"Gegen Chile oder Uganda ist es ja leicht zu glänzen"

ST. WOLFGANG. Eine dichte Wolkendecke, nur knapp 15 Grad Celsius und leichter Nieselregen: Das Wetter war am 1. September in St. Wolfgang eher unleidig. Den mauen Temperaturen – und ebensolchen Umfragewerten – zum Trotz, pilgerten knapp 500 Sympathisanten und Funktionäre zum offiziellen Wahlkampfauftakt des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Die Gäste, viele davon hörbar aus Kärnten, wurden im Eventhotel Scalria am Wolfgangsee auf die Intensivphase des Wahlkampfs eingeschworen.

"Die große Chance" (O-Ton Event-Moderator) sieht man beim BZÖ in den 40 Prozent noch unentschlossenen Wählern. Aber nicht nur bei "Die große Chance", sondern auch bei "Starmania" holte sich das BZÖ Unterstützung. Sing-Sternchen Anita "Niddl" Ritzl (Starmania 1. Staffel, Platz vier) trällerte Hits wie "Simply the best", "I need a hero" und "I am from Austria" in der orangen Eventlocation. Übrigens: Die Wahl des Orts für den Wahlkampfauftakt dürfte wohl dem BZÖ-Wahkampfslogan "Moderne Mitte" geschuldet gewesen sein. Denn Bad Aussee, der geografische Mittelpunkt Österreichs, liegt nur wenige Kilometer von St. Wolfgang entfernt.

Für Lokalkolorit sorgte Haider-Schwester und gebürtige Goiserin, Ursula Haubner, die Analogien zwischen der einheimischen Bevölkerung und dem BZÖ bemühte: "Die Menschen im Salzkammergut sind Kämpfer. Sie kämpfen gegen Naturgewalten, Ungerechtigkeiten, gegen die Obrigkeit und gegen zu viel staatlichen Einfluss", so Haubner.

Angriffe auf Stronach – Österreich ist abgesandelt
Inhaltlich sieht sich das BZÖ als Vertreterin der "moderne Mitte", als Gegenpol der Regierung und einzig wahre Oppositionspartei. "Alle bis auf das BZÖ sind Teil dieses Systems", ätzte Bucher.

Die umstrittene Aussage von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ("Österreich ist abgesandelt") begrüßte der BZÖ-Chef. "Ich unterstützte Leitl in seiner Aussage: Österreich ist abgesandelt. Unser Land steht nur gut da, wenn man sich mit den Schlechten vergleicht. Gegen Chile oder Uganda ist es ja leicht zu glänzen", feixte Bucher.

Ansonsten gab's Altbekanntes: Das BZÖ will Privilegien bekämpfen, den Ländern "ihre Spielzeuge wegnehmen", sinnvoll sparen, in Bildung und Forschung investieren und stemmt sich gegen eine Sozialunion in Europa.
Lob fand Bucher hingegen für den orangen Parteigründer und Übervater Jörg Haider: "Haider hat die Hypo um 1,6 Milliarden Euro erfolgreich verkauft. Pröll hat sie wieder verstaatlicht und jetzt zahlen die Steuerzahler 11 Milliarden dafür". Deswegen forderte der BZÖ-Chef auch einen U-Ausschuss zur Causa Hypo Alpe-Adria.

Den größten Applaus seiner Funktionäre erntet der Bündnisobmann allerdings bei verbalen Attacken auf Kontrahent Frank Stronach: "Einer Witzfigur muss man mit Humor begegnen", so Bucher Anspielung auf sein TV-Duell mit dem Magna-Gründer. Nachsatz: "Mittlerweile steht schon auf jeder Dose Stronach drauf. Aber auch Konservendosen haben nur eine begrenzte Haltbarkeit", witzelte Bucher.

Zum Ende seiner knapp dreiviertelstündigen Rede formulierte der orange Spitzenkandidat noch sein Wahlziel – ganz in Abgrenzung zum neuen Erzrivalen: "Unser Ziel ist es, vor dem Team Stronach zu landen".