in Polen, Ungarn oder Slowenien gefunden", berichtete Werkovits. Unter dem sehr spezifischen Fachkräftemangel leidet übrigens auch das Freilichtmuseum Gerersdorf.
Die Geschichte des Künstlerdorfes
Der geplante Abriss eines alten Rauchküchenhauses führte den Maler Feri Zotter 1964 zur Gründung des Kulturvereins Neumarkt. Zotter machte aus dem Rauchküchenhaus ein Atelierhaus und legte damit den Grundstein für ein Künstlerdorf, dem weitere alte Bauernhäuser hinzugefügt wurden.
Bildende Künstler und Schriftsteller arbeiteten im Künstlerdorf: Peter Handke, Peter Turrini, Gerhard Roth, Wolfgang Bauer, Werner Schwab, H.C. Artmann, Barbara Frischmuth, Gert Jonke, Alfred Kolleritsch, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Giuseppe Sinopoli, Walter Pichler, Christian Ludwig Attersee, Elfie Semotan, Kurt Kocherscheidt, Martha Jungwirth und viele andere.
Der Künstlerdorf-Verein bietet heute ein vielfältiges Kulturprogramm aus Kursen, Sommerakademie, Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerten und Lesungen.
Über die Geschichte des Künstlerdorfes:
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