80 Ochsen und eine Uhr, die ihrer Zeit voraus ist
Seit heuer führt der Gründer des Stifts Kremsmünster, Herzog Tassilo III, höchstpersönlich durchs Kloster.
KREMSMÜNSTER (wey). Wobei: Das mit dem "höchstpersönlich" ist so eine Sache. Schließlich weilt Bayernherzog Tassilo III. seit mehr als 1200 nicht mehr unter uns. Seine irdische "Vertretung" übernehmen stattdessen der Wartberger Christian Hablig und zwei Kollegen. Sie begleiten die Besucher, als Bayernherzog Tassilo verkleidet, zum Ursprung des Klosters und zu anderen Plätzen, an denen die Standard-Touren nicht vorbeikommen.
So staunen Touristen und Schüler nicht schlecht, als "Herzog" Christian am Fuße des Spindlerturms seine Stimme – und seinen Blick – erhebt. Dort auf dem Turm befindet er sich gleich noch einmal, quasi in Stein gemeißelt. Neben ihm: sein Cousin Karl der Große und Kaiser Heinrich II. Darüber: eine Turmuhr, die stets fünf Minuten vorgeht. "Damit es die Mönche, die sich im benachbarten Stiftskeller aufhielten, immer rechtzeitig zum Gebet schafften", erzählt der Herzog augenzwinkernd. Die Gruppe setzt sich in Bewegung – aber nicht etwa ins Stift hinein, sondern hinaus auf die Straße. Schließlich befindet sich der eigentliche Ursprung des Stifts außerhalb der heutigen Mauern – in der gleichnamigen Siedlung. Die Reste der alten Sigmundskirche, die man hier gefunden hat, dürften der Ursprung der Klosteranlage gewesen sein.
Nun beschleunigt der Herzog den Schritt, denn bis zum Denkmal für seinen Sohn Gunther ist es nicht mehr weit. Wie könnte es auch anders sein, gibt der wehmütige Vater hier die berühmte Legende vom Tod seines Sohnes durch einen Keiler und seine anschließenden Visionen vom Hirschen mit brennendem Geweih zum Besten. Amüsanter ist da schon die Story von den 80 Ochsen, die eines Tages am Karnisseltag für die Bevölkerung geschlachtet und aufgetischt wurden, und von der Steuererhöhung, die diese Aktion dem Stift einbrockte, nachdem das Kaiserhaus davon Wind bekam. Oder die Geschichte von den zwei imposanten Brauhäusern, die zwar gebaut, aber nie in Betrieb genommen wurden. Oder jene vom einst höchsten Gebäude Europas, der Sternwarte, bei dessen Rohbau die obersten Stockwerke wieder eingestürzt sind. Und schließlich von der Moschee von Abt Bonifaz Negele, der mit dem bescheidenen Mönchsleben so gar nichts anfangen konnte. Aber wissen Sie was? Das soll Ihnen der Herzog am Besten selbst erzählen! Nähere Infos gibt es unter www.stift-kremsmuenster.net.
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