Vom Krippenvirus infiziert

Ein eingespieltes Team
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Wer kennt das nicht, die schönen Kindheitserinnerungen der Vorweihnachtszeit, wenn man als Kind während der Mette die große alte Krippe bestaunte. Die drei Könige mit ihrem Gefolge von Elefanten und Kamelen erzählten Geschichten von fremden Ländern und Menschen aus einer anderen Zeit. Eine Krippe gehört zu Weihnachten wie der Tannenbaum und der Duft frisch gebackenen Weihnachtsgebäcks. Die Rundschau besuchte einen Krippenbauer in seiner Werkstatt.

INZERSDORF (mach): „Auf einer Weihnachtsausstellung in St. Wolfgang vor 17 Jahren sah ich eine Krippe, die mir nicht gefiel“, erinnert sich Johann Rankl an den Beginn seiner Leidenschaft, „das könnte ich besser“. Bis dahin war er als Baggerfahrer eher der Mann fürs Grobe, nun gilt seine Liebe jedem noch so kleinen Detail. In mehreren Kursen hat er Krippenbaumeistern über die Schultern geschaut und seine eigene Handschrift entwickelt. „Mit meiner Krippenfreude habe ich auch meine Frau Brigitte angesteckt, von der ich beste Unterstützung erhalte“, schmunzelt der Krippenbauer. Brigitte malt die Hintergrundbilder mit Erdfarben, mit denen man ruhige und harmonische Farbtöne erreicht. „Ich bin die ‚Zuaroarerin‘ und Dachdeckerin“, lacht sie und zeigt, wie sie mit einem scharfen Messer dünne Plättchen für die Dachschindeln schneidet. Durch Beize wird dann der Eindruck von abgewittertem Holz erweckt. Keine Rankl-Krippe gleicht der anderen: in ihren heimatlichen, orientalischen, Wurzel- und Fasskrippen eilen Könige und Hirten, Bauern, Wasserträgerinnen und spielende Kinder zum Christuskind, entlang an Bauernhöfen, Bergen und Bächen, vorbei an zinnenbewehrten Mauern und zypressenumwachsenen Ruinen. „Die Krippenfiguren machen wir nicht selber, die Hochburg der Krippenfiguren –Manufakturen ist in Südtirol“. Die Proportionen sind dabei wichtig, „wenn sich der Josef den Kopf am Türstock anhaut, stimmen diese nicht“, sagt der Inzersdorfer amüsiert.

Beim „Werkeln“ achtet er nicht so sehr auf vorgefertigte Baupläne, sondern schafft in fantasievoller Kleinarbeit Kunstwerke aus dem Bauchgefühl heraus. Eifrig wird gesägt, geschliffen und genagelt. „Man baut an so vielen Kleinigkeiten herum, die man gar nicht sieht“, erzählt Johann Rankl. „Die Zeit ist ohnedies unbezahlbar, da ist schon ein bisschen Sucht dabei“, ergänzt seine Frau schmunzelnd. Man spürt: das Krippenbauen fasziniert die beiden. Es gibt keinen Ausflug, von dem sie nicht mit Moosen, Ästen und Baumschwämmen zurückkommen - begehrt ist der Hirschhoardrich, der nur ab 2000 Meter wächst und für den Bau von Bäumen verwendet wird. Wenn man eine fertige Krippe betrachtet, erscheinen Felsen, Wiesen und Mauern verblüffend echt. „Bei einer Krippe ist kaum etwas aus dem Material nach dem es aussieht. Aus Lärchenrinden lassen sich Felsen und Höhlen gestalten, die Gewässer sind aus glasklarem Gießharz und Palmenblätter aus Tonpapier“, weiht der Krippenbauer in die Geheimnisse des Krippenbaues ein. Beim „Pudelfärben“ geht es nicht um bunte Hunde, sondern um getrocknete, fein gemahlene Sägespäne, die mit Grün eingefärbt als frisches Gras dienen. Auch Aris, der gutmütige Haushund, ist kein Pudel, sondern ein Eurasier mit einer blauen Zunge – er liebt das Autofahren und freut sich, wenn die Rankls mit ihren Krippen und ihm zu Weihnachtsausstellungen fahren.

„Wichtig ist, dass man bei aller Liebe zum Detail nicht die Botschaft der Weihnacht übersieht“, erläutert der Krippenbauer. Maria und Josef quartieren sich in seinen Krippen in tief verschneiten Berghütten ein, finden Zuflucht in einer Höhle oder in einer Baumwurzel. Leuchtende Fackeln und Laternen rücken die Hl. Familie ins richtige Licht, „Licht und Schatten schaffen die perfekte Stimmung für die biblischen Szenen“. Sogar in Rom, Hamburg und Wien glänzen Rankl-Schmuckstücke in weihnachtlichen Stuben, „manche waren schon beim Anblick des wunderbaren Kosmos aus Brunnen, Backöfen, Mühlen mit kleinem Bach usw. zu Freudentränen gerührt“, erzählt Johann Rankl stolz. Bald werden auch seine Dioramen-Krippen für strahlende Kinderaugen und wehmütige Blicke der älteren Generation sorgen.

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