Interview
Aron Stiehl findet Jammern "unsexy"

Stadttheater-Intendant Aron Stiehl: "Wir hoffen, dass wir alle Spitzenkandidaten zu einer Diskussion zum Thema Kulturpolitik an einen Tisch bekommen." | Foto: Helge Bauer
  • Stadttheater-Intendant Aron Stiehl: "Wir hoffen, dass wir alle Spitzenkandidaten zu einer Diskussion zum Thema Kulturpolitik an einen Tisch bekommen."
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Im Interview mit Stadttheater-Intendanten Aron Stiehl über das Bedürfnis nach Transzendenz, den Mythos Hiob in der Neuzeit und die Annäherung an die freie Szene.

KLAGENFURT. Am 9. Februar 2023 feiert die Oper "Hiob" am Klagenfurter Stadttheater Premiere. Grund genug, Intendanten Aron Stiehl zu fragen, wie Michael Sturminger (Anm.: Regie) und Bernhard Lang (Anm.: Komposition) das Stück in die Postmoderne hieven und welche Pläne das Klagenfurter Stadttheater für das kommende Jahr hat.

KLAGENFURTER: Wie kam es zur Entscheidung, Joseph Roths Buch als Oper am Stadttheater aufzuführen?

Stiehl: Ich finde das Buch fantastisch und sehr spannend und es hat erschreckend viel mit der heutigen Zeit zu tun. Vertreibung, Angst, die damalige Zeitenwende (Anm.: vor dem ersten Weltkrieg), in der das Buch spielt. Niemand wusste damals, wie es weitergehen würde. Auch jetzt befinden wir uns in einer Zeit, die sehr unsicher scheint, wissen nicht, wohin es geht.Daher ist Hiob der perfekte Stoff. Joseph Roth hat damals schon diesen alttestamentarischen Stoff in seine Zeit geholt. Das macht Theater aus: Alte Geschichten werden neu beleuchtet.

Was kann das Publikum von Hiob mitnehmen?
Bei Hiob geht es in erster Linie darum, wie ich in Beziehung mit dem Schicksal oder etwas Göttlich–Transzendentem – stehe. Das wird bspw. deutlich, wenn ich in meinem Leben nur noch Schicksalsschläge erleide und das Gefühl habe, dass ich nicht mehr weiterkomme. Ich kann mein Schicksal annehmen, damit hadern oder mich wehren. Am Ende steht immer der Tod. Aber, wie kann ich das Leben vor dem Tod füllen, wie Verantwortung wahrnehmen? Darauf kommt es an. Das allein in unserer Verantwortung als Mensch, dem ein Bewusstsein gegeben ist.

Hiob befindet sich – wie momentan wir alle – im Krisenmodus: Warum soll man sich das anschauen?
Die Geschichte geht ja gut aus. Am Ende von Hiob steht die Hoffnung. Selbst bei Theaterstücken, die keine Hoffnung vermitteln, kann man lernen. Wie können wir es heute anders machen?

Was kann zur Musik gesagt werden?
Ich finde die Hiob-Musik fantastisch, sie ist gespickt mit Jazzelementen und wirklich hörbar. Bernhard Lang hat es geschafft, eine moderne Oper mit sehr „heutiger“ Musik zu schreiben, die die Leute wirklich mitreißt. Er beweist, dass man vor zeitgenössischer Musik keine Angst haben muss. Ganz toll finde ich auch die eingebauten jüdischen Elemente wie Klezmer-Musik.

In den letzten Wochen hat man immer wieder vom angeblichen Publikumsschwund im Kulturbereich gelesen. Können Sie diesen Eindruck bestätigen?
Ich höre sehr viel Jammern und Jammern finde ich unsexy. Wir sind von einer Krise in die andere gestolpert, Corona war eine Katastrophe. Das Publikum kommt wieder, wir sind jetzt bei einer Auslastung von 75 Prozent. Als bei der Wende 1989 die Berliner Häuser mit den besten Ensembles leergeblieben, dachten viele, dass das Publikum nicht wiederkommt. Man muss Geduld haben.
Wir veranstalten ein Sonderprojekt mit der freien Szene, bei dem wir über gesellschaftliche Themen wie Rassismus oder aber auch über Themen wie Kulturpolitik, Cancel Culture, die letzte Generation… diskutieren wollen – auch das ist Aufgabe des Theaters. Diese Diskussionen werden u. a. in den Kammerlichtspielen und dem KE-Theater stattfinden. Wir hoffen, dass wir noch vor der Wahl eine Diskussion mit den Spitzenkandidaten zum Thema Kulturpolitik zustande bringen.

Zur Sache
20. Februar 2023, 19 Uhr, Stadttheater Klagenfurt, Erster Gesprächsabend der neuen Veranstaltungsreihe "DiskussionsKultur" Thema:  "Rassismus". Weitere Termine in Zusammenarbeit mit der Freien Szene sind in Planung, www.stadttheater-klagenfurt.at.

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