Dolinar im Interview
"Möchte E-Car-Sharing in Klagenfurt realisieren"
Klagenfurts Vizebürgermeister Alois Dolinar über die Wohnungsknappheit und ein neues Klima-Projekt.
Herr Dolinar, Sie wurden im Mai 67 Jahre jung, andere genießen mit dem Alter die Pension. Sie sind seit März 2021 Vizebürgermeister. Ihr Fazit bis dato?
Alois Dolinar: Ich bin nicht alt, ich habe nur einige Jahre am Buckel (lacht). Ich habe noch genug Energie und die setze ich so gut es geht ein. Als Vizebürgermeister einer 100.000-Einwohner-Stadt gestaltet man die Zukunft ja mit, das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ich habe auch ein soziales Herz und ausgeprägte Empathie, welche ich vor allem als Wohnungsreferent einsetzen kann.
Im Informationsblatt zum Ansuchen um eine Gemeindewohnung in Klagenfurt steht in der ersten Zeile, dass die Nachfrage „viel größer ist als das Wohnungsangebot“. Ist man mit der von Ihnen als Wohnbaureferent angekündigten Wohnbau- und Sanierungsoffensive in Verzug?
Wir haben aktuell 59 freie Wohnungen auf der einen und 1.005 Wohnungswerberinnen und -werber auf der anderen Seite. Da sehen Sie schon, welche Nachfragen wir haben. Dass wir das nicht alles bedienen können, wie wir es gerne hätten, liegt auf der Hand. Die Offensive läuft seit Beginn meiner Amtsperiode, weil ich gesehen habe, dass unsere Wohnungen in einem Zustand sind, wo ich was unternehmen muss. Dafür haben wir Fördermittel lukriert und investieren diese. Es stimmt aber, dass bei der heurigen Budgeterstellung einige Sanierungsmaßnahmen rückgestellt werden mussten. Die Stadt Klagenfurt ist, was Geldmittel anbelangt, derzeit knapp besetzt, das ist leider so. Ich bin jedoch überzeugt, dass sich das wieder ändert und wir weitere Wohnungen in Klagenfurt auf aktuelle Mindeststandards bringen können.
Welche geförderten Wohnbauprojekte werden im kommenden Jahr in Angriff genommen?
Wir haben ein Projekt in der St. Veiter Straße mit 29 Wohneinheiten in Planung, wo eine alte Bausubstanz durch neue Wohnungen ersetzt wird. In der Siebenhügelstraße ist ein Wohnpark mit 230 Wohnungen geplant, da soll es Anfang Jänner zur Architektenausschreibung kommen. Das Wohnbauprojekt in Harbach wird nun bezugsfertig, da hat der von mir eingesetzte Wohnbau-Ombudsmann Patrick Gussnig ein Mitspracherecht bei der Zuweisung. hi Harbach ist ein Vorzeigeprojekt mit Blick auf Klimaschutz und E-Mobilität.
In Klagenfurt gibt es nicht nur für geförderten Wohnraum eine Warteliste, sondern laut Volkshilfe auch eine Warteliste für das sozialbetreute Wohnen für Wohnungslose bzw. von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Wie sehen Sie diese Situation?
Diese Situation wird zurzeit leider nicht besser. Wir sind in Kontakt mit dem Frauenhaus, mit der Volkshilfe. Wir versuchen zu helfen. Gestern war eine Dame bei mir in der Sprechstunde, das Frauenhaus hat uns ersucht, hier helfend einzugreifen. In so einer Situation muss man schnell reagieren, um zu vermeiden, dass jemand auf der Straße steht. Auch beim Wohnungsbrand in Klagenfurt Anfang November habe ich auf einmal 20 Wohnungswerber im Haus gehabt, die binnen weniger Stunden eine neue Bleibe brauchten. Das sind große Herausforderungen, das geht nur, wenn man schnell und unbürokratisch handelt.
Wie sieht es mit den Tesla-Powerpacks aus, die im Rahmen einer 15-Millionen-Euro-Investition in Klagenfurt errichtet werden sollen?
Das wäre ein sehr wichtiges Projekt für die Stadt, mit Blick auf die Speicherung des Stroms, den wir am Tag produzieren, aber auch mit Blick auf etwaige Blackout-Szenarien. Anrainer haben sich hier jedoch dagegengestellt. Wir müssen sehen, wie das Projekt weiterläuft, ich bemühe mich jedenfalls nach wie vor, dass das Konzept in Klagenfurt realisiert wird. Gleichzeitig haben andere Städte Interesse daran bekundet. Der Investor wird im Endeffekt wohl dort bauen, wo es am wenigsten Schwierigkeiten gibt. Wenn hier nichts weitergeht, könnte also woanders investiert werden, was nicht in unserem Interesse ist. Ich habe im Rahmen der Klimaneutralität jedoch noch ein zweites Projekt, das ich realisieren möchte: Ich bin dabei, eine E-Car-Sharing-Firma nach Klagenfurt zu bringen mit 135 Fahrzeugen, um die CO₂-Reduktion weiter voranzutreiben. Wir könnten die erste Stadt sein, die so eine E-Car-Sharing-Firma hätte. Das Konzept soll so aufgebaut sein, dass in Klagenfurt im Umkreis von 300 Metern ein E-Fahrzeug zur Verfügung steht. Vom Minimundus in die Innenstadt könnte man für einen geringen Geldbetrag mit dem Auto fahren und es dort wieder abstellen. Dadurch wird es Leute geben, die kein Fahrzeug mehr benötigen. Der Trend geht ja in die Richtung, dass wir keine eigenen Autos mehr haben. Dass das funktioniert, sieht man in anderen Ländern, wo es solche Konzepte bereits gibt.
Sie sind Kärntner Slowene. Was denken Sie sich, wenn in Schulen in Kärnten im Fremdsprachenunterricht Französisch und nicht Slowenisch unterrichtet wird? Sollte man Ihrer Meinung nach Slowenisch verpflichtend lehren?
Menschen sollen Sprachen lernen, dadurch wird man offener und glaubt nicht, dass der Wörthersee der größte Ozean ist und die Welt hinter den Karawanken endet. Das Erlernen der Sprachen der Nachbarn ist mit Sicherheit von Vorteil, Zwang lehne ich #%jedoch ab.
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