Feiatog Rudnkirta

Foto: Günter Kremshuber, hsm-Studio
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Seit 1732 tanzen und singen in Sierning die Ruden - ein alter Begriff für Rotte oder Schar. Die Obrigkeit wollte einst der Landbevölkerung verbieten, öffentlich ihren Unmut kund zu tun. In der Faschingszeit herrschte aber „Narrenfreiheit“. Beim Rudentanz durfte es „denen da obn amoi einigsogt werdn“. Eva Gatterbauer, eine „Zuagroaste“, hat diese uralte Faschingstradition nach Ried gebracht.

Ried/Traunkreis: „Beim Rudentanz werden aktuelle Themen in Achtzeiler verpackt und zum Traunviertler Landler gesungen“, erklärt Andreas Fischereder. Er gibt bei der Riada Rud, einer bunten Mischung aus Landwirten und technischen Angestellten, den Ton an. In lustigen Gstanzln werden Missgeschicke aus dem Ort oder Politisches aufgedeckt und aufs Korn genommen. Fischereder schreibt alle Gstanzln zusammen mit Gatterbauer. Das Material dafür wird das ganze Jahr über gesammelt. „Mit der Zeit hat man so seine Quellen“, geben sie preis. Die Mannen um Fischereder haben sich ein Informantennetz aufgebaut, ohne die Identität der Zuträger zu verraten. Das Dichten ist manchmal nicht so einfach - zwölf Strophen in Mundart umfasst so ein Werk. „Die Verse sollten sich ja nicht nur reimen und lustig sein“, erklärt der 2. Tenor Karl Obermair, „es gilt auch, diese vierstimmig singen zu können“.

A Maunasoch

Gesungen wird beim Traunviertler Landler nur von Männern. Der Ansinger singt die erste Zeile des Gstanzls an und die anderen Burschen fallen ein. „Die Schwierigkeit ist, dass man zur komplizierten Schrittfolge auch den auswendig gelernten Text beherrschen muss“, erklärt Martin Schickmaier, der mit seiner Stimme für Gänsehautmomente bei den Zuhörern sorgt. Die Riada kurven tanzend mit ihren Frauen über den Bretterboden. Früher war es jedoch üblich, dass sich die Ruden kurz vor dem Auftritt ledige „Menscha“ geholt haben. „Die Damen in ihren Dirndlkleidern putzen uns optisch auf“, schmunzeln die Rieder Freunde, „und leisten auch beim Heimchauffieren wertvolle Dienste“.

Augsunga werden

Beim Rudenkirtag „angesungen“ zu werden, ist eine große Ehre. Jede Rud trägt speziell für den Kirtag verfasste, heitere und schadenfrohe G’stanzln vor. Die Zuhörer wischen sich den Staubzucker vom Faschingskrapfen und die Tränen vor Lachen ab. Neben deftigen Speisen gibt es ebensolchen „Ohrenschmaus“. Je deftiger der Text, desto kräftiger der Applaus aus dem Publikum. Die Riada Rud nimmt sich kein Blatt vor den Mund. „Wir gehen aber niemals unter die Gürtellinie“, beschwichtigt Andreas Fischereder. Die durch den Kakao Gezogenen spendieren den scharfzüngigen Rudensängern den einen oder anderen Liter Wein. Klatsch entsteht oft auf dem Kirchenplatz, der Spaß macht aber auch vor den Kirchenbänken nicht Halt. Darum ist neben dem Bürgermeister und anderen lokalen Prominenzen, der Pfarrer ein beliebtes Ziel. „Der Sierninger Pfarrer nimmt es aber stets mit Humor“, loben die Rieder Volkstumsfreunde den Geistlichen. Bei der Mundart-Messe am Beginn des Kirtags verteilt er selber verbale Watschn. Zum Abschluss des traditionellen Faschingsausklanges singen alle Ruden und Zuhörer das „Hoamatlaund“.

Den Rudenkirtag gibt es heuer wegen Corona nicht, passende Gstanzln der Riada Rud aber schon. Fischereder und seine singenden Männer studieren auch anderes Volksliedgut ein und treten damit auf Hochzeiten und Brauchtumsabenden auf. Weitere Infos: www.rudentanz.at

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Foto: Cityfoto
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