Ahnenforschung
Endlich Ahnung von den Ahnen

Katharina Ulbrich: Auf den Spuren der Ahnen | Foto: Richard Macheiner
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Wer beim Thema Ahnenforschung an ein altmodisches Hobby denkt, das sich inmitten von verstaubten Bücherbergen in muffigen Kellerarchiven abspielt, irrt sich. Ahnenforschung ist längst im 21. Jahrhundert angekommen. Digitale Datenbanken erleichtern es, Reisen in die Vergangenheit der Familie zu machen. Wer bin ich? Woher komme ich? Diese Fragen beschäftigen unzählige Menschen auf der ganzen Welt, denn die eigene Familiengeschichte ist so spannend wie auch ungewiss.

Kirchdorf/Waldneukirchen. „Ahnenforschung ist wie das Lösen eines Puzzles“, beschreibt die pensionierte Geschichtsprofessorin Katharina Ulbrich die Faszination, „Teil für Teil fügt sich zusammen“. Oft benötigt man mehrere Stunden der Recherche, bis man alle Daten von nur einer einzigen Person erforschen kann. „Doch die Erfolgserlebnisse sind gewaltig, wenn man wieder Neues in der Vergangenheit der Familiengeschichte entdeckt“, so die Ahnenforscherin.

Wo fängt man an?

Matriken bilden den Schwerpunkt der Ahnenforschung. Das sind kirchliche Aufzeichnungen von Taufen, Trauungen und Sterbefällen. Dank der Digitalisierung der Kirchenbücher kann nach Einhaltung der Sperrfristen die Suche nach den Ururugroßeltern bequem vom Schreibtisch aus in Angriff genommen werden. „Was früher mühseliges Reisen und stundenlanges Blättern in Archiven erfordert hat, erschließt sich heute mit wenigen Mausklicks“, erzählt die Historikerin. Online-Plattformen wie "Matricula", "Familysearch" und Genteam" stellen historische Unterlagen bereit. Meist beginnen diese Aufzeichnungen mit Anfang des 17. Jahrhunderts. „Von dort an war es Pflicht in den Pfarren alles aufzuschreiben, wann wer geboren wurde, geheiratet hat oder gestorben ist“, weiß Ulbrich. Wer die Geschichte seiner Ahnen ergründen will, kommt trotz Internet an klassischen Recherchewegen nicht vorbei, „vor allem Archive sind oft das Salz in der Suppe“.
In digitalen Zeitungs-Archiven findet man Informationen zur Familien- und Hofgeschichte. „Diese Geschichten machen die Ahnenforschung, die durch Bücher wälzen und schwer lesbare Schriften entziffern, auch trocken sein kann, richtig lebendig“, sagt Ulbrich. Die Leute möchten ja nicht nur wissen, wann die Ururoma geboren ist, sondern was für ein Mensch sie war.

Stolpersteine

Bei der Suche nach familiären Wurzeln ist man oft mit Stolpersteinen konfrontiert. Seien es alte lateinische Begriffe oder Dokumente in Kurrent. „Durch die Digitalisierung haben wir Zugriff auf viele Originalquellen, mitunter aber Schwierigkeiten, Kurrent lesen zu können“, räumt die Historikerin ein. Früher durfte man bloß die erwünschten Daten aus den Kirchenbüchern rausschreiben. Dabei musste man auch Kurrentschrift in schlechtester Qualität zu lesen erlernen. „Je mehr Übung man hat, desto leichter fällt es“, motiviert die Genealogin.

Kein Ende der (F)Ahnen(stange)

„Ahnenforschung braucht viel Zeit und Geduld", betont Ulbrich. Je tiefer man gräbt, um an die Wurzeln der Familiengeschichte zu kommen, desto schwieriger wird es. Spätestens bei den Urgroßeltern versiegt meist die familiäre Wissensquelle - und die Suche beginnt. „Vor dem 18. Jahrhundert ist die Suppe recht dünn. Aber seit Maria Theresia und Josef II. wurde darauf geachtet, dass die Pfarren ihre Aufzeichnungen anständig führen“, weiß die Geschichtsprofessorin. Dennoch gibt es viele Lücken, die Hoffnung auf neu auftauchende Quellen aus der Vergangenheit geben. „Um das Datenskelett mit Fleisch zu füllen, schmökern Sie in Grundbüchern, sammeln Sie alte Fotos und Briefe, spitzen Sie die Ohren, was für Anekdoten in der Familie erzählt werden“, gibt sie als Tipp. Auch Totenbilder sind Fundgruben zum Entdecken der Altvordern, da sie Auskünfte über Alter, Wohnort und Beruf geben. „Waren die Vorfahren Handwerker oder Geschäftsleute“, sagt Ulbrich, „haben sie vielleicht Anzeigen geschaltet“.

Den Ahnen auf der Spur

Wie man sich im Meer der Daten zurechtfindet, zeigt Katharina Ulbrich regelmäßig in Kursen. Quellensuche, Möglichkeiten im Internet und das Lesen von Kurrent in Theorie und Praxis befinden sich in der Werkzeugkiste für angehende Familiendetektive. „Ich möchte die Menschen dazu animieren, Ahnenforschung für ihre Familie und die Nachkommen zu machen“, so die Historikerin.

Weiterführende Links

• Matricula online: Kirchenbücher: Taufe, Hochzeit, Tod: data.matricula-online.eu/de
• Monasterium:  icar- us.eu/cooperation/online-portals/monasterium-net
• Doris: Hofnamen und historische Karten, Flurnamen, aktuelle Karten: doris.at
• Oö. Landesarchiv: landesarchiv-ooe.at
• https://www.facebook.com/groups/Ahnenforschung.in.Oberoesterreich
• "ANNO", digitaler Zeitungs- und Zeitschriftenlesesaal der Österreichischen                          Nationalbibliothek. anno.onb.ac.at
• GenTeam: www.genteam.at
• MyHeritage: www.heritage.at
• Auswanderungslisten Hamburg und Bremen
• Topothek: www.topothek.at/de

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