Training für das kindliche Immunsystem: Nicht zu warm anziehen und trotz Schnupfen in den Schnee

- Primar Gerhard Pöppl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Kirchdorf.
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Allzu große Umsicht in Sachen Erkältungsvermeidung kann einen gegenteiligen Effekt haben.
KIRCHDORF. Die feuchte und kalte Jahreszeit ist für viele Eltern eine ziemliche Belastungsprobe. Ihre Kinder schleppen sich von Erkältung zu Erkältung und es scheint, als würde der Nachwuchs jeden nur möglichen Infekt aus Kindergarten und Schule mit nach Hause tragen. Kein Wunder also, dass so manche Eltern ihre Kinder gestresst in wärmste Kleidung packen oder feucht fröhliche Schneematsch-Spaziergänge lieber unterlassen.
Allzu große Umsicht in Sachen Erkältungsvermeidung kann jedoch auch einen gegenteiligen Effekt haben. Das kindliche Immunsystem ist nicht in gleichem Maße ausgereift wie jenes von Erwachsenen. Es muss sich langsam aufbauen und lernt quasi mit jeder Infektionserkrankung dazu. „Bis zu acht Infekte im Jahr sind bei Kindern daher eher im Normal-Bereich“, sagt Primar Gerhard Pöppl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Kirchdorf, „für die Eltern
ist das natürlich herausfordernd, dennoch rate ich davon ab, die Kinder übertrieben warm anzuziehen oder die Spielzeit im Freien deutlich zu reduzieren.“ Gerade die Bewegung an der frischen Luft – natürlich in adäquater Kleidung – dient als Training um körpereigene Abwehrkräfte zu mobilisieren und die Immunabwehr zu stärken.
Schwitzen als Erkältungsfaktor
Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Kinder – egal ob Baby oder Schulkind – dem Wetter entsprechend angezogen sind. „Generell lässt sich beobachten, dass viele Kinder deutlich wärmer eingepackt werden als man sich selbst anziehen würde“, so der Kinderarzt. "Natürlich sollen die Kinder im Freien nicht frieren. Fangen sie jedoch im Kinderwagen oder beim Spielen an zu schwitzen, so ist das Erkältungsrisiko erheblich größer.“
Da Kinder mehr Wärme über ihren Kopf verlieren als Erwachsene, sollten Eltern darauf achten, dass der spielende Nachwuchs im Freien immer eine Mütze trägt. Sinnvoll ist es auch, nasse Handschuhe rasch zu wechseln und auf warmes, wasserfestes Schuhwerk mit einem rutschfesten Profil zu achten.
Sanfte Abhärtung
Auch wenn es manchmal schwerfällt, solange das Kind nicht fiebert, matt wirkt oder das Essen verweigert, ist von übertriebener Vorsicht abzuraten. Zwar sind Kinder deutlich empfänglicher für Infekte, sie sind jedoch auch widerstandsfähiger und erholen sich meist rasch. Gerade bei banalen Infekten wie dem Schnupfen oder einem einfachen Husten empfiehlt es sich daher, möglichst viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. „Das warme und durch die Heizungsluft trockene Klima in den Wohnräumen trocknet die Schleimhäute aus. Gerade diese bilden jedoch eine wichtige Barriere für eindringende Viren“, berichtet der Kinderarzt.
Wer zusätzlich noch auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Vitaminen und Mineralstoffen achtet und die Keimbelastung im Haus durch regelmäßiges Lüften reduziert, der bietet seinem Kind eine optimale Grundlage, ausgelassen durch den Winter zu gelangen.
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