Klagenfurt

Vom Theater in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen

Der Theaterregisseur Florian Zambrano Moreno will die Vielfalt des Theaters auf ständig neue Weise ausloten.

KLAGENFURT. Florian Zambrano Moreno begibt sich mit dem "teatro zumbayllu" auf Pfade jenseits des Mainstreams und scheut nicht davor zurück, neuartige Formen auszuprobieren. Die Experimentierfreudigkeit im körperzentrierten Spiel gilt dabei als der Schlüssel zum Erfolg und soll ein Hinterfragen gesellschaftlicher wie transkultureller Probleme einleiten.

Performative Kunst

Ein mit magischen Kräften beseelter Kreisel, der alles in sich einsaugt und Publikum wie Schauspieler in seinen Bann zieht? So könnte man die Bedeutung hinter dem Wort "zumbayllu" aus dem Quetchua kurz und prägnant erklären. Was auch ganz treffend das Konzept des von Zambrano initiierten experimentellen Theatervereines beschreibt. Schließlich möchte dieser das Publikum wie durch Zauberhand in unzulängliche Sphären eintauchen lassen und Tore zu anderen Welten öffnen. Es ist eine kleine Theatergruppe, die sich gegen die produktbezogene Ökologisierung wehrt und damit wieder zurück zum eigentlichen Zweck des Theaters gelangen möchte. Gemeinsam mit seiner Partnerin Sara Zambrano gründete der gebürtige Kärntner vor mittlerweile knapp 10 Jahren einen Verein, der die Bühne als performativen Verhandlungsraum gesellschaftlicher und kultureller Konfliktpotentiale begreift: „Das Theater gilt als eines der wichtigsten Formen, um gesellschaftliche Vorgänge und Daseinsfragen zu verhandeln. Wir wollen weg von der Produktzentrierung und vielmehr wieder hin zu einer freieren Entfaltung der Künste“, betont Zambrano. Ganz in diesem Sinne setzt der Theatermacher auf einen Umgang auf Augenhöhe mit seinen Mitarbeitern: „Bei uns rückt das körperzentrierte Theater in den Fokus. Der Schauspieler wird dabei zum wichtigsten Glied erhoben. Vieles geht vom Schauspieler aus und auch die dramaturgischen Vorgaben kommen nicht mehr lediglich vom Regisseur“, so der Theaterexperte, der seine eigene Rolle gewissermaßen zurücknimmt. Dabei geht es insbesondere um die freie Ausübung von Kunst: „Das 'teatro zumbayllu' stellt sich der Frage, wie man den Körper szenisch in Raum stellt, sodass er frei von Blockaden agieren kann. Uns interessiert das Theater als performativer Raum, wo wir sowohl die Protagonisten auf der Bühne, als auch die Zuseher im Blick haben. Welche Kräfte treten im Schauspiel auf und was passiert mit den Menschen? Das beschäftigt uns.“

Vielfalt und Transkulturalität

Die verhandelten Themen der Stücke sind dabei so vielfältig wie das Theater selbst, welches Zambrano unmittelbar nach seinem Auslandsaufenthalt in Lateinamerika gegründet hat. „Bei uns wird Transkulturalität großgeschrieben. Dabei blicken wir auf andere Teile der Welt und schauen, welche Auswirkungen unser Handeln und unser Konsumverhalten auf andere Länder hat. Schließlich hat jede Aktion, die wir setzen, auch woanders ihre Folgen. Genau diese Konfliktpunkte greifen wir auf“, betont er.

Magische Wirkung des Theaters 

Florian Zambrano selbst hat Theaterwissenschaft in Wien studiert und kam schon früh mit experimentellen Theaterformen in Berührung. Während er sich zunächst stärker dem Film widmete, kam er schließlich durch einen Auslandsaufenthalt in Equador auf das Theater und begann sich allmählich intensiver mit dem Schauspiel zu beschäftigen. Und wie durch Geisterhand wurde er von diesem sofort gepackt und ergriffen. Unkonventionelle Darbietungen haben es ihn dabei besonders angetan. In Übersee lernte er nicht nur seine Frau kennen, sondern machte zudem wichtige Erfahrungen bei einer Theatergruppe namens "Contraelviento Teatro", die sich ebenfalls der körperbetonten Performation verschrieben hat. Das im Anschluss gegründete kleine, aber feine Theater schließt unmittelbar an seine Erfahrungen an und lässt vielfältigen Raum für Neues offen. Denn für ihn eröffnet die Ausübung des Theaters einen magischer Raum, in dem sich verborgene, unentdeckte und teils unerwartete Mechanismen auftun. Doch dieses Potential kann nur losgelöst von jeglichen Zwängen vollends ausgeschöpft werden. „Gerade das macht das Theater aber so einzigartig und spannend“, resümiert der führende Kopf der experimentellen Theatergruppe sichtlich begeistert.