Gesundheitsversorgung
Belastungsprobe für das Pilotprojekt Medineum
Erste Bilanz nach zwei Jahren Pilotprojekt Primärversorgungszentrum (PVZ) Kärnten: Medineum-Arzt Manuel Treven über seine Erfahrungen im PVZ.
KLAGENFURT, KÄRNTEN. Dass Österreichs Gesundheitssystem kränkelt, ist vielleicht zu weit hergeholt, zumindest befindet es sich im Umbruch. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ging vor ein paar Monaten so weit zu sagen, dass man das Gesundheitssystem an die Wand fahre, mache man so weiter wie bisher. Tatsache ist, dass Reformen dringend nötig sind.
PVZ werden zum Politikum
Vor zwei Jahren wurde als Teil des Reformplans des Gesundheitsministeriums die Initialisierung von sogenannten PVZ oder auch PVE gestartet. Diese sollen eine umfangreiche Entlastung des Gesundheitssystems sorgen und zudem Patienten eine zentrale multiprofessionelle Versorgung bieten. Doch das Pilotprojekt PVZ Medineum in Klagenfurt hat mit Herausforderungen zu kämpfen, noch dazu macht die Ärztekammer für Kärnten ein Politikum daraus.
"Kein Allheilmittel"
In einer Aussendung äußert Ärztekammerpräsident Markus Opriessnig, dass den 132 Kärntner Hausärzten mehr Wertschätzung entgegengebracht werden müsse und dass die PVZ zwar sinnvoll seien, aber "kein Allheilmittel, um in Zukunft alle Probleme der Gesundheitsversorgung zu lösen".
"Hoffen auf weitere PVZ"
"Wir befinden uns in der Verlängerung der Pilotphase und es ist dringend an der Zeit den Regelbetrieb eines Primärversorgungszentrums in Kärnten zu klären. Wir sind davon überzeugt dass Primärversorgungszentren eine sinnvolle und notwendige Ergänzung der bestehenden allgemeinmedizinischen Versorgung sind und hoffen darauf, dass sich mit geeigneten Rahmenbedingungen auch bald weitere in Kärnten entwickeln", sagt Manuel Treven, einer der drei Medineum-Ärzte auf unsere Nachfrage. Treven ist überzeugt davon, dass den PVZ eine sehr hohe Versorgungsrelevanz zukommt und diese eine Stütze des allgemeinmedizinischen Versorgungsnetzes Kärntens sind. Er berichtet auch, dass nach anfänglichen Veränderungen Patienten das Versorgungsangebot sehr gerne annehmen.
"Sinnvolle Ergänzung"
"Die junge Medizinergeneration hat andere Vorstellungen in Bezug auf das Arbeitsumfeld, in dem sie tätig sein möchte, als es bis jetzt der Fall ist. Einzelkassenordinationen alleine können dem nicht gerecht werden und Primärversorgungszentren sind die sinnvolle Ergänzung dazu", stellt Treven fest. Im Vergleich zu einer Einzelkassenordination sieht er in den PVZ einen deutlich höheren Aufwand bei der Organisation, Team- und Personalentwicklung sowie Komplexbewältigung. Zudem sind die Öffnungszeiten länger, das Versorgungsangebot höher, somit auch die Ressourcen.
"Wir leben Hausarztprinzip"
Ein weiterer Kritikpunkt des Ärztekammer an den PVZ: Man habe nicht immer denselben Ansprechpartner. "Wir leben das Hausarztprinzip und für alle gesundheitsrelevanten und chronischen Fragestellungen wählen die Patienten bei uns ihren Vertrauensarzt. Ist dieser aber gerade nicht im Dienst, steht für akute Fragestellungen einer der anderen Ärzte gerne zur Verfügung. Die Patienten schätzen das sehr", entgegnet Treven.
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