Selbstbestimmt lernen hat in den Freien Schulen hohe Priorität

Das Team der IG Freie Schule Pyhrn-Priel | Foto: IG Freie Schule Pyhrn-Priel
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BEZIRK. Eine Alternativschule ist "eine Schule, die im Gegensatz zur Regelschule ein alternatives pädagogisches Konzept hat und das Lernen anders als üblich organisieren will" (Quelle: Wikipedia). Im Bezirk Kirchdorf gibt es mehrere solcher Angebote – gleich zwei davon in Pettenbach.

"Schule an der Alm"

Die von Eltern getragene "Schule an der Alm" ist die Nachfolgerin der "Schule Moos". Die „Grubmühle“ im Ortsteil Eggenstein wurde entsprechend adaptiert. Und so kommt es auch, dass die Schule inzwischen einen großen Teil des Stroms selbst produziert. Ein eigenes technisch versiertes Elternteam kümmert sich um das ganze Schulgebäude und eben auch den Betrieb des Kraftwerks. Überhaupt geschieht hier das meiste rund um den Schulbetrieb in Eigenleistung von den Eltern der 32 Kinder. Unterrichtet wird in acht Schulstufen mit Ganztagsangebot, vielfach alters- und fächerübergreifend, orientiert unter anderem an Montessoripädagogik. Fünf Lehrerinnen teilen sich die Arbeit, werden aber z. B. bei Projekten oder Schulveranstaltungen auch wieder von Eltern oder von Menschen mit besonderen Wissens-Schwerpunkten unterstützt.
Die 2010 gegründete Schulinitiative plant, schrittweise und behutsam bis auf eine Schülerzahl von ca. 60 zu wachsen. Die Eltern peilen damit eine Größenordnung an, die einerseits noch gut überschaubar ist, andererseits aber auch langfristig solide finanzierbar. Denn trotz Öffentlichkeitsrecht mit Landeszuschüssen muss der überwiegende Teil an Personal- und Betriebskosten von den Eltern selbst aufgebracht werden. Damit diese Beiträge leistbar bleiben, braucht es eben viele Schultern – und kreative Ideen wie das Kraftwerk, das Energiekosten spart, oder das Bildungswerk, das momentan im Aufbau ist. Die Arbeit geht der engagierten Initiative jedenfalls nicht so schnell aus.
"Wir legen Wert darauf, dass die Kinder selbstbestimmt lernen. Sie bestimmen großteils selbst, wann sie was, unter Zuhilfenahme von entsprechenden Lernmaterialien, lernen, und werden von den Pädagoginnen unterstützt", erklärt Obmann Manfred Hofer.

Freie Schule Kremstal

19 Schüler besuchen zur Zeit die "Freie Schule Kremstal" am Magdalenaberg. Drei Pädagogen bilden das Stammteam. Auch hier ist viel Eigenengagement notwendig, die Eltern tragen zahlreiche ehrenamtliche Stunden bei. Langsam möchte man auf eine Zahl von 30, 35 Schülern wachsen – auch aus finanziellen Gründen. "Es würde uns nach sechs Jahren nicht mehr geben, wenn es sich kostenmäßig nicht ausgehen würde", sagen Huza Gozem und Sonja Pröschl. "Aber es ist immer ein Kampf. Wir sind auf Sponsoren angewiesen."
Auf die Frage nach dem Grund, warum Eltern eine Privatschule wählen sollen, sagt Sonja Pröschl: "Ich bin überzeugt, dass auch die Lehrer in der Regelschule nur das Beste für die Kinder wollen und genauso alles mitgeben wollen, was diese brauchen. Als Mutter sage ich aber, dass es in der freien Schule einen anderen Zugang zum Wissenserwerb und eine andere Fehlerkultur gibt." Normalerweise, so Pröschl, werden Fehler angestrichen und danach richtet sich die Note. "Bei uns werden Fehler auf demselben Zettel ausradiert und ausgebessert. Es ist eine andere Situation, wenn ich keine Angst vor dem Fehler haben muss, sondern weiß, dass mir der Lehrer oder andere Schüler helfen." Für Huda Gozem liegt die Besonderheit in der Lerngemeinschaft. Der Gemeinschaftsverbund sei in der Regelschule nicht so ausgeprägt. "In der freien Schule gibt es mehr Möglichkeiten zum Austausch mit den Schulkollegen", sagt sie. "Das ist schon eine andere Art von gesellschaftlichem Lernen."
Obwohl es eine ständige Überprüfung der Leistung gibt, entfallen die typischen Prüfungssituationen. Ein Fokus liegt auf der individuellen Lerngeschwindigkeit und dem Lerninteresse. Die Kinder haben länger Zeit, ein bestimmtes Lernziel zu erreichen. Unterm Strich können sie trotzdem dasselbe, ist Sonja Pröschl sicher. Die Eltern werden zweimal im Jahr bei einem Elterngespräch informiert.
Huda Gozem: "Ich würde mir wünschen, dass auch in der Regelschule noch mehr auf die Individualität und auf lebenspraktische Fertigkeiten und Fähigkeiten geschaut wird."

Freie Schule Pyhrn-Priel: ab 2018 in Windischgarsten

Im März 2016 haben Martina Reiter und Peter Hager die Interessengemeinschaft Freie Schule Pyhrn-Priel (IG) ins Leben gerufen. Das Team besteht mittlerweile aus neun Personen und arbeitet mit großem Engagement daran, das Projekt im Herbst 2018 realisieren zu können. Das Gebäude im Zentrum von Windischgarsten, in dem sich derzeit noch das Internat der Neuen Ski-Mittelschule befindet und das im Besitz von Peter Hager ist, wird zur Gemeinschaftsschule für 6- bis 15-Jährige. Die zukünftige Schulleiterin bringt jahrelange Erfahrung als Lehrerin, Mentorin und Teamleiterin mit und arbeitete unter anderem an einer reformpädagogischen Privatschule, wo sie auch Vorstandsmitglied war.
"Kinder haben unterschiedliche Voraussetzungen und unterschiedliche Ziele", so das Team. "Umso mehr ist es die besondere Aufgabe der Lernbegleitenden, die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zu demokratischem, eigenverantwortlichem und selbstständigem Handeln zu begleiten. Dies geschieht vor allem durch lebensnahen, strukturierten, aber auch selbstbestimmten Unterricht in Verbindung mit regelmäßig stattfindenden Outdoor-Projekten. Kinder geben untereinander gerne Wissen weiter und profitieren von den altersgemischten Gruppen. So kann Teamgeist und soziale Verantwortung entstehen. Sie können sich im eigenen Tempo entfalten und mit allen Sinnen nachhaltiges Wissen aneignen. Das schafft Selbstvertrauen und erhält die Begeisterung am Lernen, welche Kinder von klein auf mitbringen."
Hauptaugenmerkt wird auf die gewählte Sprache gelegt: Das Kommunikationsmodell nach Thomas Gordon soll der Wegweiser für ein gelingendes Miteinander sein, das eine vertrauens- und respektvolle Umgebung und eine gleichwertige Beziehung zwischen allen Beteiligten aufbaut.
Die IG Freie Schule Pyhrn-Priel veranstaltet am 10. Juni 2017 ein großes Sommerfest, wo unter anderem das pädagogische Konzept vorgestellt wird. Zeitgleich startet die Anmeldefrist für das Schuljahr 2018/19.

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