100 Jahre Wirtschaft in Kärnten
Franz Pacher: „Die Verwaltung muss eine Servicestelle sein“

Franz Pacher: „Wir müssen Modelle finden, die es erleichtern, Unternehmen zu gründen und Projekte umzusetzen.“ | Foto: Land Kärnten
  • Franz Pacher: „Wir müssen Modelle finden, die es erleichtern, Unternehmen zu gründen und Projekte umzusetzen.“
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Franz Pacher, Wirtschaftskammer-Präsident im Ruhestand, steht der neugeschaffenen Wirtschaftsombudsstelle vor. Im Interview geht er auf deren Aufgaben und Ziele ein.

WOCHE: Warum haben Sie im Juli 2019 die Funktion des Obmanns des Gremiums der Wirtschaftsombudsstelle übernommen?
FRANZ PACHER:
Mich beschäftigt schon seit Jahren das Thema Komplexität der Verfahren für die mittelständische Wirtschaft. Ich möchte mich dabei einbringen, Modelle zu finden, die es erleichtern, Unternehmen zu gründen und Projekte umzusetzen.

Wie funktioniert in der Praxis die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmern und der Wirtschaftsombudsstelle? Zeichnet sich hier bereits ein konkretes Problemfeld für die Unternehmer ab?
Die Probleme sind vielfältig und die Lösungen müssen einfach sein. Die Verwaltung muss noch stärker als bisher eine Servicestelle für Unternehmer sein. Der Unternehmer kommt mit seinem Anliegen, möchte ein Projekt umsetzen und wird von der Verwaltung an der Hand genommen. Ihm wird der Weg aufgezeigt, wie er am schnellsten zum Ziel kommt. Die Wirtschaftsombudsstelle ist hier ein Bindeglied.

Die Aufgaben sind im Wirtschaftsombudsstellengesetz definiert. Dazu gehört auch die jährliche Erstellung eines Wirtschaftsberichts an die Landesregierung.
Die Wirtschaftsombudsstelle sammelt bei ihrer Arbeit Erfahrungen aus der Praxis. Daraus leiten wir Empfehlungen für die Landespolitik ab, um in Zukunft Verfahren zu vereinfachen. Ein Klassiker: Ein kleiner Unternehmer, der keine Tourismusabgabe zu leisten hat, muss trotzdem eine etwa vierseitige Abgabenerklärung ausfüllen. Unsere Vorstellung ist es, dass das mit Hilfe der Digitalisierung mit der Umsatzsteuer automatisiert erfolgt.

Wie hat sich die Wirtschaftsombudsstelle bisher am Prozess „Kärnten unternehmensfreundlich“ beteiligt?
Das große Ziel ist es, Kärnten als unternehmensfreundlichstes Bundesland zu positionieren. Die neue Wirtschaftsombudsstelle ist ein Teil dieses Prozesses. Wir haben bereits gesehen, wie wichtig es ist, dass sich Projektwerber und Beamte schon im Vorfeld eines Projekts an einen Tisch setzen und den Ablauf besprechen.

Wie geht es heuer und darüber hinaus mit dem Prozess „Kärnten unternehmensfreundlich“ weiter?
Bleiben wir beim Beispiel der Tourismusabgabe. Das ist ein konkretes Projekt. Wir werden uns auf Bundesebene einsetzen, dass Gesetze abgeändert werden und die Finanzverwaltung bereit ist, einen Teil der Aufgaben zu übernehmen, so dass der Unternehmer letztendlich von dieser Abgabenerklärung befreit ist, wenn er nicht abgabenpflichtig ist.

Sie waren viele Jahre in der Wirtschaft tätig, als Unternehmer und als Wirtschaftskammer-Präsident. Welche sind die zentralen Erfolgsschlüssel für einen wettbewerbsstarken Wirtschaftsstandort?
Für Leistungsträger ist es wichtig, dass sie eine öffentliche Anerkennung verspüren. Erfolgreichen etwas wegnehmen zu wollen, ist eine schlechte Botschaft. Wir wollen vermitteln: Wer erfolgreich sein will, muss Kärnten als Wirtschaftsstandort auswählen. Bei uns werden erfolgreiche Unternehmer öffentlich nicht getrieben wie Raubtiere, sondern gepflegt wie Haustiere.

Was fällt Ihnen zu „Kärnten – It‘s my Life“ ein?
Der Slogan ist sehr stark, weil er uns mit dem Land verbindet. Wir leben hier und finden das Land lebenswert. Wer diese Einstellung hat, wird auch auf das Land schauen. Ein Slogan ist natürlich nur so stark, wie man ihn mit Inhalten erfüllt.

ZUR PERSON
Franz Pacher
(69) aus Villach war von 1999 bis 2014 Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten. Er betreibt in Villach seit 2010 den ersten Kärntner Co-Working-Space, dem er sich im Ruhestand unverändert widmet. Pacher ist dreifacher Familienvater und siebenfacher Großvater.

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