Mit Wartberger Filmemacher in das Reich des Blues oder: Mit 81 Jahren – da fängt das Leben an…

Das Pflücken von Baumwolle in brütender Hitze und Schneiden von Holz an den sumpfigen Ufern des Mississipi krümmte seinen Körper. Am Abend schulterte er statt der Kettensäge die Gitarre, sang den Blues und füllte den 12-Takter mit Geschichten vom entbehrungsreichen Leben und Ausbeutung, von der Liebe und Sehnsucht. Der ideale Stoff für ein Roadmovie – das dachte sich auch der gebürtige Wartberger Filmemacher Wolfgang Pfoser-Almer. Also packte er zusammen mit seinem Filmteam die Kameraausrüstung, flog mit bescheidenem Budget, aber großer Leidenschaft in die USA und dokumentierte das Leben von Leo „Bud“ Welch – das Ergebnis ist der grandiose Film „Late Blossom Blues“, eine Reise in die Welt des Blues.

WARTBERG/MISSISSIPI (mach): 2014 stand das Linz-Fest unter dem Motto „Alt Ist Das Neue Neu“ – Pfoser-Almer, der künstlerische Leiter des Festivals, war auf der Suche nach einem „real Bluesman“ und fand das bisher unbekannte Genie in den Tiefen des Mississipideltas – den damals bereits 81-jährigen Leo „Bud“ Welch. Knorrig wie die von ihm geschnittenen Bäume, mit einem Gesicht aus gelebtem Leder sorgte er bei den Zuhörern für Gänsehaut-Feeling und Begeisterung. Was Leo auf den sechs Saiten seiner pinkfarbenen No Name –Gitarre zauberte, war Blues-Faszination der Extraklasse. „Welch ist einer der letzten echten Blues-Musiker“, schwärmt der Filmemacher. „Bud“ ist auch der lebende Beweis, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu leben – in einem Alter, wo sich andere schon um einen Platz im Altersheim umschauen, strotzt der spätentdeckte Künstler nur so von vitaler Energie und erreicht mit seiner tiefschwarz-gefärbten Stimme (das Ergebnis von 70 Jahren rauchen) und seinem Charisma die Herzen. Pfoser-Almer schmunzelt: „Während wir nach den Dreharbeiten hundemüde ins Bett fielen, ging Leo noch mit Mädchen, die seine Enkelinnen sein könnten, tanzen. Unglaublich diese Energie!“

„Late Blossom Blues“ …

ist ein Film, der Auge, Ohr, Intellekt und Emotion anspricht. Ein witziges, melancholisches und vor allem sehr berührendes Porträt, eine echte Blues-Story. Voller Südstaaten-Schauplätze in ausdruckstarken Bilder und Kontrasten, die durch Kameraführung und gelungene Charakterdarstellung perfektioniert werden: Baumwollfelder, turmhohe Wassertanks, verrauchte Juke-Joints (Blues-Kneipen), Trucks neben leeren, staubigen Straßen, klapprige Holzhäuschen und Gospel-Kirchen. „Wir nahmen einmal an einer 3- stündigen Gospel-Messe teil“, erzählt Pfoser-Almer, „ein bewegendes Erlebnis“. „Ich habe in den letzten 2 Jahren mehr verdient als in den 80 Jahren zuvor“, gibt der Blueser im Film preis, trotzdem blieb sein Lebensstil bescheiden-erdig: Im Schaukelstuhl wippend wartet Leo Welch in flimmender Hitze vor seiner ärmlichen Behausung auf seinen Freund und Entdecker Vencie Varnado und seine Schlagzeugerin – seine kongeniale Begleiterin, die den Blues locker aus Hand- und Fußgelenken trommelt.

Blues will never die!

Wolfgang Pfoser-Almer bannte diese unglaubliche Lebensgeschichte auf die Leinwand… und sie ist noch nicht vorbei: Leo „Bud“ Welch ist immer noch auf Tour und begeistert mit eingängigem Gitarrenspiel und schlichter Besetzung Blues- und Gospelfans. Auch in St. Pölten, Weyer und Schlierbach. „Am 22. März feierte er seinen 85. Geburtstag“, sagt Wolfgang Pfoser-Almer, „vor 1 Monat war ich bei ihm zu Besuch. Er lebt, raucht und bluest wie eh und je“.

Wer nun vom Bluesfeeling gepackt wurde: Die INOK bringt "Late Blossom Blues" und den Filmemacher Pfoser-Almer am 1.6.2017 ins Kirchdorfer Kino.
So keep on rocking und lebt eure Träume!

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