Oberösterreich ist Almenland: große Bedeutung der Almen und ihrer Bewirtschaftung

Der Almauftrieb findet auf der Rettenbachalm Ende Mai statt. Auf den Hochalmen bleiben die Tiere von Juli bis September. | Foto: Heinz Neuhauser
  • Der Almauftrieb findet auf der Rettenbachalm Ende Mai statt. Auf den Hochalmen bleiben die Tiere von Juli bis September.
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BEZIRK. Die oberösterreichische Almregion erstreckt sich über die politischen Bezirke Kirchdorf, Steyr-Land, Vöcklabruck und Gmunden. 2014 wurden rund 400 Almen bewirtschaftet. Der Schwerpunkt liegt in OÖ einerseits auf den Niederalmen (bis 1.300 m Seehöhe), aber auch auf extreme Hochalmen, die fast ausschließlich im Salzkammergut liegen. Die Almen in Oberösterreich sind, aufgrund ihrer Höhenlage, stark von ausgedehnten Waldflächen geprägt, die teilweise auch als sogenannte Waldweide genutzt werden. Die gesamte Almkatasterfläche beträgt 23.800 Hektar, davon werden 3.903 Hektar als reine Almfutterfläche eingestuft.

Die Landwirte treiben 4920 Rinder in Oberösterreich auf die Almen, fast ausschließlich Jungvieh bis auf 53 Milchkühe, 63 Pferde, 839 Schafe, 68 Ziegen. Die Schafe werden traditionell im Salzkammergut auf die Almen aufgetrieben. „Nur mit entsprechender öffentlicher Unterstützung beispielsweise durch Prämien wird es auch in Zukunft möglich sein, auf den Almen Erträge zu erwirtschaften, diese zu erhalten und eine Verwaldung zu verhindern.“, betont Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Die Offenhaltung der Almen ist auch für die Tourismuswirtschaft von immenser Bedeutung.

Jährliche Pflege

Die Tiere werden von Mitte Mai bis Ende September eines jeden Jahres auf den Almen gesömmert. Sie verbringen diese Zeit also auf den Almweiden. In jedem Frühjahr müssen Weidezäune erneuert und ausgebessert werden, die Weidflächen von Steinen und auch Lawinengängen befreit sowie Tränkestellen eingerichtet und gereinigt werden. Im Laufe des Almsommers und speziell im Herbst nach dem Abtrieb, sind die Weideflächen zu pflegen. So bleiben die Almen, wie sie der Wanderer kennt. Ohne diese umfangreichen Pflegearbeiten würde auf den Niederalmen alles verwalden. „Die Almen dienen nicht nur der Landschaftspflege und der Gesunderhaltung der Tiere, sondern sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der bergbäuerlichen Betriebe. Nur wenn die tierhaltenden Bergbauernbetriebe erhalten bleiben, können die Almen bestoßen werden und das landschaftsprägende Element der heimischen alpinen Kulturlandschaft bleibt erhalten“, betont Franz Reisecker.

Gleiche Arbeit, weniger Auftreiber

Die Auftriebszahlen sind in den letzten zehn Jahren annähernd gleichgeblieben, allerdings könnten viele Almen gerade im Frühsommer wesentlich mehr Tiere mit Almfutter versorgen. 2014 haben 609 Viehauftreiber ihre Tiere auf Almen aufgetrieben. Sie kommen im Wesentlichen aus den südlichen Almbezirken des Bundeslandes. Sie sind seit 2000 um ein Viertel zurückgegangen. Die anfallende Almarbeit muss daher von immer weniger Auftreibern erbracht werden.

Vorzüge der Almwirtschaft: Landschaftsprägend – Artenvielfalt – gesundes Vieh

„Die Almwirtschaft bewirkt durch ihre unterschiedlich genutzten Weideflächen das charakteristische, strukturreiche Landschaftsmosaik unserer alpinen Kulturlandschaft“, betont Reisecker. Diese Nutzungsvielfalt und der „Zwang zur Kleinräumigkeit“ führen zur Ausbildung einer großen Vielfalt an Lebensräumen und Arten. Gerade der Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Flächen trägt in entscheidendem Ausmaß zur Biotopvielfalt in unserer Bergregion bei. Je nach Nährstoffgehalt, Temperaturverhältnissen, Hangneigung und Wasserversorgung entwickeln sich sehr unterschiedliche Almweidetypen. Neben den aus den tieferen Lagen bekannten Gräsern und Kräutern sind es die an die Höhenlage angepassten Arten wie Alpen-Lieschgras, Alpen-Rispengras, Braunklee, Gold-Pippau, Arnika und Bart-Glockenblume, die unsere Almen so wertvoll machen. Durch die Höhenlage nimmt die Intensität sowohl der Wärmestrahlung als auch der ultravioletten Strahlung zu. Die Pflanzen haben vielfach eine gedrungenere Wuchsform, aber auch der Gehalt an Inhaltsstoffen steigt. Die gealpten Tiere selbst profitieren durch das intensivere Sonnenlicht mit mehr Bildung von körpereigenem Vitamin D. Gealpte Tiere haben nachweislich ein vitaleres Herz-Kreislauf-System, mehr rote Blutkörperchen und eine verbesserte Immunstoffbildung. Die Almwirtschaft stellt daher über die monetäre Bedeutung hinaus nicht austauschbare Grundlagen für die Tiergesundheit zur Verfügung. Natürlich ist auch der Nutzen für die Tourismuswirtschaft beträchtlich. „Die Almwirtschaft und die Erhaltung der Almen haben eine sehr hohe Bedeutung für den Tourismus in Oberösterreich. Darum kommt der Pflege und Erhaltung unserer Almen ein hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Stellenwert zu“, so der LK-Präsident.

Almwandertag 2015

Der diesjährige Almwandertag am 15. August führt auf die Rettenbachalm im Gemeindegebiet von Bad Ischl. Das Programm startet um 10 Uhr mit der Eröffnung durch den Obmann des OÖ Almvereines, Bürgermeister Johann Feßl aus Edlbach. LK-Präsident Franz Reisecker ist unter den Ehrengästen, die Festansprache hält Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Ein Ökumenischer Festgottesdienst mit musikalischer Umrahmung rundet das Programm ab.

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