Klagenfurt
„mir wird so leicht“ – Der Traum vom Fliegen wird wahr!
Mit der Dracheninstallation im Architekturhaus gibt Anna Rubin eine Vorstellung von der Leichtigkeit des Fliegens und baut dafür im wahrsten Sinne des Wortes „in die Luft hinein“.
KLAGENFURT. Die temporäre Raum-Installation “mir wird so leicht“ bespielt noch bis zum 29. Oktober den hohen Raum des Architekturhauses in Klagenfurt. Das lediglich aus den beiden Materialien des Bambus und des japanischen Gambi-Papieres bestehende Projekt zeichnet den Prozess des Fliegens, vom Aufstieg bis hin zur Überwindung der Schwerkraft, nach.
Beflügelt abheben
Steht man auf der Galerie im ersten Stock des Architekturhauses und blickt auf die aktuelle Installation von Anna Rubin, so scheint es, als könne man ganz frei und ungezwungen mit dem Drachenschwarm mitsegeln. Aus seidenem Papier gefertigt steigen diese schimmernd und glänzend aus dem Babusgewirr auf, der Raumdecke entgegen. Ganz in Analogie zu dem Titel „mir wird so leicht“, geht es der selbstgenannten Drachenbauerin Anna Rubin um die Erzeugung eines Schwebezustandes, der am Boden mit der Lösung der starren Knoten „des Alltags“ beginnt, die dann sukzessive feiner und leichter werden, um letztlich befreiend abzuheben und alle Last hinter sich zu lassen. Ein Prozess, der möglicherweise übertragbar auf unser aller Leben ist? Gesetzmäßigkeiten des Fliegens drückt Rubin jedenfalls mittels den Materialeigenheiten von Papier und Bambus aus, zwei Stoffe die für sie eine besondere Faszination ausstrahlen: „Das Fliegen beschäftigt mich schon sehr lange. Indem ich Drachen baue, gebe ich dieser Faszination Form“, so die Drachenbauerin, die neben ihren eigenen kreativen Projekten in Kunstinstitutionen auch Drachenbaukurse gibt.
Ein handwerklicher Prozess
Als Basis dient ihr dabei der Bambus mit seinen harten Knoten, die dann allmählich mit der Aufspaltung der Bahnbusrohre biegsamer werden, von der Starre lösen, mehr und mehr zulassen und den Gesetzmäßigkeiten trotzen. Rubin sieht es als einen Prozess, der letztlich die Befreiung in Form des Fliegens ermöglicht. Stark geht es der Installationskünstlerin um den handwerklichen Aspekt des Biegens und Aufspaltens. Ein Kraftakt, eine Mühe, die aber notwendig erscheint, um aufsteigen zu können. Und das erkennt man ganz deutlich an den gebastelten Drachen und dem Bambus, die sich, abhängig von der Verortung im Raum, mehr und mehr lösen und selbstständig werden: „Der Bambus ist eine beeindruckende Persönlichkeit, weshalb er ein faszinierender Partner bei meinen Arbeiten ist“, sagt sie. Während dicken, verschlungen am Boden liegenden Rohre noch die Leichtigkeit suchen und der aus dem Bambusgewirr erhebende Drache erst im Aufstieg begriffen ist, schweben die ganz obersten Flugobjekte im Gemeinklang miteinander und scheinen dabei keinen Antrieb mehr nötig zu haben. Sie sind beflügelt, gehen ganz im Schwarm auf und wirken losgelöst. Flügler und Flüglerinnen nennt Rubin ihre Drachenflieger, die sich visuell durch die Anzahl der Flügel unterscheiden, wobei das Publikum selbst entscheiden kann, welche von ihnen weiblich und welche männlich sind. Schließlich nimmt der Betrachter selbst eine nicht unwesentliche Rolle im Prozess ein und vollendet den schwebenden Zustand der Drachen gewissermaßen erst durch die Veränderung seines Standpunktes.
In den Raum gebaut
Die vertikale Raumkonzeption im Architekturhaus scheint wie ausgemalt für diese Installation zu sein, die in dieser Form eigens für das Architekturhaus entwickelt wurde: „Der Raum weist die idealen Gegebenheiten auf, um eine Installation fürs Fliegen zu machen. Ich habe bereits ein ähnliches Werk für das Gewerbemusum in Winterthur gemacht. Während dieser Raum eher waagrecht und breit angelegt war, geht der Raum des Architekturhauses viel stärker in die Höhe. Daher stahlt die Installation hier eine ganz andere Wirkung aus“, so Rubin. Die Faszination an der Kunst des Drachenbauens wird Anna Rubin wohl Zeit ihres Lebens treu bleiben: „Es ist erstaunlich, wie international die Tradition des Drachens ist, der in nahezu jeder Kultur in seiner jeweils eigenen Form vorkommt. Schließlich hat das Drachenthema etwas sehr internationales.“ In vielerlei Hinsicht geht es um Grenzenlosigkeit. All dies wird verbunden mit ihrem Traum vom Fliegen, den sie im Drachenbau nicht nur demonstrativ wiedererkennt, sondern selbst ganz nahe rücken und gewissermaßen am eigenen Leibe spüren kann.
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