Bezirk Kirchdorf
Die artenreiche Vielfalt unserer Natur Teil Zwei

Höhlentier des Jahres 2022: Kleine Hufeisennase | Foto: Katharina Buerger
10Bilder
  • Höhlentier des Jahres 2022: Kleine Hufeisennase
  • Foto: Katharina Buerger
  • hochgeladen von Marion Aigner

Mit der Ernennung von verschiedenen Organismen möchte man Bewusstsein für eine bestimmte Art oder einen Lebensraum schaffen und unter anderem auf Gefährdungen aufmerksam machen.

BEZIRK KIRCHDORF. Auch dieses Jahr werden wieder die Arten des Jahres für Österreich präsentiert. Der Verband der Höhlenforscher (VHÖ), die Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ), die Österreichische Gesellschaft für Hepetologie (ÖGH), die Arbeitsgemeinschaft Mineral des Jahres, sowie 84 Arachnologen, das Naturhistorische Museum Wien, die Arachnologies Gesellschaft (AraGes) und die European Society of Arachnology (ESA) möchten den diesjährigen Arten und ihren Lebensräumen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und gleichzeitig zeigen, welche Vielfalt die Natur in Österreich zu bieten hat.

Kleine Hufeisennase

Die Kleine Hufeisennase wurde zum Höhlentier des Jahres 2022 vom VHÖ gewählt. Sie ist eine der kleinsten einheimischen Fledermausarten. Im Sommer nutzt die kleine Hufeisennase vor allem Dachböden zur Aufzucht ihrere Jungen, während sie von November bis März in Höhlen, Stollen und Kellern Winterschlaf hält. Die Hufeisennase steht für eine große Zahl von Tierarten, welche auf geschützte und frostfreie Rückzugsorte unter Tage angewiesen sind. In vielen Gebieten Europas waren für die Kleine Hufeisennase im letzten Jahrhundert teils dramatische Populationseinbrüche zu verzeichnen. Daher wird sie in der Roten Liste gefährdeter Säugetiere in Österreich als "gefährdet" eingestuft. Mit der Wahl der Kleinen Hufeisennase will der VHÖ darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht. Auch im Nationalpark Kalkalpen konnten Bestände der Kleinen Hufeisennase nachgewiesen werden.

Höhlentier des Jahres 2022: Kleine Hufeisennase | Foto: Katharina Buerger
  • Höhlentier des Jahres 2022: Kleine Hufeisennase
  • Foto: Katharina Buerger
  • hochgeladen von Marion Aigner

Spodumen

Das Mineral des Jahres für Österreich wird seit 2018 von der Arbeitsgemeinschaft Mineral des Jahres gewählt, in dessen Beirat die bedeutendsten mineralogischen Staatsinstitutionen, Museen, Organisationen und Vereine repräsentiert sind.
Spodumen wurde zum Mineral des Jahres 2022 gewählt. Es ist ein natürlich vorkommendes Kettensilikat, welches aus den chemischen Elementen Lithium, Aluminiu, Silizium und Sauerstoff aufgebaut ist. Chemisch rein ist die Verbindung farblos – jedoch führen in der Natur mannigfaltige Verunreinigungen zu einer breiten Palette an Farben. Während das gemeine Mineral oft in weißlichen, gräulichen, bräunlichen oder gelblichen Tönen recht unscheinbar wirkt, treten auch teilweise intensiv gefärbte rosa, violette, grüne und gelbe Varietäten auf, welche sich als Schmucksteine großer Beliebtheit erfreuen. Die Härte ist relativ hoch und liegt zwischen jener von Fensterglas und jener von Quarz.
Erstaunlich ist dabei die Größe, die Exemplare von Spodumen erreichen können: In österreichischen Vorkommen sind Kristalle von einigen Zentimetern Größe keine Seltenheit, wenngleich das regelrecht winzig erscheint verglichen mit den bis zu fast 15 m langen Giganten, die in den USA gefunden wurden. Diese gehören zu einigen der allergrößten Kristalle, die bisher auf der Erde entdeckt wurden.
Neben einem interessanten Sammelobjekt für Mineralienliebhaber zeichnet sich Spodumen durch eine breite Palette an Anwendungen in Wirtschaft und Wissenschaft aus: Beispielsweise sämtliche Schmuckstein-Varietäten, aber auch für Lithium Batterien. 

Mineral des Jahres 2022: Spodumen | Foto: Robert Krickl
  • Mineral des Jahres 2022: Spodumen
  • Foto: Robert Krickl
  • hochgeladen von Marion Aigner

Wechselkröte

Ihr beige-grün geflecktes Tarnmuster mit rötlichen Knubbeln und grünlichen Augen macht die Wechselkröte zum unverwechselbaren Sympathieträger unter den einheimischen Amphibien. Die seltene und in Österreich durch Lebensraumverluste stark gefährdete Art wurde zum Lurch des Jahres 2022 gekürt, wie die ÖGH bekannt gab.
Die Wechselkröte ist eine Echte Kröte. Während das Männchen eher hellgrau erscheint, ist die Körperoberfläche des Weibchens weißlich. Ein grünliches Fleckenmuster ziert beide. Entsprechend ihrer Umgebung können sie ihre Grundfärbung wechseln – daher auch der Name. Die Wechselkröte verlässt Ende März ihr Winterquartier.
In Österreich findet man sie vor allem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Ebenso in einigen Regionen Oberösterreichs, der Steiermark, Kärntens und Tirols.
Die Wechselkröte ist in der Roten Liste Österreich als „gefährdet“ eingestuft.

Lurch/Reptiel des Jahres 2022: Wechselkröte | Foto: DGHT Trapp
  • Lurch/Reptiel des Jahres 2022: Wechselkröte
  • Foto: DGHT Trapp
  • hochgeladen von Marion Aigner

Trommelwolf

Der Trommelwolf  gehört zur Familie der Wolfspinnen.  Gewählt wurde die „Europäische Spinne des Jahres“ von 84 Arachnologen aus 27 europäischen Ländern. Die Koordination der Wahl liegt beim Naturhistorischen Museum Wien, in Zusammenarbeit mit der AraGes und der ESA. Mit der Wahl der Spinne des Jahres soll aber nicht nur eine „wenig beliebte“ Tiergruppe ins rechte Licht gerückt und auf einen bedrohten Lebensraum hingewiesen werden. Gleichzeitig erhoffen sich die Wissenschaftler, Daten zur aktuellen Verbreitung zu erhalten.
Der Trommelwolf baut wie die meisten Wolfspinnen kein eigenes Netz, sondern wartet als tagaktiver Lauerjäger auf seine Beute, vornehmlich Insekten.
Zur Balz im Frühjahr trommeln die männlichen Tiere mit ihrem Hinterleib auf trockene Blätter und erzeugen dadurch ein auch für den Menschen hörbares, „schnurrendes“ Trommelgeräusch, welches dieser Spinne auch zu ihrem deutschen Namen verholfen hat.
Ausgewachsen kommt der Trommelwolf von März bis November vor, wobei die Männchen meist nach der Paarung sterben, die Weibchen aber oft noch den Winter überdauern können.
Es handelt sich um eine der seltensten Spinnen Österreichs mit nur wenigen Nachweisen aus Vorarlberg, der Steiermark und dem Burgenland. Durch die zunehmende Bedrohung und Zerstörung vieler seiner bevorzugten Lebensräume steht der Trommelwolf auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten. In Österreich gilt er als vom Aussterben bedroht, in Deutschland als gefährdet.

Spinne des Jahres 2022: Trommelwolf | Foto: Arno Grabolle
  • Spinne des Jahres 2022: Trommelwolf
  • Foto: Arno Grabolle
  • hochgeladen von Marion Aigner

Posthornschnecke

Das Weichtier des Jahres wird von der Malakologischen Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur in Salzburg ernannt und macht auf die Gefährdung von Arten durch Lebensraumverlust aufmerksam.
Die Posthornschnecke ist eine der größten heimischen Wasserschnecken.
Der Weichkörper ist dunkelbraun bis rötlichschwarz, selten rötlich.  Die Posthornschnecke ist die einzige europäische Wasserschnecke, die Hämoglobin besitzt. Dies hilft, um auch in sauerstoffarmen Gewässern ohne Luftatmung zu überleben. Die Schnecke gehört zwar zu den Lungenschnecken, die Sauerstoffaufnahme geschieht aber großteils durch die Haut. An der Kopfbasis hat sie zwei Fühler, die nicht einziehbar sind. Daneben liegen die Augen.
Die Posthornschnecke ernährt sich hauptsächlich von Algen und Zerreibsel. Nur ganz selten nimmt sie auch lebende Pflanzen und Aas zu sich. Die Nahrungsaufnahme geschieht wie bei den meisten Schnecken mit der Radula, einer Reibzunge mit einer Vielzahl von kleinen Zähnchen.  Die Tiere können im Freiland bis zu zwei Jahre alt werden, in Aquarien bis über vier Jahre.
Die Posthornschnecke lebt in pflanzenreichen, stehenden und langsam fließenden Gewässern im Uferbereich in bis zu drei Metern Wassertiefe. Sehr oft findet man sie in Gartenteichen und anderen künstlich angelegten Gewässern.
In Österreich wird die Posthornschnecke auf der Roten Liste bedrohter Tierarten als „nicht gefährdet“ angeführt. Gefahr droht neben der Gewässerverschmutzung durch Trockenlegung von Tümpeln und Instandhaltungsarbeiten von Entwässerungsgräben, bei denen die Wasserpflanzen entnommen werden.

Weichtier des Jahres 2022: Posthornschnecke | Foto: Robert Patzner
  • Weichtier des Jahres 2022: Posthornschnecke
  • Foto: Robert Patzner
  • hochgeladen von Marion Aigner

Braunes Langohr

Das Braune Langohr gehört zu den mittelgroßen heimischen Fledermausarten. Wie alle Arten aus der Gattung der Langohren besitzt es sehr lange Ohren, welche durch eine Hautfalte auf der Stirn miteinander verbunden sind. Das Braune Langohr ist eine typische Waldfledermaus, welche Baumhöhlen, aber auch Dachböden von Gebäuden als Sommerquartiere nutzt.
Die KFFÖ und über 30 weitere Partnerorganisationen von BatLife Europe haben das Braune Langohr zur Fledermaus des Jahres 2022 gekürt.
Ausgewachsene Individuen des Braunen Langohrs sind am Rücken hellbraun bis rötlichbraun gefärbt, auf der Bauchseite ist das Fell weiß bis gelblich. Die Füße sind stark behaart. Das Gesicht und die Ohren sind hellbraun, die Schnauze mit einem deutlichem Drüsenpaar versehen.
In Österreich ist das Braune Langohr weit verbreitet, es ist auch bei uns im Nationalpark Kalkalpen anzutreffen. Sie jagen vor allem in Wäldern.
Das Ausbringen von Holzschutzmitteln im Quartier und der Quartierverlust wirken sich negativ auf das Braune Langohr aus. Alte, höhlenreiche Bäume sind in unserer Kulturlandschaft Mangelware, zahlreiche Dachböden wurden in den letzten Jahren verschlossen. Obwohl das Braune Langohr in Europa noch häufig anzutreffen ist, muss sein Bestand kritisch beobachtet werden. Die Rote Liste Österreichs hat das Braune Langohr als „nicht gefährdet“ eingestuft.

Fledermaus des Jahres 2022: Braunes Langohr | Foto: Josef Limberger
  • Fledermaus des Jahres 2022: Braunes Langohr
  • Foto: Josef Limberger
  • hochgeladen von Marion Aigner
Die artenreiche Vielfalt unserer Natur Teil Eins
Die artenreiche Vielfalt unserer Natur Teil Drei
Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Kirchdorf auf MeinBezirk.at/Kirchdorf

Neuigkeiten aus Kirchdorf als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Kirchdorf auf Facebook: MeinBezirk.at/Kirchdorf - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Kirchdorf und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.