,Ernst des Lebens' steht jetzt bevor
Schulpsychologin rät dazu, dass Kind nicht schon zum Schulstart zu überfordern.
WOCHE: In wenigen Wochen beginnt das, was viele Ältere gern „den Ernst des Lebens“ nennen. Ein Spruch, den man besser bleiben lassen sollte?
SIMONE PUCHER: In Gewissermaßen kann man schon vom „Ernst des Lebens“ sprechen. Für SchulanfängerInnen beginnt mit Schuleintritt ein ganz neuer Lebensabschnitt. Im Gegensatz zum Kindergarten, wo noch Spiel und Spaß im Vordergrund stehen, werden mit Schulbeginn plötzlich Leistungsanforderungen gestellt. Dennoch ist es besonders wichtig dem Kind ein positives Bild von Schule zu vermitteln und seine Neugierde und Vorfreude zu bestärken.
Sind Vorbereitungen für das neue Schuljahr überhaupt notwendig?
Schuleintritt und Schulwechsel stellen neue Herausforderungen für SchülerInnen dar. Hierbei sollten schon gemeinsame Vorbereitungen getroffen werden. Bei Schulanfängern sind dies z.B. Auswahl der Schulausrüstung, Einrichtung eines eigenen Arbeitsplatzes für Hausaufgaben, aber auch die Umstellung an einen veränderten Tagesrhythmus.
Aber auch für SchülerInnen, die in eine andere Schulart wechseln, wie in die Hauptschule/Neue Mittelschule/Gymnasium oder Oberstufe AHS/Berufsbildende Schule, kommt es zu wichtigen Veränderungen, mit denen der/die SchülerIn zurecht kommen muss, z.B. veränderter Schulweg, anderer Stundenplan, neue Unterrichtsgegenstände, unterschiedliche Lehrpersonen. Wichtig ist die beratende Begleitung, Ermutigung und Motivierung durch Eltern und Lehrer.
Wie sieht es mit den Schulanfängern und deren Schulweg aus - Dürfen besorgte Eltern den Weg heimlich im Hintergrund begleiten?
Damit sich Eltern nicht zu viele Sorgen machen, kann das richtige Verhalten am Schulweg schon vor Schulbeginn gemeinsam regelmäßig geübt werden, damit das Kind und auch besorgte Eltern an Sicherheit gewinnen. Es sollte keine unnötige Angst gemacht werden. Vielmehr sollte die Selbstständigkeit des Kindes gefördert und bestärkt werden.
Wie schwer fällt es den Eltern, die Kinder „loszulassen“?
Das ist unterschiedlich. Wichtig ist es jedoch dem Kind auch etwas zuzutrauen und es in seiner Selbstständigkeit zu fördern. Zudem sollte Interesse an allen, positiven wie negativen, Geschehnissen in der Schule gezeigt werden. Einfach ein offenes Ohr für das Kind haben!
Was kann man tun, wenn das Kind Angst vor der Schule hat?
Diese Beobachtungen sollten am besten einmal mit der/dem KlassenlehrerIn besprochen werden. Eine enge Zusammenarbeit von Schule und Eltern ist besonders wichtig. Zusätzlich steht den Eltern kostenlose Hilfe und Beratung über die Schulpsychologische Beratungsstelle zur Verfügung.
Nach den ersten Schultagen: Wie schnell sollte es bei Schwierigkeiten in der Schule zu einem Gespräch mit dem Lehrer kommen?
Vor allem bei Schulstart oder Schulübertritt in eine andere Schulart kann es zu einer Umstellungsphase kommen. Es können vorübergehend Probleme auftreten, sind jedoch kein Grund zur Panik. Der/Die SchülerIn braucht natürlich Zeit, um sich an die neue Situation anzupassen. Wenn diese trotz verständnisvollen Gesprächen der Eltern mit dem Kind länger andauert, sollte Kontakt mit dem Lehrer aufgenommen werden. Spätestens bis zu den Weihnachten sollte die Umstellung geschafft sein.
Wie oft denken Sie, dass nicht die Kinder, sondern die Eltern Hilfe bräuchten?
Wenn Hilfe benötigt und in Anspruch genommen wird, ist es wichtig, dass alle daran beteiligten Familienmitglieder ihren Beitrag zur Verbesserung der derzeitigen Situation bzw. zur Lösungsfindung leisten.
Englisch, ein bisschen Italienisch rechtzeitig vor dem Wechsel auf die weiterführende Schule, Sport und Musik am Nachmittag. Ist das noch Kindheit?
Weniger ist mehr. Kinder benötigen ausreichend Freizeit. Bewegung und Spiel sollen eine Ausgleich zu den schulischen Anforderungen ermöglichen, das Kind jedoch nicht überfordern. Vor allem aber soll es Spaß machen.
Wie viel verplante Zeit tut einem Erstklässler denn gut?
Ein geregelter Zeitablauf für Lernen und Hausübungen ist wichtig. Nach dem Mittagessen sollte jedoch einmal eine kurze Pause eingelegt werden. Die Freizeit sollte nicht komplett verplant sein. Es sollten noch Freiräume für das Kind gelassen werden.
Sollte die Mutter während dem Hausaufgaben machen danebensitzen oder doch nicht?
In erster Linie sollten die Hausaufgaben vom Kind selbstständig erledigt werden. Je nach Bedarf kann diese nochmals erklärt und nach der Erledigung noch kontrolliert werden. Jedoch ist es wichtig Selbstvertrauen aufzubauen und Selbstständigkeit zu stärken. Angst, Druck und Stress sollten vermieden werden, da dies die Eltern-Kind-Beziehung belasten und somit Schul- und Lernfrust entstehen kann. Zudem ist es besonders wichtig das Bemühen des Kindes zu loben.
Ängste, Sorgen, gute Absichten - viele Schüler und Eltern schauen mit gemischten Gefühlen dem Beginn eines neuen Schuljahres entgegen. Was raten Sie, damit der Start gelingt?
Eventuell vorhandene Ängste und Sorgen gemeinsam besprechen. Wichtig ist es das Kind positiv auf die Schule einzustimmen. Das heißt Neugierde und Vorfreude bestärken.
Zahlreiche Schüler starten als Sitzenbleiber ins neue Jahr. Was können Eltern tun, damit Kinder an ihren Misserfolgen nicht resignieren?
Das Wiederholen der Schulstufe als Neustart und Chance sehen, es in diesem Schuljahr besser zu machen. Dem Kind keine Vorwürfe machen!
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.