Gedenkfeiern
Im Gedenken an das Grauen der Kriegsjahre

Gedenkstunde am Freitag,3. Mai 2019um 14:30 Uhr beim Denkmal zur Erinnerung an die Totenmärsche in Bezirk Kirchdorf/Krems bei der Evangelische Kirche in Kirchdorf (B138).
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  • Gedenkstunde am Freitag,3. Mai 2019um 14:30 Uhr beim Denkmal zur Erinnerung an die Totenmärsche in Bezirk Kirchdorf/Krems bei der Evangelische Kirche in Kirchdorf (B138).
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Bei der Leonhardikirche Spital am Pyhrn und bei der evangelischen Kirche Kirchdorf fanden am 3. Mai 2019 Gedenkstunden statt.

KIRCHDORF, SPITAL. "Gemeinsam erinnern - közösen emlékezünk": Unter diesem Motto fand die Gedenkstunde beim Denkmal zur Erinnerung an die Todesmärsche bei der Evangelische Kirche in Kirchdorf statt. Eine 35-köpfige ungarische Gruppe nahm ebenso teil wie Pater Severin Kranabitl, Pfarrerin Waltraud Mitteregger, Vize-Bürgermeisterin Vera Pramberger und Vertreter beider Kirchen.

„Niemals Nummer, immer Mensch!“

Zu diesem Thema der Gedenkfeier in Spital am Pyhrn versammelten sich am 3. Mai 2019 beinahe 50 Personen in der Kirche St. Leonhard in Spital am Pyhrn, um an Säuglinge und Kleinkinder zu denken, die zwischen 1943 und 1945 in Spital starben. Ihre Mütter waren Zwangsarbeiterinnen, die Kinder wurden ihnen unmittelbar nach der Geburt abgenommen und im sogenannten „Fremdvölkischen Kinderheim“ untergebracht.

Aus Polen angereist ist auch eine polnische Delegation: Jerzy Antoni Walasek, der seine ersten Monate in Spital am Pyhrn verbrachte und seine Eltern nie finden konnte, Krystina Ksiazkiewicz, deren Eltern Zwangsarbeiter waren und die in einem Außenlager von Mauthausen zur Welt kam, und Franciszek Wolski, der erst als Erwachsener seine leibliche Mutter wiederfinden konnte. Von seinem Vater kennt er nur den Namen.

„Die Geschichte liebt es, sich zu wiederholen“

Mit diesem polnischen Sprichwort begrüßte der polnische Generalkonsul Bartlomiej Rosik die TeilnehmerInnen an der Gedenkfeier. Rosik: „Es liegt an uns, aus der Geschichte zu lernen. Dazu müssen wir uns mit dem Warum und dem Wie auseinandersetzen. Auf das Warum finde ich keine Antwort – es liegt leider in unserem menschlichen Wesen, Böses zu tun. Das Wie fängt oft mit unscheinbaren Gedankenspielen an, dann kommt es zu verbalen Herabsetzungen, die in Gewalt enden. Wir sollen aus der Geschichte lernen, die Zeichen der Zeit erkennen und der Verletzung der Menschenwürde die Stirn bieten – und immer für Toleranz und Offenheit zu werben.“

„Wir sind nicht dafür verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon!“ Maria Hasibeder, Präsidentin der Katholischen Aktion in Oberösterreich, leitete mit diesem Zitat von Max Mannheimer ihre Gedenkrede ein. Der Ruf „Niemals Nummer. Immer Mensch“ hat hier und heute tiefe Berechtigung. Ihre Überlegungen zum „Fremdvölkischen Kinderheim“ wurden fünfmal von Jugendlichen unterbrochen. Sie bezeugten, warum Ihnen Gedenken heute wichtig sind, und warum sie an der Gedenkfeier teilnehmen.

Im Rüstungsdreieick St. Valentin – Linz – Steyr wurden seit 1942 massenhaft Männer und Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion – „OstarbeiterInnen“ – zur Zwangsarbeit deportiert. Weil die schwangeren Zwangsarbeiterinnen aber als Mütter, die sich um ihre Kinder kümmerten, als Arbeitskraft in Industrie und Landwirtschaft ausfielen, forderte Gauleiter Eigruber eine Lösung vom Reichsführer SS Himmler. So kam es in „Oberdonau“ im März 1943 zur Einrichtung des ersten „Fremdvölkischen Säuglingsheimes“ durch die NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge). Kinder wurden ihren Müttern unmittelbar nach der Geburt abgenommen und in das Kinderheim gebracht. Hier starben von den insgesamt 97 untergebrachten Kleinen 38, von 6 weiteren ist das Schicksal unbekannt. Das jüngste Opfer war drei Wochen, das älteste 18 Monate alt.

Im gesamten deutschen Reich gab es ungefähr 300 solcher Heime mit 200.000 Kindern.

Ein Murmelritual lud alle TeilnehmerInnen ein, Murmeln als Symbol für all das, was den Kindern vorenthalten wurde, in eine Schale zu legen. Diese ist beschriftet mit den (uns bekannten) Namen der in Spital begrabenen Kinder. So wurde von allen eine Geste des Erinnerns gesetzt. Abschließend wurden die Schale, die Kränze und die Lichter, die die Jugendlichen nach ihren Statements entzündeten, zu den Gedenktafeln am Friedhof getragen, wo Abt Nikolaus mit einem Segensgebet die Feier beschloss.

Ein Beitrag von Susanne Lammer

Fotos: Jack Haijes

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