Immer mehr ist "Inklusive"
All-In-Verträge nehmen zu. Vertragsklauseln meistens nicht zugunsten des Arbeitnehmers
KIRCHDORF (sta). "All-In-Verträge bewegen sich in der Zwischenzeit im zweistelligen Prozentbereich aller Arbeitsverträge. Eigentlich ist es ein reiner Etikettenschwindel. Man will damit den Mitarbeitern signalisieren, dass sie vorrangig behandelt werden. Meistens fallen die Vertragsklauseln aber nicht zugunsten des Arbeitnehmers aus", sagt AK-Präsident Johann Kalliauer bei der Präsentation der Jahresbilanz in Kirchdorf. "Das stimmt, gefinkelte Verträge werden auch im Bezirk Kirchdorf immer mehr zum Thema", weiß AK-Bezirksstellenleiter Hannes Stockhammer. Über 6000 AK-Mitglieder haben sich im Vorjahr mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an die Arbeiterkammer Kirchdorf gewandt. "Die meisten Fragen wurden zur Auflösung von Arbeitsverhältnissen und zur Einforderung offener Ansprüche wie Löhne, Überstunden und Zulagen gestellt."
6,6 Millionen Euro hat die AK Kirchdorf an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen, sowie an Forderungen nach Insolvenzen für ihre Mitglieder an Zahlungen erreicht. So wurde zum Beispiel für einen Kraftfahrer 40.000 Euro erkämpft. Der 34 Jährige wurde im Krankenstand gekündigt. Sein Chef hatte das Arbeitsverhältnis mündlich und ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist aufgelöst. Der Mann hatte Anspruch auf Abfertigung und Geld für unverbrauchten Urlaub. "Das blieb die Firma dem langjährigen Beschäftigten schuldig. Erst die Intervention von uns hatte Erfolg und der Kraftfahrer bekam die ihm zustehenden Beendigungsansprüche samt Abfertigung, so Stockhammer." Fehler in Unternehmen können passieren. Der Spaß hört sich aber dann auf, wenn System dahinter steckt", sagt Präsident Kalliauer.
Insgesamt zwölf Firmen meldeten 2014 Insolvenz an. "Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Bezirk fünf Prozent. Wir nähern uns damit leider dem OÖ-Schnitt. Wir sind keine Insel der Seeligen mehr", sagt Stockhammer.
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