Hofübergabe
Wertschätzung ist das A & O
Rund 1.400 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Bezirk. Mehr als 100 stehen zur Übergabe an.
BEZIRK KIRCHDORF. Wetterkapriolen, steigende Produktionsstandards, angespannte Erzeugerpreise: Landwirte müssen vielfältige Herausforderungen meistern. So mancher Jungbauer macht sich die Entscheidung, den elterlichen Bauernhof zu übernehmen, daher nicht leicht. "Viele Hofübernehmer können auf eine bestehende Struktur am Betrieb aufbauen und diese weiterführen", schildert Gabriele Hebesberger, die Dienststellenleiterin der Landwirtschaftskammer Kirchdorf-Steyr. "Andere möchten in eine neue Betriebssparte einsteigen, die Direktvermarktung ausbauen oder auf biologische Bewirtschaftung umsteigen." Das Einmaleins der Betriebswirtschaft sollte man dafür jedenfalls beherrschen. Am wichtigsten ist jedoch, dass sich Übergeber und Übernehmer einig sind. Die rechtlichen Themen seien sicher wichtig, so Hebesberger. Von enormer Bedeutung sei jedoch der menschliche Aspekt. "Der Hauptgrund, warum eine Hofübergabe scheitert, ist definitiv die menschliche Seite. Oft fehlt es an Verständnis für die jeweils andere Lebenssituation und es wird zu wenig kommuniziert. Die Arbeit des anderen, sei es die Mithilfe der Übergeber oder die Arbeit der Übernehmer, wird als selbstverständlich erachtet und zu wenig wertgeschätzt."
Angebote wie das bäuerliche Sorgentelefon – zum Ortstarif unter Tel. 0810/676 810 erreichbar – oder Lebensberater, die auf Landwirtschaft spezialisiert sind, können bei familiären Konflikten helfen.
Erfolgreich übernommen
Keine Probleme bei der Übergabe gab es bei Familie Karlhuber in Wartberg. Am 1. Jänner 2019 hat Sohn Peter gemeinsam mit seiner Frau den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Die beiden bewährten Sparten Ferkelproduktion und Legehennen führt er weiter. "Für mich war von Kindheit an klar, dass ich den Hof übernehmen möchte", sagt Peter Karlhuber. "Tagsüber sind wir zusammen, abends geht jeder seiner Wege. Das Zusammenleben am Hof funktioniert sehr gut." Von herausfordernden Marktbedingungen lässt er sich nicht einschüchtern, "da muss man sich immer einen Durchschnitt über mehrere Jahre anschauen". Auf die Frage, was er anderen Jungbauern raten würde, die vor der Hofübernahme stehen, sagt er: "Nicht entmutigen lassen und den eigenen Weg gehen, auch wenn es den Älteren nicht so gefällt. Nur wenn es Spaß macht, wird man erfolgreich sein."
Junglandwirte-Förderung
Junge Landwirte, die zum ersten Mal im eigenen Namen und auf eigene Rechnung einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaften, können bis zum 40. Lebensjahr eine Junglandwirte-Förderung beantragen. Nähere Infos dazu auf der Seite lko.at (Bereich "Förderungen").
Seminarangebote
Die Bezirksbauernkammer (BBK) bietet in Sachen Hofübergabe ein umfassendes Bildungs- und Beratungsangebot an. "Immer wieder treten Fragen auf, wie man etwa mit den Ansprüchen weichender Kinder umgehen soll oder welche Auswirkungen das Wohnrecht hat", weiß Gabriele Hebesberger. "Da im Regelfall der Hof nur einmal übergeben und übernommen wird, besteht großer Beratungsbedarf." Am Mittwoch, den 11. März 2020, ab 19.30 Uhr, informiert sie gemeinsam mit dem Kirchdorfer Unternehmensberater Erhard Reichsthaler im Gasthof Schinagl in Klaus zum Thema "die bäuerliche Hofübergabe und Hofübernahme gestalten". Das Kurzseminar bringt sowohl die wichtigsten Aspekte eines förderlichen Zusammenlebens am Hof als auch die wesentlichen Teile eines Übergabevertrages zur Sprache.
Zum Thema "außerfamiliäre Hofübergabe als Perspektive für Betriebe ohne Nachfolge" findet am 27. & 28. März eine Info-Veranstaltung, das "Forum Landwirtschaft", im Hotel Schicklberg bei Kremsmünster statt. Infos: ooe.lfi.at.
Auch die Landjugend Österreich hat zur außerfamiliären Hofübergabe eine tolle Broschüre erstellt.
Zwischen Hofsuchenden und -übergebenden vermittelt übrigens auch die Plattform „Perspektive Landwirtschaft“, zu finden unter perspektive-landwirtschaft.at.
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