Erster Nachweis
Rotbraune Sackspinne erstmals beim Krabbeln in Molln beobachtet

Rotbraune Sackspinne Clubiona saxatilis, Erstnachweis in Oberösterreich | Foto: Walter P. Pfliegler/ naturephoto-walter.blogspot.com
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  • Rotbraune Sackspinne Clubiona saxatilis, Erstnachweis in Oberösterreich
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Vor kurzem haben wir über den Erstnachweis der Moosart "Mannia triandra" im Nationalpark Kalkalpen berichtet. Ein weiterer Fund in Oberösterreich lässt ebenfalls aufhorchen: Die Rotbraune Sackspinne Clubiona saxatilis wurde das erste Mal im Bundesland nachgewiesen.

MOLLN, BEZIRK KIRCHDORF. Christian Hatzenbichler, Obmann des Vereins Bergwiesn in Molln, ist erfreut über die Rotbraune Sackspinne in der von ihnen bewirtschafteten Wiese: „Dass von uns betreute Flächen durch Blühendes Österreich im Rahmen des Monitorings untersucht werden, ist für unsere Initiative eine große Bereicherung. Die wissenschaftliche Begleitung bietet für unsere weiteren Projekte und deren Planung wichtige Grundlagen und Anhaltspunkte.“

"Enormer Forschungsbedarf"

Stephan Weigl, Leiter des Biologiezentrums Linz, ergänzt dazu jedoch: „So erfreulich dieser Nachweis ist, zeigt er doch den enormen Forschungsbedarf, der nach wie vor besteht. Deshalb sind Monitoring-Projekte wie von Blühendes Österreich ein wichtiges Werkzeug, um die momentan ablaufenden dramatischen Umweltveränderungen zu dokumentieren und in weiterer Folge konstruktiv reagieren zu können.“

Nicht bei jedem beliebt, aber nützlich

Die krabbelnden, kriechenden und hüpfenden Tierchen sind nicht bei jedem beliebt, aber nützlich sind sie. Deshalb hat Blühendes Österreich 2020 gemeinsam mit dem Ökoteam, der ARGE Schrefler-Komposch aus Graz und motivierten Bewirtschafter zum zweiten Mal ein zoologisches und botanisches Monitoring durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen.

Die Inventur der vorhandenen Biodiversität fand auf denselben elf landwirtschaftlichen Flächen in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark statt, wie bereits im Jahr 2018: eine Intensiv-Obstplantage und zehn unterschiedliche Offenlandflächen und Biotoptypen. Ziel der Wiederholungsstudie ist es aufzuzeigen, wie sich die Art der Bewirtschaftung auf die Biodiversität der jeweiligen Fläche auswirkt. Auf gesunden, extensiv bewirtschafteten Nutzflächen leben etliche anspruchsvolle und daher seltene Arten, wie etwa der Schwarzhaar-Troll, eine Wanzen-Art, die Kurzflügelige Schwertschrecke oder die Königskerzen-Blattzikade. Im Gegensatz dazu nehmen Monokulturen den Tieren ihren Lebensraum und weisen eine sehr geringe Artenvielfalt auf.

„Im Rahmen des zoologischen Monitorings wurden alle Flächen anhand der Indikatorgruppen Zikaden, Wanzen, Heuschrecken und Spinnen naturschutzfachlich bewertet und dieser Wert mit jenem aus 2018 verglichen. Die Ergebnisse belegen einen durchwegs positiven Trend und eine Stabilisierung bzw. Erhöhung der Artenvielfalt“, erklärt Thomas Frieß vom Ökoteam, Institut für Tierökologie und Naturraumplanung in Graz. „In neu angelegten, blumenreichen Wiesen auf ehemaligen Ackerböden wimmelte es nach kurzer Zeit an lebendiger Vielfalt. Die Naturschutz-Bemühungen zahlen sich aus! Die Flächen entwickeln sich positiv und sind Lebensraum unzähliger Kleintiere.“

12.432 Individuen und 355 Arten in vier Tiergruppen nachgewiesen

Die Zahl der beim Monitoring nachgewiesenen Arten auf den elf Untersuchungsflächen ist beeindruckend. In Summe wurden im Zuge der Studie 355 Tierarten registriert und 12.432 Individuen erfasst.

122 Wanzen-Arten (mit 2.411 Individuen)
109 Zikaden-Arten (mit 7.391 Individuen)
91 Spinnen-Arten (mit 980 Individuen)
33 Heuschrecken-Arten (mit 1.650 Individuen)

Naturschutzfachlich interessant ist auch der Erstnachweis der extrem seltenen Pappel-Weichwanze Brachyarthrum limitatum in der Steiermark. Diese Wanzen-Art war in Österreich 100 Jahre verschollen und nur aus historischen Einzelfunden in Niederösterreich und Vorarlberg bekannt. Wichtige Nachweise sind außerdem mehrere hochgradig gefährdete Arten wie die Trespenspornzikade, die Trug-Schilfspornzikade, der Schwarzhaar-Troll, eine Wanzen-Art, und 35 Spinnen-Arten, die als gefährdet auf der Roten Liste stehen.

„Bei der Vegetation ist es über alle Flächen hinweg zu einer Artenzunahme von zwei Arten pro Fläche gekommen. Die naturschutzfachliche Wertigkeit hat sich bei zwei Flächen von „mäßig“ auf „hoch“ geändert. Dies ist vorwiegend der Veränderung des Biotoptyps infolge der geänderten Bewirtschaftung zuzuschreiben“, freuen sich die Biologen Klaus Schrefler und Harald Komposch, die gemeinsam mit den engagierten Bäuerinnen und Bauern die standortgerechte Bewirtschaftung festlegen.

Warum eine quirlige Vielfalt wichtig ist

Ja, das ist ein Plädoyer für kriechende, zirpende, springende Insekten und für krabbelnde Spinnen. Diese Tiergruppen dienen als Bioindikatoren, die anzeigen, wie gesund und vital Lebensräume sind. Sie fressen Organismen und stellen ihrerseits die Nahrungsketten für weitere Arten sicher. Eine Vielfalt an Zikaden, Wanzen, Heuschrecken und Spinnen ist die Basis dafür, dass der Kreislauf eines Ökosystems funktioniert. Dieses wiederum ist ein äußerst wichtiges Reservoir für unsere Bienen und Schmetterlinge, die durch Bestäubung eine gesunde Lebensmittelproduktion aufrechterhalten.

„Ein Monitoring dieser Art gibt es in Österreich nur sehr selten. Umso wichtiger sind die Ergebnisse nicht nur für die Biodiversitätsforschung, sondern auch für den Insektenschutz und den Erhalt der heimischen Artenvielfalt“, stellt Dagmar Schratter, Vorstand von Blühendes Österreich und ehemalige Direktorin des Tiergartens Schönbrunn, fest.

www.bluehendesoesterreich.at

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