Bischof Schwarz bei Chrisammesse: Schmerzlicher Prozess des innerlichen Rein-Werdens ist für Kirche heilsam

Die Rolle des Priesters, besonders mit Blick auf die aktuelle Situation, stand im Mittelpunkt der Predigt von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz bei der „Missa Chrismatis“, der hl. Messe mit der Weihe der hl. Öle, die der Kärntner Bischof heute mit zahlreichen Priestern und Diakonen aus der ganzen Diözese im Klagenfurter Dom gefeiert hat.

Unhaltbare Taten und Verhaltensweisen einiger“
„Ich stelle mich bestärkend und schützend vor und hinter alle, die bisher durch ihren treuen und unbescholtenen Dienst auch alles getan haben, damit sexueller Missbrauch und Gewalt in der Erziehung nicht nur verlässlich verhindert werden, sondern nicht vorkommen dürfen“, betonte Bischof Schwarz. Dieser „wertvolle und aufrichtige Dienst“ dürfe nicht, so der Kärntner Bischof, „durch die unhaltbaren Taten und Verhaltensweisen Einiger ins Misstrauen gezogen werden“. In diesem Zusammenhang dankte Bischof Schwarz allen Gläubigen, die die Priester in ihrem Dienst unterstützen und gerade in dieser Situation treu zur Kirche stehen.

Situation im Jahr der Priester
In der Fastenzeit würden in den Gottesdiensten und in den Gebeten der Kirche die Themen Schuld, Umkehr und Buße, Versöhnung und Heilung angesprochen, so Bischof Schwarz. Mit Blick auf die aktuelle Situation würden diese Gebete eine ganz konkrete und „erschreckend realistische“ Bedeutung erhalten. Gerade im diesjährigen „Jahr des Priesters“ seien die gegenwärtigen großen Herausforderungen eine Prüfung und würden zur wesentlichen Frage nach dem Priesterbild führen.
„Priester sollen Vorbilder und Wegweiser sein, die Menschen helfen nach Gott zu suchen und selbst menschlich sind“, sagte Bischof Schwarz. Beim Priester-Sein gehe es um ein „Wachsen in der Liebe zu Gott, um das vermitteln zu können, worum es dem Priester eigentlich geht, nämlich die Menschen von der Liebe Gottes zu überzeugen und sie in diese hineinzuführen“, so Bischof Schwarz. Umso schmerzlicher sei es, wenn Priester ihre Beziehung zu den Menschen missbrauchen und so dem Wort „Liebe“ das Gegenteil antun, nämlich Menschen verletzen, „sei es durch Gewalt, durch sexuelle Übergriffe, durch Verfehlungen in einer Art von Lieblosigkeit, die dann zur Belastung aller werden“, sagte der Kärntner Bischof.

Eine Reinigung des Gedächtnisses
„Derzeit findet eine Reinigung des Gedächtnisses statt. Und dabei finden wir Steine auf unserem Weg. Hindernisse und Schuldgeschichten, die die – wenn auch späte – Wahrheit frei machen wird“, so Bischof Schwarz, der Priester als „Anwälte für eine Hoffnung, die über die Welt hinausgeht,“ bezeichnete. Gerade in der gegenwärtigen Situation brauche es in besonderer Weise „den geistlichen Dialog mit der Heiligen Schrift, das Lesen der großen Geistlichen Meister der Erneuerung der Kirche, das Gebet und das innere Bleiben bei Christus“.
Priester müssten bereit sein „zu einer Liebe der Hingabe, einer Liebe des Sich-Hinschenkens mit ihrer ganzen Lebensexistenz bis hin zur Lebenshingabe in der priesterlichen Form der Ehelosigkeit“. Die Treue zu Christus ermögliche es den Priestern, so Bischof Schwarz, „den Menschen Beheimatung in Gott zu erschließen“.
Priesterliches Leben sei ein Leben mit der Glut, die zwischen dem Karfreitag und dem Ostermorgen eine innere Verwandlung, Reinigung und Reifung erfahre. „Ohne diesen schmerzlichen Prozess des innerlichen Rein-Werdens, wie er auch Petrus, dem Amtsträger von damals, zugemutet wurde, geht es auch heute in der Kirche nicht“, sagte Bischof Schwarz.

Geistliche Zusammenkunft der Priester
Bei der anschließenden Recollectio, der geistlichen Zusammenkunft der Priester im Klagenfurter Slomšek-Heim warnte Bischof Schwarz vor „ziellosem Fernseh- und Internetkonsum“ und ermutigte verstärkt zum „kreativen, schöpferischen Umgang mit der Zeit“. Dies stelle für viele Priester eine „emotionale und geistige Herausforderung“ dar. Es gehe darum, so Bischof Schwarz, „das Allein-Sein so zu leben, dass es nicht in schleichende Vereinsamung oder in einsame Sackgassen treibt“. Als zölibatär lebende Menschen seien Priester in besonderer Weise berufen, so der Kärntner Bischof, „das Allein-Sein schöpferisch werden zu lassen für ein aufrichtiges bei den Menschen und mit den Menschen Sein“. Wer sich in einer solchen emotionalen Sackgasse befindet, müsse „das helfende, heilende und ermutigende seelsorgliche Gespräch mit einer Vertrauensperson wagen, um aus den alten Gleisen und Gewohnheiten zu finden“. Dies gelte auch für die „Sackgassen missbrauchter Sexualität in Wort, Bild und Tat“.

„Sexualität ist eine Grundaufgabe der Schöpfung“
„Sexualität ist eine Grundaufgabe der Schöpfung, die wie alles Gute auch eine Aufgabe ist und schöpferisch gelebt sein will in verschiedenen Lebensformen, nicht als Ware oder Mittel zum Zeitvertreib, nicht als Lückenbüßer für nicht ausgehaltenes Alleinsein, nicht als Mittel zum Zweck“, betonte Bischof Schwarz. Das Thema Sexualität sei in der Kirche bisher zu wenig wertschätzend und lebensfördernd zur Sprache gebracht worden. „Als Kirche müssen wir zu diesem Thema auch im Gespräch mit Ehepaaren und jungen Menschen eine neue Kultur der Sprache suchen“, sagte Bischof Schwarz. Sexueller Missbrauch betreffe als leidvolles Thema die gesamte Gesellschaft. Die Kirche stelle sich nun konsequent diesem Thema und durchlaufe einen Diskussionsprozess, „der der Gesellschaft noch bevor steht“. Pauschalierende Schlagzeilen und allgemeine Verdächtigungen seien in der seelsorglichen Situation und dem Leben in den Pfarren in keiner Weise angemessen. Bischof Schwarz rief dazu auf, „nicht das Gesicht der Kirche zu verdunkeln, auch wenn es Wundmale gibt“ und ermunterte dazu, sich die Freude am Glauben und am Christ-Sein nicht nehmen zu lassen.

„Sterile Seelsrge mit Sicherheitsabstand“ kann nicht Ziel sein
Bei aller gebotenen Vorsicht im sorgsamen Umgang von Nähe und Distanz könne eine „sterile Seelsorge mit Sicherheitsabstand“ nicht das Ziel sein. Die Seelsorge Jesu lebe von einer „berührenden Nähe, die der Andere als heilsam empfindet“.
Als weiteres konkretes Handlungsmodell appellierte Bischof Schwarz dazu, Pfarrhöfe als Orte der gastfreundlichen Offenheit und Begegnung zu gestalten, diese aber gleichzeitig vom persönlichen Lebensbereich des Priesters klar zu trennen. Bezugnehmend auf Freizeitaktivitäten und Ausflügen mit Kindern und Jugendlichen, Sportveranstaltungen oder Ferienlager erinnerte der Kärntner Bischof die Priester und Diakone daran, noch achtsamer und konsequenter „aktiv Sorge dafür zu tragen, dass die Kinder und Jugendlichen jeweils von mehreren erwachsenen Bezugs- und Vertrauenspersonen begleitet werden“. Bischof Schwarz rief die Priester und Diakone dazu auf, „den Mut zu haben, die Vorgänge, Handlungen und auch Unterlassungen auszusprechen, die seitens der Kirche ein Unrecht waren“.

„Die Wirklichkeit wahr nehmen“
In diesem Zusammenhang benannte er in Bezug auf das Bischofswort des Trierer Diözesanbischofs Dr. Stephan Ackermann drei konkrete Herausforderungen, nämlich die Wirklichkeit wahrzunehmen, „so schmerzlich sie auch ist“, zu differenzieren und sich vor oberflächlichen Pauschalverdächtigungen zu hüten und schließlich miteinander verbunden zu bleiben im Geheimnis der Kirche.

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