Hip-Hop

SCALID - Mit qualitätsvoller Rapmusik am Vormarsch

Zwei Brüder mit großen Ambitionen: Alexander und Christof Obweger mischen die Hip-Hop Szene mit neuem Schwung auf.

KLAGENFURT. Mit Alexander und Christof Obweger leuchten zwei Rohdiamanten in der Deutschrap-Szene auf, die gerade ihren Feinschliff erhalten und mit reiferem Songmaterial denn je auftrumpfen. Ihr Erfolg speist sich dabei nicht zuletzt aus dem eigenen, unermüdlichen Schaffensdrang. Denn was sich die beiden Rap-Musiker aufgebaut haben, ist ein Lohn ihrer eigenen Kreativität, die wie es scheint kaum Limits kennt. Alexander Obweger arbeitet an einem vielversprechenden Album, in welchem er nun all sein künstlerisches Potential versammelt.

Gewichtige Worte

Wer Rap als primitives und inhaltsleeres Gedöns abtut, hat Scalid und Rmax nicht gehört. Die unter den zwei Pseudonymen auftretenden Geschwister belehren uns eines anderem, denn was sie in ihren gerappten Liedmaterial zur Sprache bringen, hat Gewicht. Zurecht wird man den beiden Künstlern Alexander und Christof Obweger das abkaufen, was sie musikalisch verkörpern, denn sie setzen auf Authentizität und Ehrlichkeit. Aus dem eigenen Lebensalltag entlehnt, kreisen die Texte um Themen, die uns in einer derart schnelllebigen Zeit beschäftigen und nicht selten sogar erdrücken. Es scheint, als ob der Text tief aus dem Inneren ihrer Seele spricht, wortgewandt zu Papier gebracht wurde und schließlich in voller Intensität musikalisch zum Leben erwacht. Dabei nimmt sich der unter dem Pseudonym "Scalid" auftretende Rapper kein Blatt vor dem Mund und geht mit seinen Depressionen ganz offen und ungeniert um. Die Rapmusik als Plattform nutzend, um Tabus und Unsagbarkeiten offen zu legen, geht es ihm in erster Linie um die Darlegung von Problemen, die jeden von uns überkommen können: „Kurz vor Corona hatte ich einen großen mentalen Einbruch. Ich bekam Antidepressiva verschrieben und gehe seitdem regelmäßig zur Therapie. Darauf bezieht sich der Titel des letzten Albums "Depressiva 2". Ich möchte insbesondere jene Menschen ansprechen, denen es ähnlich geht und ihnen helfen und Mut zusprechen. Schließlich sind psychische Erkrankungen kein Weltuntergang und sollten gleich wie jede andere Krankheit behandelt werden“, betont Alexander Obweger. Sein Streben nach ehrlicher, aufrichtiger Kommunikation in einer Welt, die psychische Erkrankungen noch stets kleinredet, spiegelt sich unmittelbar in seinen Texten wider: „Ich finde es besorgniserregend, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen kaum Unterstützung von der Krankenkasse erhalten. Es ist durchaus tückisch, dass man die Krankheit von außen nicht sieht, aber sie ist da und sollte offen kommuniziert und respektiert werden. Es ist keine Schande das zu haben, daher gehe ich auch so offen mit meiner Krankheit um“, erklärt der Rapper.

Neues Album als Initialzündung

Mit dem Album "KATANA" möchte der Rapper durchstarten und in der musikalischen Karriereleiter weiter nach oben klimmen. Wofür sich der Hip-Hop Artist auch die nötige Zeit nimmt, schließlich soll der musikalische Inhalt ganz dem namensgebenden Schwert "Katana" gemäß bis zur Perfektion geschliffen werden. Gut Ding braucht schließlich Weile. Bereits in der für das Album bestimmten Singeauskopplung "Symphonie" merkt man, wie reif und perfektionistisch der Künstler geworden ist. So feilt der talentierte Musiker momentan an den neuen Nummern des Albums, das an Vielfalt und Tiefsinnigkeit nichts zu wünschen übriglassen soll. Harte, roughe Hip-Hop Nummern werden sich mit einzelnen melodischen Songs mit Hitpotential abwechseln. Am Programm stehen reine Rap-Nummern, die im Zusammenspiel mit eingängigen und melodischen Liedern ein breites klangliches Spektrum eröffnen und damit auch weniger Hip-Hop affines Publikum in den Bann ziehen. Wiewohl der Rapper im Album einen klaren Fokus auf die härtere Rapmusik legt, die rein von der Anzahl her Überhand gewinnt. Alexander Obweger möchte schonungslos das ansprechen, was für ihn wichtig erscheint: „Die Kunstfreiheit soll nicht eingeschränkt werden, weshalb ich auch teils extrem provokant bin, wenn ich im neuesten Video mit einer Maske zu sehen bin. Den deutschen Rap wird mehr und mehr der Maulkorb aufgezwungen und ich reiße ihn symbolisch ab, um für künstlerische Selbstbestimmung einzutreten“, betont Obweger. Ganz in Analogie zum Titel des Albums sind die Zügel nun auf Angriff gelegt. Nach dem Album "Depressiva 2" möchte der Künstler in der folgenden Zusammenstellung das Leid und den Kummer beiseiteschieben und voller Optimismus in die Zukunft blicken, was in seinen Songs zur Sprache kommen soll. Genug geweint, so sein Motto. Mit seinem Bruder kooperiert der Musiker noch immer eng, wenngleich sie sich musikalisch in letzter Zeit ein wenig auseinanderbewegt haben: „Mein Bruder fokussiert sich eher auf melodische Sachen, hin und wieder nehmen wir aber gemeinsam Songs auf“, so der Musiker. Bemerkenswert dabei: Alexander und Christof Obweger produzieren ihre Musik selbst. Von Komposition über den Text und Video bis hin zum Mastering stammt alles aus der eigenen Feder.

Aussichtsreiche Perspektiven

Rapmusik bedeutet für den gebürtigen Sachsenburger alles: „Sie ist seit 2008 mein ständiger Begleiter. So ziehe ich mir täglich Interviews von bekannten Artisten rein und hole mir Inspirationen ein. In diesem Zusammenhang möchte ich die BetthuckerGang nennen, die ich als Kärntner Rapmusiker sehr schätze und ernst nehme“, so Obweger. Als Student an der Universität Klagenfurt tätig, möchte er sein Studium abschließen und daraufhin in die Berufswelt übergehen. Eine eigene Firma für Musik und Film auf professioneller Basis führend, ist es sein Ziel, von seiner großen Leidenschaft, sprich von Musik- und Videoproduktionen, leben zu können.