ZAMG
Wenn das Wetter verrückt spielt
Ein Tornado, wie er kürzlich durch Tschechien fegte, ist im Bezirk Klagenfurt/Land eher unwahrscheinlich.
Tornados kennen wir hauptsächlich aus Katastrophenfilmen. Dass es in unmittelbarer Nähe zu solcher Zerstörungskraft kommt, hat uns dazu veranlasst, bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik bei Christian Stefan nachzufragen, welche Gefahren für Kärnten bzw. für den Bezirk Klagenfurt Land bestehen. „Durchschnittlich gibt es in Österreich im Jahr zwischen vier und acht Tornados, aber solche in diesem Ausmaß wie jener in Tschechien sind in Österreich Gott sei Dank untypisch“, erklärt Christian Stefan.
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Man unterscheidet Tornados mit einer Skala von F0 bis F5. „Am häufigsten treten F2- bzw. F3-Tornados in unseren Breiten auf“, so der Experte. Bei diesen Tornados entstehen Windspitzen zwischen 250 bis 330 km/h. „Hier kann es durchaus vorkommen, dass Bäume entwurzelt werden oder Dächer abgedeckt, in seltenen Fällen können sogar Autos angehoben werden“, so Stefan. Der Tornado in Tschechien war ein sogenannter F4-Tornado mit Windspitzen bis zu 420 km/h. Der stärkste in Kärnten bekannte Tornado war ein F2-Tornado im Gurktal, bei dem sogar ein Bus angehoben wurde.
Einfluss des Klimawandels
Einen direkten Zusammenhang zwischen Tornados und dem Klimawandel kann man derzeit nicht erkennen. „Das ist sehr schwer zu sagen, da solche Wetterphänomene wirklich äußerst selten sind, einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Klimawandel anzugeben, wäre dementsprechend nicht seriös“, so der Meteorologe. Vor 100 Jahren gab es in Wiener Neustadt bereits einen ähnlichen Tornado wie jenen in Tschechien. Was jedoch sehr wohl auf den Klimawandel zurückzuführen ist, sind die sogenannten Superzellen, nämlich Gewitterzellen, die mit Starkregen und Großhagel einhergehen. „Diese gewaltigen Gewitterwolken nehmen in den letzten Jahren immer mehr zu, hier kann es zu Hagelbildungen mit bis zu 10 Zentimeter großen Hagelkörnern kommen“, so Stefan. Die Hauptgebiete für solche Superzellen sind die Steiermark, Nieder- und Oberösterreich. „Aber auch in Kärnten hatten wir das im Jahr 2015 in Villach, einige erinnern sich sicher daran.“ Durch den Klimawandel wird die Gewittersaison in den kommenden Jahren verlängert werden. Was sich vorher nur auf den Hochsommer beschränkt hat, kann sich immer weiter ausdehnen und bereits vom Frühling bis in den Herbst andauern.
Entstehung von Wetterextremen
Tornados entstehen vor allem bei labilen Wetterlagen. Dazu muss genügend Feuchtigkeit in der Atmosphäre vorhanden sein. Durch sogenannte Windscherungen in Kombination mit Superzellen können Tornados entstehen. „Leider ist es kaum vorhersagbar, wo und wann ein Tornado entsteht, das macht das Ganze leider etwas schwierig, man kann nur sehr kurzfristig vor einem solchen Wetterereignis warnen“, erklärt der Experte. Dasselbe gilt auch für Hagel. „Man kann zwar ungefähr einschätzen, wo es hageln wird, aber man kann das nicht für ein ganzes Gebiet vorhersagen, da es im Endeffekt meist eng begrenzte Landstriche betrifft. So kann man oft beobachten, dass es beispielsweise in Welzenegg hagelt und 100 Meter weiter nur regnet“, so Stefan. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass das Klagenfurter Becken relativ „gesegnet“ ist, was Wetterextreme betrifft. „Die Hauptentstehungsgebiete von Gewittern sind die Nockberge und die Saualm, aber natürlich kann man grundsätzlich nicht ausschließen, dass auch Klagenfurt von einer Superzelle getroffen wird.“ Im Klagenfurter Becken ist vor allem die Strömungsrichtung ausschlaggebend.
Info:
Tornadostärken
F0 bis 115 km/h
F1 bis 184 km/h
F2 bis 254 km/h
F3 bis 334 km/h
F4 bis 420 km/h
F5 bis 515 km/h
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