Für mehr Würde und Selbstwert
Barber Angels: Harte Schale, weicher Kern
Alexander Mayr aus Kirchdorf ist Österreich-Präsident des sozialen Friseurvereines.
KIRCHDORF (sta). Seit 2018 ist der Kirchdorfer Friseur Alexander Mayr, der einen Salon in Kirchdorf und einen in Wien führt, Mitglied beim sozialen Friseurverein "Barber Angels".
Im Rocker-Outfit geben die Mitglieder Obdachlosen und Bedürftigen mit einem kostenlosen Haarschnitt etwas Würde und Selbstwertgefühl zurück. Seit Mai 2019 ist Mayr Österreich-Präsident der Vereinigung. Die BezirksRundschau traf ihn zum Interview.
Alex, welche Ziele hast du als Präsident der "Barber Angels"?
"Für mich ist das eine große Ehre. Ich möchte als Präsident den Grundgedanken und die Idee unseres Gründers und Präsidenten der Barber Angels Deutschland, Claus Niedermaier, auch in Österreich weitertragen. Zum anderen ist es mir wichtig, unseren Verein gemeinsam weiter zu entwickeln und wir möchte andere Branchen wachrütteln – sie dazu bewegen, gemeinsam zu helfen. Nicht allen Menschen geht es so gut, wie uns. Da muss man was machen."
Wieviele Mitglieder habt ihr und woher kommen sie?
"Derzeit haben wir 50 Mitglieder aus ganz Österreich. Führend sind die Bundesländer Salzburg und Oberösterreich mit jeweils zwölf 'Engeln'. Es ist immer wieder schön, diese Einigkeit erleben zu dürfen. Wenn wir als 'Barber Angels' unterwegs sind, ist das für uns keine Arbeit im herkömmlichen Sinn. Es ist oft trotz der Traurigkeit und mancher schlimmen Schicksale für uns die Freude am gemeinsamen Helfen."
Warum bist du ein Barber Angel geworden?
"Soziales Engagement gehört schon seit meinem 16. Lebensjahr zu meinem Leben. Damals kam ich zu der Feuerwehr. Als ich von den Barber Angels das erste Mal über Facebook gelesen habe, hat mich das so beeindruckt, dass ich mich auch hier engagieren wollte.
Wieviele Einsätze habt ihr?
"Unsere Einsätze laufen quer durch Österreich. Bisher hatten wir 30 Einsätze, bei denen wir mehr als 1.300 Personen die Haare und Bärte geschnitten haben. Die Anreise zu den Einsätzen erfolgt immer auf eigene Kosten, auch eventuelle Nächtigungen werden von den Mitgliedern selbst getragen. Unsere Mitglieder zahlen auch einen monatlichen Beitrag, um die Lederkutte mit den BAB-Patches tragen zu dürfen. Mit der einheitlichen Kleidung möchten wir auch Berührungsängste abbauen."
Was waren deine berührendsten Erlebnisse?
"Es gibt immer wieder schöne Momente, wo du die Dankbarkeit spürst. Meinen persönlich emotionalsten Moment hatte ich mit einem Kunden in Wien. Nach einem ganz normalen Haarschnitt, stand er mit Tränen in den Augen auf, umarmte mich und sagte: 'Danke für das Haareschneiden und dass du mir eine halbe Stunde lang zugehört hast. Dank dir durfte ich mich wieder einmal wie ein Mensch fühlen'. Das sind Momente, wo du mal eine kurze Pause brauchst und dich fragst, was mit unserer Gesellschaft eigentlich los ist."
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