Primar Hans Jörg Neumann im Gespräch
Krebsvorsorge geht uns alle an

Primar Neumann, Präsident der Krebshilfe Kärnten | Foto: Helge Bauer
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Kann man sagen, dass Krebserkrankungen eine zentrale Herausforderung für das österreichische Gesundheitswesen sind?
Primar Neumann: Ja! Wenn man daran denkt, dass in Österreich in etwa ca. 42.000 Menschen jährlich neu an Krebs erkranken und derzeit rund 370.000 Menschen mit Krebs leben, ist es sicherlich eine ganz wesentliche Herausforderung für das Gesundheitssystem. Krebs ist nach den Herzkreislauferkrankungen, jene Erkrankung, welche die häufigsten Todursachen ausmacht.
 
Ein essenzieller Punkt beim Thema Krebs ist die Krebsvorsorge. In Österreich noch immer ein sehr heikles Thema und oft unbeachtet. Was würden Sie den Menschen daher raten?
Man kann natürlich durch seinen Lebensstil bestimmte Krebsarten vermeiden. Man darf auch nicht vergessen, dass es gegen gewisse Erkrankungen – z.B. das HPV – auch Impfungen gibt. Das ist so das Erste was man, z.B. schon als Jugendlicher, machen kann. Grundsätzlich gilt: Je früher man Krebserkrankungen erkennt, desto besser ist es heilbar und in sehr frühen Stadien sind die Heilungsraten bei knapp 100 Prozent. Dies gilt z.B. auch für die Mammografie bei der Brustkrebsvorsorge, die Prostatakrebsfrüherkennung oder bei ähnlichen Arten von Krebs. Daher ist eine Vorsorge und Früherkennung sehr sinnvoll, weil wenn man lange wartet und dann irgendwann drauf kommt, sind die Aussichten auf Heilung sicher schlechter als zu Beginn.

Was sollte man tun wenn man nun doch an Krebs erkrankt bzw. der Verdacht dazu besteht?
Wenn einen dann trotzdem eine Krebsdiagnose ereilt, hat man zwei Möglichkeiten: Man geht zu einer Vorsorgeuntersuchung, wie z.B. einer Koloskopie, die man im Rahmen der Darmkrebsvorsorge mittlerweile mit dem 45. Lebensjahr beginnen sollte. Hier kann man schon in einem frühzeitigen Stadium und rechtzeitig den Krebs diagnostizieren oder durch diese rechtzeitige Koloskopie auch Vorstufen von Krebs entfernen, sodass der Krebs gar nicht entsteht. Bei anderen Vorsorgeuntersuchungen, im Speziellen z.B. der Mammografie, geht es um die Früherkennung – hier können Sie es nicht vermeiden, aber eben früh erkennen.
 
Rund 40 Prozent der Frauen und gut 60 Prozent der Männer versäumen regelmäßig die Krebsvorsorge bzw. nehmen diese nicht in Anspruch. Inwiefern sind diese Zahlen alarmierend?
Es ist auf jeden Fall so, dass die Wahrnehmung bzgl. der Vorsorge immer schlecht ist, wenn nur so ein geringer Prozentsatz zu Untersuchungen gehen. Schlecht für die Gesellschaft als solches, aber vor allem für die Betroffenen, da man ja nicht weiß, dass man betroffen ist. Das Problem ist vielleicht, dass man nicht hingeht nachdem man sich ausgesprochen gesund fühlt und dann gerne darauf vergisst. Hier empfehlen sich, wie Studien zeigen, strukturierte Untersuchungen – wenn ich z.B. aufgefordert werden würde und Termine vorgeschlagen bekäme, dann würde man dies vielleicht besser nutzen.
 
Wie sehr hat sich die Corona-Pandemie auf die Krebsvorsorge ausgewirkt?
Im Prinzip ist es so, dass wir während der ersten großen Pandemie, so 2019, natürlich über zwei bis drei Monate einen Rückgang der Untersuchungen bemerkt haben. Man hat aber gesehen, dass ein Großteil dieser Untersuchungen wieder aufgeholt wurde und die Zahlen, welche jetzt zu erwarten sind, liegen ungefähr in dem Bereich wo wir vorher waren – das heißt aber auch: es ist hier noch Luft nach oben.
 
Die fünf häufigsten Krebsformen bei Frauen sind Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Gebärmutterkrebs und Eierstockkrebs. Bei den Männern sind es Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Blasenkrebs und Nierenkrebs. Können Sie hier etwas näher ins Detail gehen?
Wir haben bei den Frauen für die Brustkrebsfrüherkennung durchaus Programme, wie die Mammografie, wo man dazu aufgerufen wird. Das ist sehr organisiert. Auch bei den Männern - hinsichtlich Prostata - ist die Empfehlung vorhanden, ebenso den Urologen aufzusuchen. Hier gibt es auch die Daten, welche besagen, dass es etwas bringt, wenn man rechtzeitig hingeht. Das Gleiche gilt für beide Geschlechter hinsichtlich dem Darmkrebs: Hier ist die Koloskopie empfohlen und es gibt auch entsprechende Richtlinien dazu. Man darf auch nicht vergessen, dass dies in Österreich kostenlos ist.
Das Problem was wir aber momentan haben, ist die aktuell noch häufigste Krebserkrankung für beide Geschlechter, ganz knapp nach dem Darmkrebs, sowie bei Männern nach Prostatakrebs und bei Frauen nach Brustkrebs. Dies ist der Lungenkrebs – der auch bei den Frauen zugenommen hat. Hier nähern sich die Zahlen immer mehr jenen bei den Männern, da auch die Frauen wieder vermehrt rauchen. Man muss dazu sagen, dass beim Lungenkrebs derzeit noch keine Früherkennungsprogramme laufen und Lungenkrebs mittlerweile die häufigste Todesursache bei den Krebserkrankungen ist. Es gibt aber internationale Studien die sehr aussagekräftig sind, dass bei Risikogruppen wie z.B. den Rauchern, ein spezielles CT mit wenig Strahlenbelastung aber hoher Genauigkeit, die Sterblichkeit in diesem Bereich um 24 Prozent senken kann. Das heißt, auch hier haben wir für die Zukunft die Möglichkeit eine konsequente Screening-Früherkennungen durchzuführen und so auch die Sterblichkeit an dieser Krebsart zu verringern.
 
Wie haben sich die Behandlungsmethoden in den vergangenen Jahren entwickelt und wie haben sich dahingehend auch die Chancen auf Heilung gebessert?
Abseits der Früherkenneung und entsprechenden Behandlungen, haben wir jetzt die nächste große Entwicklung die uns weitergebracht hat – nämlich die therapeutischen Möglichkeiten. Einerseits wirklich in der Ausheilung durch neue Therapieansätze oder andererseits die Krebserkrankung in eine chronische Erkrankung überführen kann und so mehrere Jahre gut mit Krebs leben kann. Dies sieht man auch anhand von Statistiken, da die Zahl derer – die mit Krebs leben – steigend sind, während die Neuerkrankungsraten relativ konstant sind.
 
Kann man dahingehend auch sagen, dass eine Operation immer der letzte Ausweg bzw. Schritt bei der Behandlung ist?
In vielen Erkrankungen, vor allem Tumorerkrankungen, ist die chirurgische Sanierung bzw. Resektion der Hauptbestandteil der Behandlung. Was sich geändert hat ist, dass man weiß, wenn alles operiert ist es trotzdem unterschiedliche Risikoprofile gibt, wo die Erkrankung wiederkommen kann. Aber auch diese kann man durch zusätzliche medikamentöse Therapien, auch Strahlentherapien, Chemotherapien, Immuntherapien oder Tablettentherapien ausheilen bzw. in die bereits genannte chronische Erkrankung überführen.

Gibt es abschließend noch etwas, dass Sie unseren Lesern mitteilen wollen?
Ich glaube wichtig ist, dass wir alle die um die Möglichkeiten Bescheid wissen. In den bereits erwähnten Studien ist das Gespräch mit den Hausärzten von ganz wesentlicher bzw. zentraler Bedeutung, auch um das Risiko abzuschätzen an Krebs zu erkranken. Ich höre sehr oft, dass man dieses und jenes bei Krebs nicht heilen kann und ich glaube das wissen wir, dass es wohl so ist, aber man sollte einmal das ausnutzen und wahrnehmen, wovon wir wissen, dass es einen großen Vorteil bringt. Das ist eigentlich die Aufforderung all jener die mit Vorsorge zu tun haben, also auch der österreichischen Krebshilfe hier in Kärnten.

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