Jugend-Bildung-Arbeitswelt

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KIRCHDORF (sta). Vom Ende der Selbstverständlichkeit einen Job zu bekommen referierte Bernhard Heinzelmaier, Österreichisches Institut für Jugendkulturforschung, am 15.11. in der Wirtschaftskammer Kirchdorf auf eine Einladung von AMS, AK, ÖGB und WKO hin.

Eine Lösung zu präsentieren, war nicht seine Absicht, aber viele Denkanstöße gab er den zahlreichen Besuchern und Besucherinnen mit. „Man muss sagen, was man sieht und erkennt, wenn man sich sicher ist, dass es richtig ist, auch wenn es nicht immer bequem zu hören ist “, meinteHeinzelmaier, und zeichnete ein teilweise durchaus düsteres Bild unserer Gesellschaft, unserer Art zu wirtschaften und die Auswirkungen auf Bildung und Jugend.

Effizienz, Nützlichkeit, Verwertbarkeit, Funktionsfähigkeit und Rentabilität sind die Gradmesser menschlichen Handelns und Denkens. Die Erwerbsarbeit gewinnt an Bedeutung, Familie und Schulausbildung werden dem Arbeitsmarkt untergeordnet.
Die Wirtschaft ist nicht mehr in die sozialen Beziehungen eingebettet, sondern die sozialen Beziehungen sind in das Wirtschaftssystem eingebettet.
Die in den Augen der Gesellschaft „erfolgreichen“ Menschen richten ihre Lebensführung am Verhaltensmodell der Entrepreneurship aus – dem Arbeitskraftunternehmertum.
Arbeitsnehmer müssen eigenverantwortlich und eigeninitiativ tätig sein um am Arbeitsleben dauerhaft und erfolgreich teilhaben zu können.

Das Selbstverständnis als Ich-AG verlangt permanent am Kurswert der eigenen Person zu arbeiten.
Betriebswirtschaftliche Rationalisierungsprozesse bestimmen, was wertvolles Wissen ist. Daher liegt in der Bildung der Schwerpunkt auf dem technischen, naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Bereich. Reflektierendes Wissen, politische Bildung und Deutungswissen sind unterrepräsentiert.
Politische Urteilskraft und Deutungskompetenz sind aber die Qualitätsmerkmale einer demokratischen Gesellschaft.

Prämiert wird der performative Markterfolg, nicht die arbeitsbezogene Leistung. Die gesellschaftlichen Statussymbole verschieben sich von der Leistungserbringung zum Leistungsverkauf.
Viele Lehrlinge reagieren ablehnend auf Politik und haben kaum Vertrauen in ihre persönliche Selbstwirksamkeit. Statussymbole sind wichtig, der wichtigste Lebensbereich ist die Freizeit.
SchülerInnen und StudentInnen haben eine positive Grundhaltung zur Politik und geringere Statusängste wegen guter Ausstattung mit kulturellem und sozialem Kapital.

Die Top 5 Erwartungen junger Österreicher an den Job – gilt für Burschen und Mädchen – sind gute Bezahlung (76%), sicherer Arbeitsplatz (72%), ein Beruf der Spaß macht (72%), gutes Arbeitsklima (59%) und eine interessante Tätigkeit (55%).
Bildung führt nicht mehr unbedingt zu gehobenen Berufspositionen, ist aber trotzdem deren Voraussetzung.
Mittelschichten haben ein großes Vertrauen in Bildungsinstitutionen, sie glauben an den sozialen Aufstieg durch Bildung. Arbeit wird als Selbstverwirklichung gesehen.
Bildungsferne Schichten und das migrantische Milieu hofft auf sozialen Aufstieg durch spontane, atypische Karrieren (Castingshows). Arbeit wird als Gelderwerb gesehen. Materialismus wird ohne Idealismus gelebt, Schwerpunkt liegt auf der Freizeitidentität.

Erziehung zur Selbstreflexion und kritische Anstrengung benötigt man als Gegenteil des verbissenen blinden Fleißes.

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