"Fachkräfte werden stets gebraucht"
Vor allem im Metall- & Elektrobereich haben Arbeitssuchende gute Chancen.
AMS-Chef Franz Zewell über Fachkräfte-Nachfrage, älterer Arbeitnehmer und No-Gos bei Bewerbungen.
WOCHE: Mit welchen Maßnahmen steuert das AMS gegen die hohe Arbeitslosigkeit?
FRANZ ZEWELL:Das AMS Kärnten setzt 68,9 Millionen Euro ein, um arbeitsmarktpolitisch gegenzusteuern. Vom Land kommen 7,5 Millionen Euro hinzu. Das bedeutet für 28.000 Personen Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.
In welchen Branchen besteht für Arbeitsuchende derzeit am meisten Hoffnung?
Vor allem im Metall- und Elektrobereich bilanzieren wir übers Jahr ausgeglichen. Es kommt also ein Arbeitsuchender auf eine offene Stelle. Fachkräfte werden aber immer gebraucht. In der Gastronomie die Köche, im Bereich Bau- und Baunebengewerbe die Zimmerer und Dachdecker, im Bereich Metalltechnik die C+C Dreher, in der Kombination Metalltechnik mit Elektrotechnik die Mechatroniker, zur Steuerung der Industrieanlagen.
In welchen Branchen ist es derzeit besonders schwierig?
Quer durch alle Branchen sind es die Hilfsarbeiter, die es besonders schwer haben, eine Beschäftigung zu finden.
Die Zahl älterer Arbeitsuchender steigt konstant, ca. jeder vierte Arbeitslose ist über 50. Die Sorgenkinder des AMS?
Das hängt mit der demographischen Entwicklung zusammen. Unsere Gesellschaft wird älter, deshalb steigt der Anteil der Älteren an den Beschäftigten und auch der älteren Arbeitslosen.
Welche Anreize brauchen Unternehmen, damit sie ältere Mitarbeiter einstellen?
In erster Linie wenn rasch die richtige Qualifizierung zur Verfügung steht. Das AMS hilft mit sehr lukrativen Förderungen bei Einstellungen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die 50 Jahre und älter sind. Wenn ein Unternehmen Möglichkeiten zur Erweiterung hat, kann es derzeit nicht nur aus einem großen Pool qualifizierter, arbeitsuchender Älterer auswählen, sondern zudem auch noch gute Förderungen erhalten.
Was raten Sie älteren Arbeitsuchenden, die jeden Tag aufs Neue versuchen, beruflich wieder Fuß zu fassen?
Die Hoffnung nicht aufgeben, Interesse über den eigenen Berufsbereich hinaus entwickeln und die professionellen Angebote des AMS nutzen.
Auf was legen Unternehmer bei Mitarbeitern besonders Wert – was ist heute wichtig?
Besonders wichtig ist, dass Job-Bewerber die richtige Qualifikation mitbringen und möglichst rasch selbstständig einsetzbar sind. Sozialkompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Lernbereitschaft werden groß geschrieben.
Was sollte man also bei einem Bewerbungsgespräch auf keinen Fall tun?
Unpünktlich sein, unhöflich sein und unvorbereitet sein. Damit steigen die Chancen auf den neuen Job sicher nicht. Ein aussagekräftiger Lebenslauf ist in jedem Fall hilfreich, ebenso das richtige Auftreten und die richtige Garderobe.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Kärnten gesunken, besonders in der Gruppe der 19-Jährigen. Österreichweit hingegen ist sie gestiegen. Worauf ist das zurückzuführen?
In Österreich haben, demographisch bedingt, die arbeitslosen Jugendlichen im Lehrlingsalter in den vergangenen 20 Jahren um 14 Prozent abgenommen, in Kärnten um 26 Prozent. Deshalb muss Kärnten alles daran setzen, die Jugendlichen bestmöglich auszubilden und im Land zu halten. Das AMS Kärnten setzt in diesem Jahr 35 Prozent des Budgets allein für diese Zielgruppe ein und verlängert das erfolgreiche Jahr der Jugend.
Wie viele Arbeitslose konnten vergangenes Jahr durch das Service des AMS wieder im Berufsleben durchstarten?
50.000 Menschen konnten aus der Arbeitslosigkeit wieder ins Berufsleben einsteigen. Darunter 10.000 Ältere über 50 Jahre.
Zur Sache
Um insgesamt 3,8 Prozent hat die Arbeitslosigkeit im März gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zugenommen (Österreich 12,9%);
Die Jugendarbeitslosigkeit hat insgesamt um 3,1% abgenommen, bei den bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit um 8,1% zurückgegangen (Österreich +5,7%).
Bei den älteren Arbeitslosen kommt es zu einem Anstieg von 7,6% (Österreich +16,2%)
Eine Erhöhung der offenen Stellen wird bei den Hilfsberufen, bei den Technikern und im Handel vermerkt. Ein Rückgang bei den offenen Stellen ist vor allem bei den Bau-, Metall/Elektroberufen und Gesundheitsberufen gegeben; insgesamt verzeichnet Kärnten im März ein Plus von 8,5% (Österreich -3,4%).
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