Gery Seidl im Interview
Nahbarer Kabarettist mit offenem Geist

Am 22. Juli kommt Gery Seidl mit dem Programm „Hochtief“ zum Kabarett Festival in der Schleppe Arena Klagenfurt. Wir sprachen vorab über sein Programm, seine Lebenseinstellung und die Verbindung zu Kärnten.

RegionalMedien Kärnten: Herr Seidl, was können Sie uns über Ihr Programm erzählen?

Gery Seidl: Mein Programm ist eine Art Aufruf, das aufzuzeigen, was längst schon da ist, aber nicht so wahrgenommen wird. Ich versuche nur den Blickwinkel um drei Grad zu ändern. So werden wir z.B. draufkommen, dass Elektroautos nicht der Weisheit letzter Schluss, aber vielleicht ein guter Anfang sind. Ich bin ein Freund des kritischen Hinterfragens und werde oft hellhörig, weil wenn nicht mehr alle Meinungen gelten, dann wird es einsilbig. Ich habe z.B. nichts gegen SUVs, aber wenn ich damit die Kinder zur „Fridays for Future“-Demo fahre, dann sehe ich grundsätzlich eine Themenverfehlung.

Ich habe aber generell ein Problem damit, wenn es militaristisch wird: Wenn sich der Veganer mit einer Person, welche Fleisch gegessen hat, nicht mehr an den Tisch setzen will, weil er noch verunreinigt sein könnte, dann mag ich das nicht. Ich bin ein Mensch der Vielfalt und ich bin auch ein Freund dessen, dass ich mich entwickle – und in einem Jahr mach ich hoffentlich etwas anderes, als ich gestern gemacht habe. Ich mag mich ja auch nicht in eine Schublade reinsetzen, wo ich nicht mehr rauskomme, wenn ich keinen Kopfstand mache.

Was denken Sie lässt Sie bei nahezu allen Altersschichten gut ankommen?
Das ist ein wenig dem Fernsehen geschuldet, weil das auch viele junge Leute ins Theater gebracht hat. Man muss immer aufpassen: „Will ich gut angekommen?“ und wann beginnt der Bereich des Anbiederns. Dies bedarf eines gewissen Augenmaßes. Was ich gar nicht brauche, weder bei meinem Programm noch wo anders, ist der Zeigefinger und das Gefühl, dass ich irgendwas besser mache als jemand der bei mir im Publikum sitzt. Das ist ein Gedanke, den ich auch im Privatleben habe. Letztendlich sind wir uns alle näher als man denkt, es verbindet uns mehr als dass uns trennt.

Durch die Pandemie hatte man lange Zeit keine Chance vor Publikum aufzutreten. Hat sich dadurch etwas für Sie verändert?
Sehr viel und da bin ich der Pandemie sehr dankbar, um dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Einerseits der Virus, der in der Gesellschaft herumschwirrt und andererseits, wie wir damit umgehen. Das sind zwei Paare Schuhe und die vielen Kollateralschäden die da entstanden sind, werden uns auch noch eine Weile begleiten. Das zutiefst Menschliche ist sichtbarer geworden. Ich darf aufgrund dessen, dass ich eine sehr glückliche Kindheit hatte, durchaus sagen, dass ich zum ersten Mal meine Komfortzone verlassen habe. Auch alle Grobheiten, die wir ausgetauscht haben, alle Zusprüche und alles Positive haben mit dem Virus nix zu tun – das ist Menschengemacht. Wir müssen uns daher gegenseitig die Zeit schenken, darüber nachzudenken wieso jemand so denkt wie er denkt. Wir haben uns aber sehr stark gegeneinander aufhussen lassen. Ich kann etwas lesen oder hören, aber ich entscheide selbst in welcher Art und Stärke ich es weitergebe und mit welcher Intention.

Wie lange dauert es von der Idee bis zum fertigen Programm?
Es ist immer die Angst vor dem weißen Blatt Papier und dem ersten Satz. Ich schreibe ungefähr 200 Seiten und das Programm hat dann rund 23 Seiten. Man könnte sagen, es wird mit jedem Satz, den ich streiche, besser. Zehn Minuten ist bald jemand lustig, aber mit null Requisiten und nur mit Sprache, über 90 Minuten lang die Spannung zu halten - das ist die große Kunst.

Das neue Programm, an dem ich aktuell für kommendes Jahr arbeite, wird z.B. auch eine Geschichte aus dem Leben, wo man danach rausgeht und sagt „Siehst, ich bin nicht alleine“. Wir haben alle unsere Eigenheiten, das ist es was das Leben so charmant macht, weil sonst kann ich mich ja gleich durch den Geburtskanal in eine Schablone reinpressen, mit einem Smartphone in der Hand, alle gleich aussehend aus, denken alle das Gleiche und essen alle Fertiggerichte. Daran glaub ich aber nicht, denn unsere Welt ist ganz bunt und nicht nur schwarz-weiß, wir müssen nur versuchen wieder diese feinen Farbnuancen zu finden.

Worauf freuen Sie sich in Kärnten besonders?
Also wahrscheinlich werde ich mir den Wetterbericht ansehen. Immer wenn du rausgehst, spielt der Wettergott mit und man muss damit rechnen, dass mal das Wetter umschlägt – so erging es mir z.B. schon in Finkenstein. Da meine Frau aus Kärnten kommt, ist mir Kärnten durchaus nahe. Ich mag das Bundesland Kärnten und bin auch sehr oft dort.

Soziales Engagement liegt Ihnen am Herzen. Wieso ist Ihnen dies besonders wichtig?
Man hat mir Glück in die Wiege geschüttet und letztendlich ist aus dem Gery Seidl inzwischen ein Fernsehgesicht geworden, das eben viele Menschen anzieht. Wenn meine Anwesenheit also dabei helfen kann, um auf Unregelmäßigkeiten oder Ungleichheiten in der Gesellschaft aufmerksam machen kann, dann nutze ich das auch entsprechend. Aber nicht um jeden Preis, ich muss schon hinter dem Verein stehen können. Das ist mir ein Anliegen, weil wenn jemand z.B. jetzt einen Rollstuhl braucht, dann sollte er ihn auch jetzt bekommen und nicht, wegen Bürokratie erst in einem Jahr, wo er vielleicht nicht mehr lebt. Jedes Plus, das man in das Universum sendet, wird als Plus zurückkommen. Es ist nicht so, dass ich für die Nachwelt „Bonus Tracks“ ernten will, es geht einfach darum die Menschen ein wenig nachdenken zu lassen und wenn damit 5.000 Euro zusammenkommen, die irgendwo helfen können, dann ist das was Schönes.

Wenn Sie sich als Kabarettist einen Wunsch erfüllen könnten, wie würde dieser aussehen?
Das ist immer schwer. Ich habe auf meinem Weg schon viele Menschen kennengelernt, mit denen es vielleicht schön wäre, auf der Bühne zu stehen. Auf der anderen Seite hat mich mein Weg auch gelehrt, dass alles zu seiner Zeit kommt. So bin ich in positiver Erwartung und freue mich auf alles was vor mir liegt. Ich gehe gerne mit offenem Geist und einer gewissen Grundfröhlichkeit durch die Welt. So kann man auch nie enttäuscht werden. Zum Abschluss ein Grundgedanke, den wir uns jeden Tag auf den Spiegel schreiben sollten: „Pass ma aufeinander auf!“ – das ist auch ein Credo meines Programms.

Anzeige
Die LAGANA-Küche lädt zum Brunch auf Kärntens schönster Flussterrasse. | Foto: Simone Attisani
3

voco Villach und LAGANA
Lässig ins Wochenende starten

In „Kärntens schönstem Wohnzimmer“ verwöhnt das LAGANA ab 4. Mai jeden Samstag mit einem exklusiven Lifestyle-Brunch. KÄRNTEN. Den Beats von DJ David Lima auf der Flussterrasse lauschen und sich dabei einen Brunchdrink gönnen: Der Samstags-Brunch „Trés Chic“ verwöhnt während der warmen Monate. „Très chic“ Aus der „Très-chic-Karte“ wählen die Gäste aus verschiedenen Á-la-carte-Gerichten mit französischem Charme. Das LAGANA-Küchenteam ließ der Kreativität freien Lauf, es warten raffinierte...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.