Thermowhite revolutioniert die Recycling-Technik
14.000 Lkw-Fahrten und mehr als 3 Millionen Kilogramm Kohlendioxid könnte ein neues Styropor-Recyclingverfahren einsparen. Entwickelt hat es der Unternehmer Alois Edler aus Spital am Pyhrn.
SPITAL AM PYHRN (wey). Mit seinem System "Thermowhite" ist Alois Edler erfolgreich in Sachen Estrichverlegung und gebundener Dämmschüttung in ganz Europa unterwegs. Vereinfacht gesagt, bereitet er herkömmlichen Styroporabfall, also etwa Verpackungs- und Fassadenmaterial, auf und macht daraus Wärmedämmung. "In Österreich fallen jährlich gut 6000 Tonnen EPS-Abfall (Bau- und Verpackungsabfall) an", sagt Edler. Diese Müllberge haben den findigen Unternehmer ins Grübeln gebracht. "Bisher läuft es so, dass der Styroporabfall zunächst in die Altstoffsammelzentren (ASZ) gebracht wird. Von dort kommt er zur LAVU (Landes-Abfallverwertungsunternehmen) nach Wels und anschließend zu den Verwertern, die das Material shreddern. Das ist dann der Rohstoff für die Weiterverarbeitung." Problematisch sei nicht nur der immense Bedarf an Diesel und Trinkwasser. Edler erkärt: "Styropor ist leicht, hat aber viel Volumen. Man bringt gerade einmal 700 Kilo auf einen Lastwagen." Seine Idee: "Wir stellen schon im Altstoffsammelzentrum eine Presse auf. Dann kann man statt bisher 700 Kilo gleich 24 Tonnen Styropor pro Lastwagen transportieren, und zwar direkt zum Verwerter. Das würde allein in Österreich 14.000 Lkw-Fahrten einsparen." Das gepresste Styropor wird anschließend eingeschmolzen und wieder aufgeschäumt. "Damit spare ich in der Verarbeitung fast 50 Prozent Wasser ein", sagt Edler. "Das sind im Jahr knapp 28 Millionen Liter."
Recycling-Technik revolutioniert
Der jährliche Bedarf an gebundenen Dämmschüttungen in Österreich liegt laut Edler bei ca. 650.000 Kubikmetern pro Jahr. Für die Verarbeitung am Bau sind zusätzlich 75 Liter Trinkwasser pro verarbeitetem Kubikmeter zum Abmischen notwendig. Mit dem in Österreich vorhandenen EPS-Abfall können ca. 400.000 Kubikmeter Wärmedämm- oder Ausgleichsschüttungen hergestellt werden. Die benötigten restlichen 250.000 Kubikmeter EPS kommen aus dem Ausland oder werden teilweise neu geschäumt.
Durch die Aufbereitung des Abfalls werden für die Umwelt wichtige Ressourcen eingespart. So könnten pro Jahr mit dem neuen Thermowhite-Recyclingverfahren allein 3,2 Millionen Kilogramm Kohlendioxid eingespart werden. Die Wassereinsparung würde sich auf knapp 28 Millionen Liter belaufen. Ein weiterer Vorteil ist, dass EPS- und XPS-Abfall nicht mehr getrennt werden müssen. Mit dem neuen Recyclingverfahren können beide Materialien verarbeitet werden.
Intensiv erforscht
Seine Erfindung hat Alois Edler seit dem Vorjahr intensiv erforscht, sie ist zum Patent eingereicht. Allerdings schlagen die Kosten für die Umsetzung mit rund fünf Millionen Euro - allein in Österreich - zu Buche. Daher ist Edler auf der Suche nach Geldgebern und lotet Fördermöglichkeiten aus. "Zumindest einen Extruder will ich einmal aufstellen", so sein Wunsch. "Dafür brauche ich eine Million. Dann könnte ich ab dem Sommer produzieren." Der Vorteil ist, so edler, dass sein System 1:1 auch in anderen Ländern anwendbar wäre. Auf Europas größter Estrich- und Belagmesse in Feuchtwangen Ende Juni wird er das Projekt vorstellen. Einige Firmen aus Deutschland haben ihr Interesse schon bekundet.
Umsatz mehr als verdoppeln
Derzeit macht Alois Edler mit 20 Mitarbeitern rund 4,5 Millionen Euro Jahresumsatz. Mit Hilfe seiner Neuentwicklung soll der Umsatz in drei bis fünf Jahren auf zehn Millionen Euro anwachsen. "Bisher hatte ich jährlich eine Steigerung zwischen 700.000 Euro und einer Million", ist der Unternehmer stolz auf die positive Entwicklung.
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