Ein Pendler aus Maria Saal über Karl-Heinz Grasser, die Lehman Brothers und den Ortsteilvorsitzenden

Klagenfurt Ostbahnhof
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Maria Saal. Klagenfurt Ostbahnhof. In Egyd Gstättners literarischem Porträt der Stadt Klagenfurt kommt der Rudolfsbahngürtel nicht vor. Ein anderer erinnerte sich sehr gut an das Stadtviertel, wenngleich viele Ostbahnhofler nur zu gerne auf sein Wirken daselbst verzichtet hätten: Der gebürtige Klagenfurter und ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat die BUWOG Wohnblöcke links der Funderstraße privatisiert und zu diesem Behufe die Lehman Brothers Inc. und das Immofinanz Konsortium in das Stadtviertel eingeschleppt.

Vorweg: Der Rudolfsbahngürtel hat die Lehman Brothers und den einstigen Finanzminister überlebt. Die Gegend ist trotz K.-H.Grasser noch immer reizvoll. Sie hat Charme. Wer die Mießtalerstraße durch die prachtvolle Allee hinaufgeht, sieht links und rechts kleine Nahversorger, eine stadtbekannte Bäckerei, einen Lebensmittelladen, eine Tabaktrafik und Zeitungskiosk, ein Geschäft für Büro- und Kassentechnik und großdimensionierte, wunderschöne Vorstadtvillen. Eine gute Gegend: Arbeiter, Angestellte, die Hülgerthkaserne. Der Rudolfsbahngürtel ist lebendig. In den Hinterhöfen spielen Kinder. Es erinnert alles ein wenig an Rudolf Steiner. An pädagogische Bemühungen. Gezirkelte, gepflegte Grünanlagen beruhigen das Auge und triefende Wäsche auf weißen, gespannten Leinen mahnt den Alltag ein.

Mein Schwiegervater und das kleinste Wirtshaus Österreichs

Direkt am Ostbahnhof steht noch immer das "Gasthaus zur Schiene". Es wurde einst als kleinster Gasthof Österreichs bezeichnet . Das Geschäft läuft am Rudolfsbahngürtel. Die ÖBB haben die Personenzüge und damit die Reisenden durch meterhohe, gigantische Lärmschutzwände zwar vom Ortsteil ausgeperrt, das Bahnhofsgebäude verkauft und hinter den Lärmschutzwänden einen Glaskäfig als Haltestelle hochgezogen, aber durch eine Stahlbetonunterführung strömen Pendler und Schüler in den Stadtteil.

Das "Gasthaus zur Schiene" war einst das Klagenfurter Lieblingslokal meines bereits verstorbenen Schwiegervaters. Adi fuhr oft mit dem Zug von Maria Saal nach Klagenfurt und fiel ins Ostbahnhofviertel ein um Bekannte und Verwandte zu besuchen. Zuallererst kehrte er im winzigen, aber umso heimeligeren Wirtshaus ein und trank gemütlich ein kühles Helles. Er war nie ein Freund von Kartenspielen, aber ein sehr kommunikativer Mensch. Herr Schweiger unterhielt sich und andere lieber. Er war eine Stimmungskanone, und er plauderte und lachte gerne mit den Stammgästen, wie daheim im Heimatort, der zufällig auch das Heimatdorf von Peter Turrini und Gerhard Lampersberg war.

Dieses "Gasthaus zur Schiene" hat heute großzügige Parkplätze, eine belebte Straße, die direkt am Bahnhof vorbeiführt, also beste Bedingungen. Das Vereinslokal des Eisenbahner Musikvereins und der Bundesbahner Stadtkapelle Klagenfurt befindet sich jetzt im ehemaligen Bahnhofsgebäude.

Der leicht angegraute Stadtteilvorsitzende

Der ehemalige Klagenfurter Gemeinderat Johann Zlydnik, ein Eisenbahner, war SPÖ-Stadtteilvorsitzender des Arbeiterviertels, gleichzeitig Beirat der Bundesbahner Stadtkapelle Klagenfurt, Obmann des Eisenbahnersportvereines Rot-Weiss Klagenfurt, Breitensportreferent im Kärntner Tennisverband und ASKÖ Landesreferent für den Tennissport.

Leicht angegraut und schon mit etwas schütterem Haar sah der "fesche" Hansi aus der Webseite der SPÖ-Klagenfurt auf den interessierten Betrachter. Mittlerweile wird die Stadtteilorganisation, die mit der Sektion Innere Stadt und der Sektion Lindwurm zusammengelegt wurde, vom politischen Quereinsteiger Dr.Manfred Mertl geleitet. Zlydnyk ist heute stellvertretender SPÖ-Stadtteilvorsitzender in der Sektion Fischl-St.Peter-Ebenthalersiedlung. Keine leichte Aufgabe für den Gewerkschafter aus St.Peter , zumal Fischl ein sozialer Brennpunkt der Stadt ist. Als "junges männliches Arbeitermilieu mit schlechten Aufstiegschancen" identifizierte Sora-Meinungsforscher Günther Ogris die roten Sorgenkinder. Zlydnyks Abgang mag bezeichnend für die Entwicklung im Ortsteil Rudolfsbahngürtel sein: Man hat am Ostbahnhof nicht viel zu verlieren und auch nichts zu gewinnen, weder politisch noch ökonomisch. Die gesellschaftlichen Institutionen werden hier zwar irgendwie als funktionstüchtig wahrgenommen, aber sie verlieren an Substanz, das Interesse an ihnen versiegt.

Die Funderstraße als städtisches Vorzeigemodell

Geht man vom Ostbahnhof über die stark befahrene Straße und biegt dann rechts auf die Funderstraße, ist die Idylle noch perfekter. Wohnblock um Wohnblock reihen sich hier aneinander. Vor einigen Monaten blühten hier die Bäume und färbten die Gegend in strahlend schönes Rosa. Auf der rechten Seite der Funderstraße waren in einem Genossenschaftsbau in der Funderstraße 21 bis 25 einst zahlreiche Geschäftslokale untergebracht. Ein Friseur ist noch da, eine Bürotechnikfirma, die Abteilung 12 des Magistrates Klagenfurt (Lungenvorsorge) und das Vereinslokal des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten in Klagenfurt. Mehrere Geschäftslokale stehen leer. Sie sind von den Vormietern besenrein dem Mieter übergeben worden. Bäume und Grünanlagen säumen die verkehrsberuhigte Funderstraße mit unlängst eingeführten, gebührenpflichtigen Kurzparkzonen. Erst am Schnittpunkt Enzenbergerstraße-Funderstraße endet die Vorstadt und damit das Stadtviertel Rudolfsbahngürtel-Ostbahnhof.

Geschichtsträchtiger sozialer Wohnbau und eine geballte Konzentration von sozialen Einrichtungen im Stadtviertel

An der Ecke Mießtalerstraße - Rudolfsbahngürtel steht ein altes Ungetüm von einem Haus. Es ist ein uralter Eisenbahner-Wohnblock mit riesig hohen Räumen, großflächigen Fenstern, einem gigantischen Torbogen, durch den man in den Innenhof gelangt. Im Innenhof stehend sieht man auf die einst höchst modernen Balkone, auf filigrane, kleine Terassen, die mit Eisengitter geschützt sind und höchstens dazu dienen, Wäsche zu trocknen, zumal auf den schmalen Betonbalkonen einen Höhenkoller bekommen würde. VIVA, die von der Landeshauptstadt Klagenfurt geführte Drogenberatungsstelle, befindet sich vis a vis des Wohnblocks auf der rechten Seite der Mießtalerstraße.
Einen Block weiter wurden die riesigen Gebäude des AMS Kärnten, das Arbeitsmarktservice, früher - vor der großen Hype nach Abkürzungen und verbalen Behübschungen einfach das Arbeitsamt - mit den Kernkompetenzen Arbeitsplatzvermittlung, Schulung und Förderung für die Arbeitssuchenden, errichtet. Die Angestellten und die Schulungsteilnehmer sorgen für Umsatz beim Bäcker und bei den anderen kleinen Nahversorgern in der Mießtalerstraße.

"Pflege mit Herz" lautet das Motto des Mobilen Pflegedienstes Klagenfurt, der am Rudolfsbahngürtel sein neues Büro bezog. Ein 22 köpfiges Pflegteam leistet engagierte Arbeit. Seit der Gründung des Mobilen Pflegedienstes Klagenfurt im Jahr 2002 wurden rund 500 Klientinnen und Klienten betreut.

Ausblicke

Der Rudolfsbahngürtel, die Gegend um den Ostbahnhof, blieb von den Stadtplanern verschont. Das hat dem Ortsteil gutgetan. Das hat Vieles erhalten, das verbindet die Bewohner. Auf den Promenadenwegen durch die Hinterhöfe steht man unter Beobachtung. An den Brüstungen der Balkone lehnen die Rentner. In den Höfen tummelt sich schon die nächste Generation. Die Gegend lebt. Von den Balkonen scheint die Welt der Sprayer und der Randale heute noch ebenso weit entfernt, wie die Welt der großen Gewinne, der Bonuszahlungen und der unverdienten Verdienste.

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