Hilfe nach Verletzungen im Hirn

Foto: KK/Klimpt

KÄRNTEN, MOOSBURG. "In Kärnten sind offiziell 12.500 Menschen von erworbenen Hirnschäden betroffen", sagt Ricarda Motschilnig aus Moosburg. "Die Dunkelziffer ist sicher weit höher." Nun hat sie das Netzwerk "Hirnverletzt" gegründet, um Patienten und ihren Angehörigen zu helfen.
Selbst ist Motschilnig auch Betroffene. "Mein Bruder stürzte vor drei Jahren schwer", berichtet sie. "Er zog sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu." Seither ist das Leben des jungen Mannes - vorher studierte er und nahm auch am Ironman teil - nicht mehr dasselbe. "Er ist derzeit kognitiv schwer beeinträchtigt", so Motschilnig. Ein selbstständiges Leben ist nicht möglich. Auch für die Angehörigen ändert sich nach so einem Schicksalsschlag alles.
"Es gibt keine Einrichtungen, wo Menschen mit erworbenen Hirnschäden leben können", spricht Motschilnig aus ihrer Erfahrung. Auch sei es für die Angehörigen sehr schwierig zu den Informationen zu kommen. "Viele wissen nicht, wohin sie sich wenden können", sagt sie.

Kärntner Anlaufstelle für Betroffene

Deshalb möchte sie mit ihrem Netzwerk diesen Menschen helfen. "Wir wollen Anlaufstelle sein", nimmt sie sich vor. Schließlich habe sie in den vergangenen drei Jahren sämtliche Informationen zusammengetragen. "Es muss nicht jeder selbst laufen, wir können das anbieten", so Motschilnig.
Für die Zukunft - derzeit sind zehn Personen Mitglieder des Vereines - plant sich auch ein Case-Management. "Aber das ist noch Zukunftsmusik; der Verein ist in der Aufbauphase." Ihr Ziel ist es auch einen Lebensraum für betroffene Patienten zu schaffen. Derzeit ist sie in engem Austausch mit Ärzten und auch den Kärntner Hilfsorganisationen.
Klar sei nämlich, dass jeder Fall anders ist. "Bis zu 30 Prozent der Patienten hat nach dem Unfall bleibende Beeinträchtigungen", weiß Motschilnig, "Die Akuztmedizin ist großartig, aber nach dem Aufenthalt im Krankenhaus stellt sich die Frage der Betreuung."
Eines ist für Motschilnig nämlich klar: "Das Hirn kann sich in vielen Fällen regenieren", ist sie überzeugt. "Es ist wie ein Muskel." Wichtig seien laufendes Training und Therapie.

Zur Sache - Verein

In Österreich geht man davon aus, dass 180.000 Personen von erworbenen Hirnschäden betroffen sind. In Kärnten sind es 12.500 Personen.

Das Netzwerk "Hirnverletzt" will Betroffene und ihre Angehörigen unterstützen - und auch von gesammelten Erfahrungen profitieren.

Die Vereinsmitglieder sind Anprechpartner, wenn es um Behördengänge, Anträge um Förderungen und Organisation von Therapien geht.

Ebenfalls will Gründerin Ricarda Motschilnig bei der Organisation von Selbsthilfegruppen behilflich sein.

Motschilnig sieht den Verein auch als Interessenvertretung, die sich für angemessene Therapien und Einrichtungen einsetzt - und auf Probleme von Patienten und Angehörigen aufmerksam macht.

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