Entdecken, erkennen, erzählen
Leader-Projekt will Kinder für Heimatforschung begeistern
Wie stellt man sich landläufig einen Heimatforscher vor? Im Grunde solche Männer wie August Pfaffenhuemer aus Leonstein oder die Lehrerpersönlichkeit Rudolf Stanzel aus Windischgarsten.
BEZIRK KIRCHDORF. Der Historiker Siegfried Kristöfl aus Kremsmünster kennt die Rolle der Heimatforscher in der Geschichte. Er hat über sie wissenschaftlich geforscht und auch ihre Stellung in der Gegenwart, nicht zuletzt als Leiter eines Ausbildungslehrgangs für Heimatforschung. Er weiß, dass der Altersschnitt der Heimatforscher sinkt. Heutzutage muss man nicht auf seine Pension warten, um freie Zeit für Archivreisen und Bibliotheksbesuche zu haben. Viele Dokumente stehen bereits im Internet zur Verfügung.
"Digital Natives" begeistern
Trotz dieser positiven Veränderungen in der Forschungslandschaft gab es bislang noch keinen Überlegungen, wie man eigentlich "Digital Natives", also die Kinder des 21. Jahrhunderts, für Heimatforschung gewinnen und ihr Interesse wecken könnte. Dieser Ansatz war im vergangenen Jahr Thema einer Workshop-Reihe. Die Antwort lag für die Experten viel eher in der Qualität des spielerischen Lernens als in einer formalen Ausstattung mit Computermaterialien.
"Idealerweise gelingt der Kontakt zur Heimatforschung in den höheren Volksschulklassen mit neun- bis zehnjährigen Kindern, die sich bereits intensiv mit Themen aus der Natur oder aus der Geschichte zu beschäftigen wissen", erklärt Siegfried Kristöfl. "Diese Schüler zu `Heimatforschern´ zu machen, bedeutet, die Beziehung zu ihrer umliegenden Region, ihrem Wohnort, ihrer Heimat-Gemeinde zu vertiefen, ihnen Geschichten aus deren Entwicklung bereitzustellen, die sie auch überzeugt weitererzählen können, weil sie sie selbst erarbeitet haben."
Entdecken, erkennen, erzählen
... Das ist es, was Heimatforschung in der Praxis bedeutet. Im theoretischen Überbau geht es dabei um zeitgemäße Kulturvermittlung mit Partizipation, um kulturelle Bildung (im ländlichen Raum) und schließlich um die Stärkung regionaler Identität. Es ist pädagogisch gesehen in einer gewissen Weise auch eine Weiterentwicklung des Weltwissens.
Idealerweise gewinnen die Schüler ein Gespür dafür, was wichtig ist für die Zukunft, und Respekt dafür, was einmal besonders war. In der Heimatforschung erfährt man nämlich einen Zugang zu den kulturellen Ressourcen der Region.
LEADER-Projekt im Sommersemester
Im Rahmen eines LEADER-Projekts wird im Sommersemester ein passendes Modell in der Region umgesetzt und ausprobiert. Ausgewählte Gemeinden und Schulen werden sich beteiligen. Es ist eine Art "Schulversuch" in Heimatkunde. Siegfried Kristöfl wird ihn inhaltlich begleiten und die Abstimmung zwischen den Heimatforschern, den Gemeinden, Lehrern und Schülern herstellen.
Die besten Forschungs-Beiträge der Schüler werden außerdem auf einer „Heimatforschertagung junior“ präsentiert, die das oö. Forum Volkskultur als Teil seiner Zukunfts-Offensive unterstützt.
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