„Die Steyr – wilder Fluss im Land der Hämmer“

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STEINBACH/STEYR. 70 Kilometer legt die Steyr von ihrem Ursprung nahe Hinterstoder im Toten Gebirge bis zu ihrer Mündung in die Enns mitten in der Stadt Steyr zurück – vom sprudelnden Quellbach über den tosenden Strumboding-Wasserfall, gezähmt am Klauser Stausee hin zum gewaltigen Steyrdurchbruch mit dem Jugendstilkraftwerk und vorbei am Naturschauspiel Rinnende Mauer bei Molln.

Die Steyr war jahrhundertelang Lebensader für ihre Bewohner, die sich zu den führenden Eisenproduzenten des Landes entwickelten. Die zahlreichen Sensenschmieden haben wegen der außerordentlichen Qualität ihrer Waren ihre Besitzer, die sogenannten Schwarzen Grafen, zu Reichtum und Wohlstand gebracht. Heute noch zeugt das geschichtsträchtige Ensemble der Schmiedleithen in Leonstein vom Glanz früherer Zeiten, umgeben von einem einzigartigen Garten, in dessen Glashaus schon vor Jahrhunderten exotische Pflanzen blühten. Ilse und Christoph Zeitlinger bewohnen als Nachkommen der Sensenschmieddynastie das Alte Herrenhaus. Heinrich Seufer-Wasserthal, einer der letzten Mitarbeiter, schildert als Zeitzeuge den harten Arbeitsalltag in der Sensenproduktion.

Hart ist die Arbeit in der Schmiede Schmidberger in Molln bis heute geblieben. Über Generationen hat die Familie Schmidberger jeder Automatisierung getrotzt. Der Lohn, dass dieses Handwerk nicht in Vergessenheit geraten ist, sind internationale Aufträge, etwa Spezialanfertigungen für Filmausstatter in Hollywood. Außerdem liefert Johann Schmidberger regelmäßig Rüstungen an die Schweizer Garde des Papstes in den Vatikan. Längst könnte der alte Schmied im Ruhestand sein, hat er doch die Produktion seinen Söhnen übergeben, doch will er so lange weitermachen: „Bis mir der Hammer aus der Hand fällt“, sagt er.

Weitermachen wollen auch die letzten Maultrommelproduzenten in Molln. Wir sind zu Gast bei Franz Wimmer und Karl Schwarz. Die Maultrommel, ein Nischeninstrument mit lokalem Bezug, wird dennoch weltweit nachgefragt. Die Familie Schwarz hat ihr Angebot aber auf Mundharmonika und Steirischer Harmonika ausgeweitet, um auch weiterhin vom Instrumentenbau leben zu können.

Eindrucksvoll schneidet sich die Steyr ihren Weg durch eine noch immer sehr naturnahe und ursprüngliche Flusslandschaft mit ihrem smaragdgrünen Wasser. So zählt das Steyrtal mit seinen Konglomeratschluchten zu den urtümlichsten Landschaften Oberösterreichs. Ein Teil dieser Landschaft gehört zum Nationalpark Kalkalpen.

Zehn Kilometer ursprüngliche Flusslandschaft zwischen Agonitz und Haunoldmühle wurden heuer als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Verantwortlichen, wie der Ornithologe Norbert Pühringer, suchen den Spagat zwischen Naturschutz und sanftem Tourismus. Die Bewohner des Steyrtales haben schon früh versucht, die Energie des Wassers zu nützen und auch den Flusslauf verändert. Später wurde der Klauser Stausee so zum Freizeitpark. In unmittelbarer Nachbarschaft thront die Wallfahrtskirche Frauenstein mit ihrer 500 Jahre alten Schutzmantelmadonna auf einem Hügel. Am angrenzenden Friedhof ruht einer der größten Entertainer und Quizmaster der Fernsehgeschichte: Hans-Joachim Kulenkampff.

Genährt wird die Steyr von zahlreichen Zuflüssen, wie etwa die Krumme Steyrling. Sie führt zum Bodinggraben – für viele der schönste Talabschluss im Nationalpark Kalkalpen und ein Geheimtipp unter Wanderern. Hier steht auch das ehemalige Jagdschloss der Grafen Lamberg, ein Ort, an dem die Grafen mit den Habsburgern rauschende Feste gefeiert haben. Heute bewohnt Erni Kirchweger, Rangerin im Nationalpark, das geschichtsträchtige Haus mit ihrer Familie, das von den Bundesforsten stilvoll renoviert wurde.

Noch lange bevor Autos das Steyrtal erobern konnten, schnaufte die Steyrtabahn als wichtigstes Verkehrsmittel von Garsten über Grünburg und Molln nach Klaus. Zunächst finanziell ausgehungert und schließlich unrentabel, wurde der letzte Abschnitt der Schmalspurbahn 1982 stillgelegt. Ambitionierten Idealisten – wie Josef Machacek – ist es zu verdanken, dass die Bahn heute wieder mit 20.000 Fahrgästen im Sommer und in der Adventszeit zwischen Steyr und Grünburg an gemächliches Reisen früherer Zeiten erinnert.

„Die Steyr – Wilder Fluss im Land der Hämmer“

„Erlebnis Österreich“ am Sonntag, 18. September 2016, um 16.30 Uhr, in ORF 2.
Eine Produktion des ORF Landesstudio Oberösterreich.

Gestaltung: Wolfgang Marecek
Kamera und Schnitt: Gerald Egelseer
Produktionsassistenz: Iris Egelseer

Fotos: Gerald Egelseer

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