Update mit Stellungnahmen
Berufsschule Ferlach wird nach Klagenfurt verlegt

Das war das Modell für das Schulkompetenzzentrum in Ferlach. Nun wird die Schule jedoch nach Klagenfurt verlagert | Foto: Büro Kadletz
  • Das war das Modell für das Schulkompetenzzentrum in Ferlach. Nun wird die Schule jedoch nach Klagenfurt verlagert
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Nach langer Prüfung seitens des Landes Kärnten ist die Entscheidung nun gefallen: Die Fachberufsschule Ferlach wird nach Klagenfurt verlegt.

FERLACH. Jahrelang wurde über ein gemeinsames Schulkompetenzzentrum mit der HTBLVA Ferlach und der Fachberufsschule Ferlach gesprochen (die WOCHE berichtete), um Synergieeffekte zu erzielen. Es folgte ein Architekturwettbewerb und die Pläne wurden dem Land präsentiert. Die HTBLVA Ferlach sollte erweitert werden, das Gebäude der Fachberufsschule – mittlerweile am Ende seiner Lebensdauer – sollte abgebrochen und neu errichtet werden. Gewartet wurde bis dato auf ein Ja oder Nein vom Land. 
Damals hieß es: Aufgrund rückläufiger Schülerzahlen gebe es Leerflächen in Klagenfurt. Der Großteil der Ferlacher Berufsschüler komme aus anderen Bundesländern und sei in Klagenfurt untergebracht. Man suche die beste Lösung für die Schüler und werde Anfang 2020 entscheiden.

Peter Kaiser nach der Regierungssitzung: Fachberufsschule wird aus Kostengründen verlagert!

Nach langer Überlegung hat sich die Landesregierung für eine Verlegung der Fachberufsschule Ferlach nach Klagenfurt entschieden. „Temporär hätte dies ohnehin sein müssen, wenn es zu einer Zusammenführung mit der HTL Ferlach gekommen wäre“, so Kaiser. Es fanden intensive Kostenprüfungen statt. Das Einsparungspotential bei einer Integration in Klagenfurt liege laut Kaiser bei fünf bis 5,5 Millionen Euro. Der Bezug zu Ferlach soll – etwa durch Praktika bei Büchsenmachern – aufrecht erhalten werden. Momentan gibt es 198 Berufsschuüler, 93 davon kommen nicht aus Kärnten.
Eine Erweiterung der Internatsplätze in Ferlach wäre auch notwendig gewesen, in Klagenfurt allerdings gebe es genügend freie Plätze. So würde man sich weitere zwei Millionen Euro an öffentlichen Förderungen sparen.

Team Kärnten/Köfer: Ferlach wird seiner Identität beraubt

„Ferlach und Büchsenmacherei sind seit jeher eng verbunden. Durch den Wechsel der Berufsschule nach Klagenfurt geht sehr viel an lokaler Identität verloren“, ärgert sich Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer. Die Entscheidung, die Berufsschule in die Landeshauptstadt zu transferieren, sei laut Köfer eine weitere Ausprägung des Kaiser´schen Bildungszentralismus, den Köfer seit Jahren vehement ablehnt: „Ferlach wird nicht nur seiner Berufsschule beraubt, nein, auch der ländliche Raum wird durch den heutigen Beschluss einmal mehr geschwächt.“ 
Die Entscheidung, Ferlach zu schwächen, passe laut Köfer genau in das Bild, das seit der Machtübernahme Kaisers vorherrscht: „Im ländlichen Raum werden vor allem Volks- und Musikschulen geschlossen und die lokalen Strukturen ausgedünnt. Dieser rote Schließungswahn macht jetzt auch vor den Berufsschulen nicht Halt.“ Köfer befürchtet, dass dem neuen Berufsschulkonzept des Landes, das schrittweise bis 2025 umgesetzt werden soll, weitere Standorte zum Opfer fallen: „Ich habe bereits im Juli 2017 in meiner Funktion als Mitglied der Landesregierung in der Regierungssitzung dieses Zentralisierungs-Konzept klar und entschieden abgelehnt. Dieses Papier ist ein Angriff auf die Bildungsstruktur in Kärnten und erschwert den Alltag der Berufsschüler ungemein, diese werden kreuz und quer durch das Land geschickt.“
Die Interessen und die Bedürfnisse der Schüler scheinen beim Bildungsreferenten nur eine sehr untergeordnete Rolle einzunehmen, meint Köfer: „In Hinterzimmern der Landesregierung werden Papiere erstellt und erarbeitet, die mit der Praxis überhaupt nichts zu tun haben und bestehende Ausbildungsstandards nach unten absenken.“

Appé: Argumente waren schwer zu widerlegen

"Mit Bedauern muss ich den Beschluss der Landesregierung über die Verlegung des Standortes der Fachberufsschule von Ferlach nach Klagenfurt zur Kenntnis nehmen", sagt Ferlachs Bürgermeister Ingo Appé. Bis zuletzt wurde versucht, dies zu verhindern. 
"Nur waren die Argumente des Landes sehr schwer zu widerlegen", so Appé. In den letzten Jahren gab es keinen Lehrling aus Ferlach. Kein Ferlacher Betrieb hat in den letzten Jahren einen Büchsenmacher oder Waffentechniker ausgebildet.
Die Kosten sind im letzten Jahr „explodiert“: Inneneinrichtung von vier auf acht Millionen, ein Förderansuchen Kolping mit zwei Millionen.
Pro Turnus der Berufsschule mit 30 Schülern waren etwa die Hälfte immer in Klagenfurt untergebracht und fuhren täglich zwischen Ferlach und Klagenfurt hin und her.

Büchsenmacher-Ausbildung weiter möglich

Die Ausbildung der Büchsenmacher ist in Ferlach auch weiterhin für Jugendliche an der HTBLVA Ferlach möglich. "Es ist auch die Bereitschaft der HTL Ferlach die überschaubare Anzahl der Büchsenmacherlehrlinge an der HTL zu unterrichten gegeben", informiert Appé. Diesbezüglich werden noch Gespräche geführt um die Ausbildung des traditionelle Handwerks für Lehrlinge in Ferlach zu behalten. Darüber hinaus könnte die Berufsschule durch eine Kooperation mit der HTBLVA Ferlach sehr profitieren. Ab dem nächsten Schuljahr zum Beispiel bietet die HTBLVA die Fachrichtung Robotik- und Smart Engineering im Lehrplan des Maschinenbaus an. Ein Schwerpunkt, den es in Kärntens Ausbildungslandschaft noch überhaupt nicht gibt und somit den Schulstandort Ferlach stärkt.
Der Bürgermeister informiert weiter: "Auch wird es Gespräche mit dem Land Kärnten geben, um zukunftsfähige Projekte, wie zum Beispiel ein Start Up für AbsolventInnen der HTBLVA, in Ferlach anzusiedeln die als Ersatz für die Einbuße der Standortverlegung zu erreichen."

FPÖ-Keuschnig: Ferlach verliert Teil seiner Tradition

"SpÖ und ÖVP setzen mit der Standortverlegung einen weiteren Schritt in Richtung Zentralisierung und höhlen den ländlichen Raum aus", sagt FPÖ-Stadtparteiobmann und Gemeinderat Dominic Keuschnig. Damit wird Ferlach lut Keuschnig gegen den Willen ein Teil jahrhundertelanger Tradition beraubt. 
Von Seiten des Kolpinghauses wird eines der Hauptargumente der Landesregierung widerlegt. „Es stimmt laut Betreiber des Kolpinghauses nicht, wie von der Landesregierung behauptet, dass 95% der Schüler von Klagenfurt in die Ferlacher Berufsschule pendeln müssen. Das Kolpinghaus hat bestätigt, dass zwei Drittel der Schüler im Kolpinghaus Ferlach untergebracht sind“, schließt Keuschnig.
Seitens des Landes gab es bereits eine Korrektur zur gestrigen Aussendung. Korrekt heißt es: 
„Die Tatsache, dass bereits jetzt ein Großteil, nämlich 95 Prozent, der Berufsschüler aus anderen Bundesländern kommt, und ein großer Teil der Schüler zudem zwischen Klagenfurt und Ferlach pendelt , hat auf ökologische und ökonomische Weise in der Standortentscheidung
eine wesentliche Rolle gespielt“, berichtet Kaiser. Von 198 Schülern sind 12 aus Kärnten, keiner aus Ferlach, so Kaiser, der die Stadtgemeinde Ferlach über den Entscheidungsfindungsprozess immer informiert hat, weiter.

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