Ried im Traunkreis
"Ich bin kein Wunderwuzzi"
RIED/TRAUNKREIS: Seit einem Jahr ist Stefan Schöfberger (SPÖ) Bürgermeister in der Gemeinde Ried im Traunkreis. Die BezirksRundschau hat ihn zum Interview getroffen.
Herr Schöfberger, wo liegen die großen Herausforderungen in ihrer Gemeinde?
"In den vergangenen zehn Jahren ist unsere Gemeinde ständig gewachsen. Dadurch bedingt muss nun die Infrastruktur für die Einwohner mitwachsen, damit die Lebensqualität erhalten bleibt. Eine weitere Herausforderung ist, dass in den vergangenen Jahren etliche Arbeitsplätze aus Ried abgewandert, beziehungsweise nicht mehr vorhanden sind. Damit gibt es auch Einbussen bei der Kommunalsteuer."
Welche größeren Projekte stehen an?, was befindet sich in der Pipeline?
"Das Projekt 'Trainingsplatz neu' für unseren Fußballnachwuchs steht vor der Umsetzung. Der Gemeinderat muss nur noch die Finanzierung beschließen. Ein zweites Großprojekt ist die Adaptierung unserer Kläranlage und der Neubau des Nachklärbeckens. Es werden dabei rund zwei Millionen Euro in unsere Abwasserbeseitigung investiert.
Wir leben in schwierigen Zeiten. Ist auch die Arbeit des Bürgermeisters schwieriger geworden?
"Sie ist meines Erachtens dadurch schwieriger geworden, dass die Erwartungshaltung der Bürger an das Amt zunimmt. Viele erwarten sich vom Bürgermeister eine Art 'Wunderwuzzi', der alle Wünsche und Anliegen erfüllt. Dieser Erwartung kann man nur schwer gerecht werden. Zumal der Bürgermeister nicht nur als gewählter Politiker tätig wird sondern oftmals auch als Behörde unangenehme Entscheidungen treffen und deren Umsetzung überwachen und vollziehen muss."
Wie geht die Gemeinde mit steigenden Energiekosten um?
Bei einem Jahresstromverbrauch von etwa 730.000 KWh trifft uns die Steigerung wie jeden privaten Haushalt. Wir haben vor einigen Wochen wiederum einen langfristigen Vertrag abgeschlossen, der uns eine Planung möglich macht. Der Arbeitspreis pro KWh vervierfachte sich dabei jedoch. Da wir den Großteil unserer Gebäude mit Erdgas heizen, wird uns auch die Erhöhung dieser Energiekomponente treffen. Beim Thema einsparen werden auch wir uns Gedanken machen, wie wir mit der Raumtemperatur und der öffentlichen Beleuchtung umgehen um eventuell Kosten zu senken. Langfristig werden auch wir uns vom Energieträger Erdgas verabschieden müssen. Ich wehre mich jedoch gegen kurzfristige, plakative 'Showaktionen', welche groß angekündigt werden und dann lediglich minimales Einsparungspotenzial bergen."
Wie schaut ihre Zwischenbilanz nach einem Jahr als Bürgermeister aus?, wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen?
"Der Kommunikationsbedarf ist manchmal fordernd, aber ich habe das Gefühl das alle um Zusammenarbeit bemüht sind. Wobei es aber in der Natur der Sache liegt, dass die Ansichten teilweise unterschiedlich sind."
Was sind für Sie die schönsten Momente als Bürgermeister?
"Das sind Gespräche mit den Bürgern bei verschiedenen Gelegenheiten. Zugleich sind diese Momente aber auch teilweise die Fordernsten. Zweifelsohne schönste Momente waren aber für mich auch jene Momente in denen ich bei unseren beiden Musikvereinen den Taktstock in die Hand nehmen durfte und die Musiker mir einen Marsch spielten."
Wie beschreiben Sie die Gemeinde Ried in drei Sätzen?
"Ried ist eine ländlich geprägte Gemeinde mit hoher Wohnqualität mitten im Zentralraum von OÖ. Durch unsere Größe mit etwa 3000 Einwohnern ist es noch möglich, dass beinahe jeder jeden kennt. Ried ist durch die Anbindung an die Hauptverkehrsachse Pyhrnautobahn A9 und mit der Nähe zum Voralpenkreuz äußerst verkehrsgünstig gelegen und somit leicht zu erreichen."
Der Bürgermeister-Job ist stressig. Wo finden Sie Entspannung?
"Durch regelmäßige Auszeiten mit der Familie. In der warmen Jahreszeit verbringen wir etwa sehr gerne gemeinsame Nachmittage am Attersee."
Wo befindet sich ihr persönliches Lieblingsplatzerl in Ried?
"Mein Lieblingsplatz ist das 'Bankerl beim Fellinger – Kreuz'. Da kann ich Ruhe finden und auch die Aussicht über Ried ins Gebirge genießen."
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