Körpersprache ist der Türöffner zu den Menschen

Stefan Verra ist Experte für Körpersprache. Infos: www.stefanverra.at | Foto: Severin Schweiger
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(chl). „Die allerwenigsten Politiker lassen sich in ihrer Körpersprache coachen. Coachen bedeutet nämlich, sich regelmäßig, in sehr engen Abständen begleiten zu lassen. Die meisten Politiker rufen vor einem großen Auftritt jemanden an, von dem sich sich ein paar Tipps holen. Was sie dann davon umsetzen, wirkt oft nicht authentisch“, erklärt Körpersprache-Experte Stefan Verra.

Ich coache keine Politiker

Verra coacht unzählige Firmen im In- und Ausland, aber: „Politiker sind die einzige Zielgruppe, die ich nicht coache. Ich begleite Wahlkämpfe und beschreibe, wie etwa hier für die Kärntner WOCHE, warum wir gewisse Gefühle für den oder jenen Politiker haben. Aber wenn sich herumsprechen würde, der Verra berät diese oder jene Partei, würde ich jede Glaubwürdigkeit verlieren.“

Emotionen erzeugen

Verra: „Körpersprache ist deswegen so wichtig, weil sie inhaltlich zwar wenig zur Sache tut, aber emotional ist sie der Türöffner zu den Menschen.“
Der Mensch entscheide zunächst emotional, ob er jemanden interessant, sympathisch und kompetent oder unsympathisch und überheblich einschätzt. Gemäß dieser Einschätzung nehmen wir die Inhalte wahr. Offenherzig oder skeptisch.

Sympathie punktet

Ein Beispiel: „Wenn jemand Donald Trump unsympathisch findet, dann zumeist, weil er körpersprachlich Überheblichkeit zeigt. Daher gehen wir mit seinen Inhalten deutlich kritischer um. Umgekehrt bei Barack Obama: Ihn haben die meisten als sympathisch und nicht überheblich eingeschätzt. Daher sind die Menschen heute noch nachsichtig mit ihm, auch wenn er vieles nicht erreicht hat, was er erreichen wollte.“

Fakten sind nicht alles

Durch Körpersprache könne ein Politiker sogar davon ablenken, wenn er eigentlich nichts zu sagen hat. Am Beispiel Trump: „Wir in Europa glauben, wir würden mit Fakten die Amerikaner, die ihn wählten, überzeugen können. Das funktioniert aber nicht. Denn wenn du dich einmal für einen Menschen emotional entschieden hast, bleibst du nach Möglichkeit bei dieser ersten Entscheidung.“ Ein Phänomen übrigens, das allen Populisten zugute komme.

Körpersprache des Volkes

Abschließend richtet Verra einen Appell an alle Parteien: „Lasst bitte nicht nur jene Politiker nach oben, die sich parteiintern durchsetzen, sondern lasst jene nach oben, die die Sprache und damit die Körpersprache des Volkes sprechen. Ansonsten werden links oder rechts außen genau jene gewinnen, die die Lautesten sind, aber nicht unbedingt die besten Ideen haben.“

Für die WOCHE-Leser hat Verra die Spitzenkandidaten der sechs stärksten Parteien unter die Lupe genommen, und zwar anhand einer Auswahl von jeweils zwei Youtube-Videos.

Peter Kaiser
Peter Kaiser hat tendenziell ein leichtes Lächeln in seiner Mimik, das ihn souverän erscheinen lässt. Dieses leichte Lächeln zeigt an: Ich bin nicht im Stress. Und: Er zeigt ein klares Alpha- Signal, denn bei Ansprachen wendet er sich an sein ganzes Publikum hin (am Beispiel einer Pressekonferenz), indem er sich von ganz links nach ganz rechts dreht. Dies hat drei Faktoren zur Folge: Erstens fählt sich jeder der Anwesenden angesprochen, nicht nur jene direkt vor ihm; zweitens, zeigt er, dass er alle „Schäflein“ im Blick hat und drittens teilt er subtil mit, dass ihm offensichtlich sehr viele Menschen zuhören. Eingeschränkt begeistert ist Verra von Kaisers Gestik: „Kaiser ist zwar relativ locker, aber seine Gesten wirken relativ stereotyp: Der Ellbogen bleibt am Rumpf und er macht nur die Unterarme auf und zu. Kaiser ist offensichtlich schon über Jahrzehnte in Gremien, Meetings und Landtagen gesessen, und dort macht man einfach keine große Gestik. Mit dieser limitierten Ausdrucksweise spiegelt er aber nicht die Emotionalität der Bevölkerung. Er ist in diesem Punkt der typische Vertreter der etablierten Politik.“

Gernot Darmann
„Ein echtes Talent, der eine bestimmte Zielgruppe emotional anspricht, ist Gernot Darmann“, analysiert Verra. Man müsse sich vorstellen: „Wenn ein Kärntner Angst hat, den Job zu verlieren, sei es durch eine Pleite oder weil er Angst hat, ein Ausländer könne ihm den Job wegnehmen, zeigt sich diese Angst unter anderem in Aggressivität. Nicht nur, aber auch. In dieser Situation will man einen Volksvertreter, der einem das Gefühl gibt: Dieser Mensch versteht mich. Und das bildet Darmann besser ab als alle anderen und reiht sich damit in eine Reihe von populistischen Politikern ein, die genau auf diese Zielgruppe abzielen.“
Darmann schaffe das, indem er seine Gestik entsprechend emotional einsetzt, und bei Reden schon mal auf den Tisch haut. Und: „Er beugt seinen Oberkörper im Rhythmus seiner Worte und gibt ihnen damit einen unglaublichen Nachdruck. Selbst wenn man ihm nicht zuhört, ist er körpersprachlich ein Hingucker.“

Christian Benger
Benger hätte Talent, so Verra, "denn seine kräftige Gestik vermittelt, dass er richtig zupacken kann". Er solle sich hier nicht zu sehr hemmen, denn das macht ihn aus. Beim Umgang mit Medien könne er sich noch verbessern. Und auch das sendet Signale: „Auf einem Video spricht Christian Benger in eine unter ihm positionierte Kamera, das heißt: Er schaut auf uns herab. Will er diesen Eindruck wirklich erwecken?"
Zudem habe er offenbar das Bedürfnis, perfekt zu wirken, „was ihn oft unlocker macht“. „In einem Video versucht Benger pathetisch zu sein, das erkennt man körpersprachlich daran, dass seine Bewegungen um einen Augenblick zu spät kommen. Körpersprache kommt immer davor: Man haut zuerst auf den Tisch, und danach sagt man, was zu sagen ist. Bei seinen Bewegungen ist zuerst das Stichwort und danach geht er in eine bedeutungsschwangere Haltung. Daran merkt man: Er versucht es, aber er ist es nicht.“

Rolf Holub
"Rolf Holub hat sich einen Namen über die Kärntner Grenzen hinaus gemacht. Dazu braucht es verbales Kommunikationstalent. Das hat er. Körpersprachlich kann er da nicht nicht ganz mithalten", erklärt Verra.
„Rolf Holub ist in seinem Nacken sehr steif. Wenn man seine Schulterpartie und seinen Kopf ansieht, dreht sich der Kopf nahezu nie unabhängig von seinen Schultern. Diese steife Haltung wirkt sehr unlocker. Sein Reden wirkt oft nicht frei, sondern einstudiert. Die Menschen zu packen, schafft Holub nicht, er hat seine Zielgruppe, aber die ist sehr schmal.“
„Ich kann Politikern immer wieder nur hinter die Ohren schreiben: Ihr müsst die Menschen erreichen und nicht nur bemüht sein, eure vorbereiteten Reden rüberzubringen. Sonst werden die Populisten das mit so einer Wucht vormachen, dass sie weggefegt werden. Wir sehen das ja gerade in vielen Ländern Europas.“

Gerhard Köfer
"Köfer zeigt durchaus Signale eines Alphatieres. Denn die lassen sich mehr anschauen, als dass sie andere anschauen. Da hat er durchaus ein Führungsauftreten. Allerdings dürfte er eher aus dem Büro heraus führen, denn im Zentrum seines Blickes hat er häufiger die Unterlagen vor sich, als die Menschen rund um ihn. Zudem hält er einen Kuli, in einem anderen Video einen Zettel, ohne beides zu brauchen. Und das ist typisch für Menschen, die viele administrative Tätigkeiten zu verrichten haben. Aber auf den Zuschauer wirkt das: Das ist kein Macher, sondern ein Schreiber. Da Köfers Blick sehr oft nach unten geht, zeigt er zu wenig Mitreißendes, zu wenig nach außen Gerichtetes. Von seiner Mimik, von seiner Körpersprache kann man nicht erkennen, was für ihn erfreulich oder ärgerlich ist. Und daher können wir uns in seiner Körpersprache nicht wiederfinden.“

Markus Unterdorfer-Morgenstern
„Er hat eine Mimik, die sehr nahe am Lächeln ist, ein bisschen wie Peter Kaiser. Wenn er spricht, pendelt sein Oberkörper ganz leicht hin und her. Das lässt ihn sehr jung und lebendig wirken, gibt ihm aber wenig Stabiles, Ruhiges wie etwa Köfer. Insgesamt ist aber auch er körpersprachlich zu leise, um sich durchzusetzen. Wenn sie zwei Schallquellen neben sich haben und aus einer tönt Heavy Metal und aus der anderen eine Symphonie, dann hört man die feinen Zwischentöne der Symphonie nicht heraus.“

Stefan Verra in Kärnten
Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Seine Vortragsreisen führten ihn bisher in 13 Länder auf vier Kontinenten. Er ist Universitätsdozent, Bestsellerautor und teilt seine Tipps und Körpersprache Analysen auf www.stefanverra.at.
Auf der Bühne verbindet Verra sein Wissen über Körpersprache mit dem schönsten körperlichen Signal überhaupt: dem Lachen.
Stefan Verra gastiert mit seinem neuen Live-Programm „Körpersprache. Braucht kein mensch? Und ob!“ am 15. März, 20 Uhr in der Uni Klagenfurt. Karten: Ö-Ticket.

Stefan Verra ist Experte für Körpersprache. Infos: www.stefanverra.at | Foto: Severin Schweiger
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