Die Maultrommel
Auf die Reise mit dem "Dirndl-Locker"

Präsident Franz Kumpl aus Oberschlierbach. | Foto: Foto: Nikolaj Schischigin
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Franz Kumpl (69) aus Oberschlierbach ist Präsident der Internationalen Maultrommel-Gesellschaft.

SCHLIERBACH. Der gebürtige Welser Franz Kumpl hat eine lange Beziehung zum Steyrtal. "Mein Großvater verbrachte in Molln seine Kindheit, der dortige Kaplan wurde später Pfarrer in Marchtrenk, wo ich aufgewachsen bin. Er wurde zu einem guten Freund meines Vaters und schenkte mir die erste Maultrommel."

Die Besten waren in Molln

Kumpl studierte Germanistik, Russisch, Philosophie und Psychologie in Salzburg. In einer Studien-Pause ging er auf Weltreise. Egal ob in Asien, Amerika oder Russland – die Maultrommel war immer in der Hosentasche mit dabei. 1991 kam er auf einer humanitären Mission für die Hilfsorganisation CARE Österrreich nach Jakutsk, Hauptstadt der russischen Teilrepublik Sacha-Jakutien. "Dort fand gerade das 2. Internationale Maultrommelfestival statt. Noch nie habe ich bis dahin so brillante Techniken auf der Maultrommel gehört. Es hat mich fasziniert, dass es Menschen gibt, die das Instrument ernst nehmen." Damals ist die Idee entstanden, die besten Maultrommelspieler und -forscher der Welt für das 3. Internationale Festival in Österreich zu versammeln. "Mir war klar, dass das nur in Molln sein kann.1998 war es dann soweit. Es war ein großer Erfolg", so Kumpl, der seit dieser Zeit auch Präsident der Internationalen Maultrommelgesellschaft ist und als solcher den 44 aktiven Mitgliedern und nationalen Verbänden aus 30 Ländern mit ihrer Vielfalt an Spieltechniken und Bauweisen vorsteht.

Die Maultrommel wird auf der ganzen Welt gespielt. Das Mekka liegt heute im russischen Jakutien. "Dort gibt es nicht nur über 100 Maultrommelschmiede, sondern auch tausende Spieler und hauptsächlich Spielerinnen", so Kumpl. In Europa ist sie neben dem deutschsprachigen Raum vorwiegend in Norwegen, Italien, Ungarn und Frankreich bekannt. Österreich hat zwar eine große Geschichte und herausragende Musiker, die Zentren der Produktion liegen aber jetzt woanders.

Sinnlich & erotisch

Die ältesten Maultrommelfunde sind aus China und über 2.000 Jahre alt. Bereits im 17. Jahrhundert war das Instrument in Österreich bekannt. "Mit dem sogenannten 'Dirndl-Locker' oder 'Menscha-Fanga' wurde um die Gunst der Mädchen beim 'Fensterln' geworben," weiß Kumpl. "Damals war es ein volkstümliches, erotisch-sinnliches Instrument. In Jakutien drücken Frauen heute noch ihre Gefühle den Männern gegenüber mit der Maultrommel aus."

Franz Kumpl investiert sehr viel Zeit für sein Hobby und als Präsident der Maultrommelgesellschaft wird er um Videobotschaften für Maultrommel-Events gebeten, hält Videokonferenzen mit Vorstandsmitgliedern auf der ganzen Welt und ist hauptverantwortlich für das nächste, zehnte Internationale Maultrommelfestival. Das soll 2026 entweder in Japan oder in der Schweiz stattfinden. "Es macht einfach unglaublich viel Spaß. Man trifft viele 'schräge Vögel' und interessante Menschen. Mein Ziel war es immer, zwischen den Kulturen zu arbeiten. Die Maultrommel ist ein super Medium dafür. Sie ist auf der ganzem Welt daheim."

Heavy Metal mit Obertönen

Das Instrument erlebt wie in der Zeit der Romantik wieder einmal eine Renaissance. "Ich denke, dass die Naturtöne der Maultrommel in unserer Welt der Fakes und Krisen wieder interessant werden. Es ist ein archaisches Instrument, das einem Synthesizer ähnlich klingt. Man kann mit der Maultrommel sowohl ethnische Volksmusik wie Trance-Techno spielen. Auch Heavy Metal-Bands haben ein Faible für die Maultrommel" so Kumpl.

Maultrommel-Virtuosen gibt es demnächst auch im Bar-Café Hildegard in Kirchdorf zu hören. Am 14. April (18 Uhr) kommt etwa Wolf Janscha. "Für mich ist er einer der Besten auf der Welt. Er spielt unglaublich", so Franz Kumpl.

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