Die Caritas hat in Kärnten jetzt 800 Freiwillige mehr

Beim Business Lunch im Stadtcafè in Klagenfurt: Caritas-Direktor Josef Marketz mit Gerd Leitner | Foto: Wajand
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  • Beim Business Lunch im Stadtcafè in Klagenfurt: Caritas-Direktor Josef Marketz mit Gerd Leitner
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KÄRNTEN. Regelmäßig tauscht sich Caritas-Direktor Josef Marketz mit Diakonie-Chef Hubert Stotter aus. "Wir haben dieselben Herausforderungen", sagt er. Gerne treffen sie sich dazu im Stadtcafé der Diakonie – so auch zum Business Lunch mit der WOCHE.
"Manchmal schlafe ich schlecht", gibt Marketz unumwunden zu. Auslöser sei die "Desolidarisierung" der Gesellschaft. "Sie ist beängstigend." Für den Priester ist eines klar: "Wenn sich Menschen gegen andere stellen, verfestigt sich das." Dabei würden sich alle Zuwendung wünschen.
Er findet sie in seinem täglichen Morgengebet – er nimmt sich dabei auch Zeit, "die Botschaften der Bibel zu lesen". "Es ist tröstlich zu erfahren, dass ich nicht die ganze Welt retten muss", meint Marketz, "ich muss nur meines tun."

Viele Aufgaben der Caritas

Das Seine ist die Koordination von zirka 1.300 Angestellten der Caritas. "Da gibt es viel abzustimmen", so Marketz. Keine rechte Freude hat er an der derzeitigen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. "Es ist eine ungute Optik", sagt er klar. "Es sieht so aus, als ob wir uns nur mit Flüchtlingen beschäftigen würden." Tatsache aber sei: Nicht einmal zehn Caritas-Mitarbeiter sind mit der Aufgabe betraut. Die Zahl an Freiwilligen, die sich in der Flüchtlingsbetreuung engagieren, ist deutlich höher. Marketz: "Sie machen die Arbeit – wir bieten nur den Rahmen dafür. Und die notwendigen Schulungen."

800 neue Freiwillige

Dass Menschen wirklich helfen wollen, gibt dem Caritas-Chef Kraft. "Es sind in den letzten Monaten 800 Freiwillige dazugekommen", freut er sich. Insgesamt verfügt die Caritas nun über rund 1.400 Adressen von Menschen, die beitragen wollen. Ihnen ist Marketz dankbar. Allerdings: "Diese Leute brauchen kein Gerede davon, wie wichtig sie sind", ist er überzeugt. Das Entscheidende für die freiwilligen Helfer sei vielmehr die Aufgabe. "Sie suchen einen konkreten Sinn in einem konkreten Projekt."
Die Flüchtlingssituation bietet nun die Möglichkeit eines Projekts. "Wir überlegen uns bereits neue Tätigkeiten, die wir den Freiwilligen anbieten können", blickt er in die Zukunft. Ein wesentlicher Bereich müsse die Pflege sein, ist Marketz überzeugt. "Auf Dauer wird sie nicht der Staat alleine leisten können."

Armut als großes Thema

Derzeit beschäftigt ihn die Armut am meisten – jene der Flüchtlinge und auch jene der Kärntner. "Wir entwickeln uns zu einer Neid-Gesellschaft", befürchtet Marketz. Mit Folgen: "So etwas frisst sich in die Herzen der Menschen hinein."
Damit spricht er die Debatte über die Mindestsicherung an. Marketz fragt: "Wenn man das den Österreichern auch noch nimmt – wie sollen sie noch leben?" Er wisse, wovon er spricht; viele Projekte der Caritas sind Beleg für die Armut. "Es besteht die Gefahr, dass die Armen immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden", warnt Marketz.
Das gelte auch für die Flüchtlinge. "Ich kann das Wort Wirtschaftsflüchtling nicht mehr hören", meint Marketz scharf. "Ist das ein junger Syrer, der Kartoffel anbauen kann, aber höchstwahrscheinlich nie ausreichend für sein Überleben ernten wird?"

Eine große Chance für junge Einsteiger

Vor rund 13 Jahren hat die Diakonie das Stadtcafé am Domplatz in Klagenfurt übernommen. Seitdem bietet die soziale Einrichtung nicht nur preiswerte Mittagessen in einem angenehmen Ambiente, sondern auch eine integrative Berufsausbildung für junge Leute. Die Lehre in gastronomischen Berufen wird individuellen Bedürfnissen angepasst – damit erhalten junge Kärntner eine Chance fundiert vorbereitet, einen Job in der Gastronomie zu erhalten.
Den Gästen wird täglich ein anderes Menü serviert; Stammgäste erhalten den Menüplan der Woche per E-Mail zugesendet. Empfohlen ist es, einen Tisch samt Speise zu reservieren – denn: das Team bereitet nur eine begrenzte Anzahl vor.

Zur Sache - Menü

Seit rund 13 Jahren betreibt die Diakonie de la Tour das Stadtcafé am Klagenfurter Domplatz.

Die hauseigene Galerie befindet sich nebenan. Dort stellen Künstler mit Behinderung ihre Werke aus.

Täglich bietet man dort ein Mittagsmenü an. Der Wochenspeiseplan wird an Stammgäste versendet.

Beim Business Lunch gab es: eine Frittatensuppe und Spinatstrudel auf Kräutersauce mit gemischtem Salat.

Beim Business Lunch im Stadtcafè in Klagenfurt: Caritas-Direktor Josef Marketz mit Gerd Leitner | Foto: Wajand
Die Chefin im Klagenfurter Stadtcafè der Diakonie Gabriele Schöffmann | Foto: Wajand

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