Lichtenegger
"Verantwortliche sollten in Kindergarten kommen“

Barbara Lichtenegger, Abteilungsvorständin bei der Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik in Klagenfurt im Gespräch. | Foto: stock.adobe.com/Symbolfoto
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Rund 100 Absolventen pro Jahr, dennoch zu wenig Elementarpädagogen. "Warum soll ich mir das antun?“

KÄRNTEN. Die Elementarpädagogen demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen. Ihr Handwerk lernen die künftigen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner unter anderem im Praxiskindergarten der Bundes-Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (Bafep). Dessen Leiterin Barbara Lichtenegger im Interview.

Frau Lichtenegger: Die Elementarpädagogen demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen. Was müsste sich Ihrer Meinung nach konkret ändern?
Es bräuchte endlich vergleichbare Rahmenbedingungen in ganz Österreich. Die Anzahl der Kinder in einer Gruppe müsste sich dringend verringern. Dadurch würde sich automatisch der Fachkraft-Kind-Schlüssel verbessern, wie es Berufsverbände in ganz Österreich seit Jahren einfordern. Es ist längst wissenschaftlich belegt, dass sich jeder Euro, der in frühe Bildung investiert wird, für den Staat und die Gesellschaft vielfach rechnet. Nicht sofort natürlich. Entscheidungsverantwortliche bräuchten Weitblick und vielleicht Mut, da sich die „Ernte“ vermutlich erst nach ihren Amtszeiten einstellt.

Wie sehen Sie das Thema Personalmangel?
Der Personalmangel darf in keinem Fall zu einer Herabsetzung des Ausbildungsniveaus führen. Nicht der Beruf muss attraktiver gemacht werden, sondern die Arbeitsbedingungen. Die Freude für den Beruf bzw. für die Berufsausbildung ist bei vielen jungen Menschen nach wir vor vorhanden. Wir sehen das an den Anmeldungszahlen für die Ausbildung. Pro Jahr entlassen wir rund 100 Absolventinnen und Absolventen. Kollegabsolventinnen nehmen unseres Wissens fast alle sofort eine Stelle an. Nach der 5-jährigen Ausbildung zeigt sich die Situation anders. Es gibt zwar keine validen Zahlen, aber nur ein Teil dieser jungen Kollegenschaft steigt in den Beruf ein.

Die Gründe hierfür?
Die Anforderung im Beruf ist von jeher hoch. 25 Kinder in ihrer Entwicklung individuell zu fördern, ist eine sehr, sehr große Verantwortung. Im letzten Jahrzehnt sind die Herausforderungen und zusätzlichen Aufträge gestiegen, ohne dass sich die Rahmenbedingungen mitgeändert hätten. Viele fragen sich dann: "Warum soll ich mir das antun?“ Oder: Gerne würde man Vollzeit arbeiten, bekommt oft nur Teilzeitanstellungen angeboten. Wie sollen sich junge Leute mit einem Teilzeitgehalt die Lebenskosten finanzieren? Da sucht man sich dann andere Jobs.

Wie ist die Situation im Kindergarten?
Diversität ist ein großer Teil unseres Berufsalltages. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache gibt es in allen Kindergärten. Im Praxiskindergarten haben wir etwa 25 verschiedene Erstsprachen. Die Sprachkompetenz bzw. der Spracherwerb werden gefördert. Die Kinder werden beobachtet, es wird dokumentiert. Entwicklungsgespräche werden vorbereitet und mit den Eltern geführt und vieles mehr. Die Anforderungen sind gestiegen, die Zeit, sich angemessen darauf vorzubereiten, nicht. In Kärnten hat man mit einer Vollzeitstelle zweieinhalb Stunden Vorbereitungszeit in der Woche. In der Steiermark sind es etwa zehn Stunden. Diese Unterschiede müssten ausgeglichen werden mit der Tendenz nach oben. Im Vergleich dazu arbeitet eine Volksschulpädagogin 22 Stunden mit den Kindern, der Rest der Vollzeitstelle dient der Vor- und Nachbereitung.

Was erwarten Sie sich vom neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz?

Ich fände es gut, wenn sich alle Entscheidungsträger beraten würden, wie es geht und nicht, warum es nicht geht. Wir sind es unseren Kindern schuldig, höchste Qualität und beste Bedingungen für sie zu schaffen.

Neben der Verringerung der Gruppengröße: Was wäre Ihrer Meinung nach im Rahmen der Struktur noch wünschenswert?
Parallel zur Gruppenverkleinerung befürworte ich die Einführung einer Induktionsphase vergleichbar zur Lehrerinnenausbildung. In Villachs Kindergärten entsteht ein Mentorinnen-System. Auch das halte ich für eine gute Idee, junge Pädagoginnen am Berufsbeginn fachlich zu begleiten. Angemessene Zeit für institutionalisierte Praxisreflexion und dementsprechende Fortbildungen wäre auch eine wirksame Unterstützung im Berufsalltag.

Ihr Appell an die Politik?
Elementarpädagogische Arbeit ist mehr als Laternenwerken und Muttertagfeiern. Wenn Entscheidungsverantwortliche ein paar Tage im Kindergarten von morgens bis abends mit dabei sein würden, wäre sicher allen sehr schnell bewusst, worum es den Elementarpädagoginnen geht. Eine Kollegin in Villach hat mit ihrem Team vor ein paar Jahren ein Video gedreht und den Stadtverantwortlichen vorgespielt. Daraus erfolgte der Beschluss, dass bei mehr als 50 Prozent Migrantenanteil die Kinderzahl in der Gruppe reduziert wird. Das nenne ich wirkungsvolle Bewusstseinsarbeit.

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