Beate Prettner
„Mehrere Ärzte unter einem Dach“

Geht es nach Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner, soll die Gesundheitsversorgung in Kärnten um Gesundheitszentren bzw. Primärversorgungszentren erweitert werden | Foto: Gernot Gleiss
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  • Geht es nach Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner, soll die Gesundheitsversorgung in Kärnten um Gesundheitszentren bzw. Primärversorgungszentren erweitert werden
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Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) im Interview: Wie das Land heuer in Drogenberatungsstellen das Angebot um 400 Plätze aufstockt, weshalb Gruppenpraxen und Primärversorgungszentren die Zukunft gehört und ihre Meinung zu Pflegeförderung und Sozialhilfegesetz.

WOCHE: Aus gegebenem Anlass: Der Standort für die Drogenberatung in Feldkirchen ist geplatzt. Wie sieht der weitere Fahrplan aus?
BEATE PRETTNER:
Der Vermieter ist völlig überraschend aus dem Vertrag ausgestiegen, er wollte sich dem öffentlichen Druck nicht aussetzen. Nun heißt es bei der Standortsuche zurück an den Start. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, ein passendes Gebäude zu finden – und zwar so rasch wie möglich. Das Geld für die Drogenberatungsstelle – das Land übernimmt die Kosten zu hundert Prozent – wurde schon im Vorjahr reserviert und ist zweckgebunden. Auch der Trägerverein steht mit der AVS schon lange fest.

Sollen, abgesehen von Feldkirchen, weitere Drogenberatungsstellen in Kärnten eröffnet werden?
Ja, wir wollen bis Jahresende auch in Wolfsberg eine Drogenberatungsstelle eröffnen. Sie wird, wie jene in Feldkirchen, Platz für rund hundert Patienten bieten. Parallel dazu wird die Drogenambulanz in Villach erweitert – und zwar um 200 Plätze. Das heißt: Kärnten stockt das Angebot alleine im heurigen Jahr um 400 Plätze auf. Damit können wir 2.000 Süchtige in Behandlung bringen. Im Vorjahr haben wir schon um 300 Plätze aufgestockt: Die Behandlungsplätze in der neuen Drogenambulanz Klagenfurt wurden von 400 auf 700 ausgeweitet.

Welche weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung des Drogenproblems sind in Kärnten aktuell in Vorbereitung?
Wir haben das Landesbudget aufgestockt, um das Angebot für Suchterkrankte kontinuierlich zu erweitern und um Aufklärungsmaßnahmen weiter zu forcieren. In den Bildungseinrichtungen werden flächendeckend neue Sensibilisierungsaktionen durchgeführt. Hinzu kommt noch stärkere Vernetzung aller Berufsgruppen, die irgendwie mit dieser Thematik zu tun haben, vor allem mit der Exekutive. Der Mitarbeiterstand in der Suchtpräventionsstelle des Landes wird erhöht. Eines muss allen klar sein: Süchte sind eine Krankheit und diese beginnen in jungen Jahren! Ergo steht an erster Stelle Prävention, Prävention, Prävention. Es ist ein langer Weg, aber der effektivste! Daher haben wir schon in den Volksschulen ein über alle vier Jahre laufendes Lebenskompetenzprogramm umgesetzt.

Die Gerichtsmedizin Innsbruck analysierte Kläranlagen auf Drogenrückstände: Am Millstätter See werden an einem Montag 52 Milligramm Kokain pro tausend Einwohner nachgewiesen, an einem Sonntag sind es sogar 108 Milligramm Kokain. Wie geht das Land Kärnten mit diesem Ergebnis um? Sollen auch andere Kläranlagen in Kärnten ausgewertet werden?
Die Analyse der Kläranlagen erfolgt immer wieder österreichweit und belegt im Grunde, dass überall Substanzen konsumiert werden. Speziell in Ballungsräumen oder in Tourismusgebieten sind die Zahlen ständig erhöht. Es gibt zwar immer wieder Ideen von Institutionen, weitere Monitoring-Programme zu implementieren, doch sie würden kaum einen Zusatznutzen bringen. Das Konsumverhalten der Bevölkerung ist ja hinlänglich bekannt. Aber natürlich: Die Analyse-Ergebnisse von Kläranlagen klingen für die Bevölkerung nach etwas Neuem, Spektakulärem. An den zu setzenden Maßnahmen ändern sie allerdings nichts.

Die ÖVP hat einen Antrag eingebracht, die Pflegeförderung zu ändern. Unter anderem wird vorgeschlagen, die Pflegestufen auszudehnen und auch Personen zu berücksichtigen, die in unterschiedlichen Haushalten leben. Macht dieser Antrag Sinn und ist er umsetzbar?
Am sinnvollsten und mittlerweile unumgänglich ist es, dass die Bundesregierung das Pflegegeld erhöht – und zwar in allen Pflegegeldstufen! Derzeit denkt die Regierung ja nur eine Erhöhung ab der Stufe vier an: Doch gerade auch Menschen mit niedriger Pflegestufe benötigen mehr Geld, damit sie sich mehr Leistungen wie Mobile Dienste oder eine Tagesstätte dazukaufen können.

Stichwort Ärzte: Sie möchten sogenannte Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen in Kärnten realisieren. Welche Vorteile entstehen?
Gruppenpraxen und vor allem Gesundheitszentren bzw. Primärversorgungszentren sehe ich als äußert wichtig für die Zukunft der flächendeckenden und wohnortnahen Gesundheitsversorgung an: Unter einem Dach werden mehrere Ärzte ihre Ordination haben, darunter mindestens ein Allgemeinmediziner. Diese Zentren sehen nur Gewinner: Erstens gewinnen die Patienten, weil die Zentren nicht nur täglich, sondern auch den ganzen Tag geöffnet haben. Zweitens gewinnen die Ärzte, weil sie ihre Dienstzeiten mit ihren Kollegen abstimmen können. Drittens gewinnen die Spitalsambulanzen, weil die Patienten dorthin geleitet werden, wohin sie gehören – nämlich in die Gesundheitszentren und nicht in die Ambulanzen.

Was ist bei der Umsetzung der Stand der Dinge?
Derzeit verhandeln Gebietskrankenkasse und Ärztekammer über die letzten Details der Kassenverträge. Ich hoffe sehr, dass wir in Kärnten bald an den Start gehen können. Sechs Zentren sind vorerst geplant.

Wie beurteilen Sie das beschlossene Sozialhilfegesetz auf Bundesebene?
Der erste Entwurf hat von allen Seiten vernichtende Kritiken bekommen – von 140 Stellungnahmen waren 137 negativ. Die Bundesregierung hat nun zwar die eine oder andere Grauslichkeit beseitigt, unterm Strich bleibt aber, dass das Sozialhilfegesetz kein Mindestsicherungsgesetz mehr ist, das den Menschen im wörtlichen Sinne das „Mindeste zum Überleben sichert“. Stattdessen definiert es Höchstgrenzen: Bis dahin darf geholfen werden und nicht weiter. Das führt unter anderem dazu, dass das dritte Kind einer Familie dem Staat nur mehr 44,30 Euro im Monat wert ist. Oder ein anderes Beispiel: Bezieht jemand Mindestsicherung, fällt er um den Heizkostenzuschuss um … Abgesehen davon ist es eine politische Unkultur, einfach über die Bundesländer drüberzufahren. Die zuständige FPÖ-Ministerin Beate Hartinger-Klein lädt die Sozialreferenten am 8. April zu einem Gespräch ein, also drei Wochen, nachdem die Regierung das Gesetz abgesegnet hat! Das ist eine Verhöhnung. Im Übrigen gehen Experten davon aus, dass das Gesetz verfassungswidrig ist.

Die Löhne von Pflege- und Sozialmitarbeitern werden um 3,2 Prozent angehoben. Die Gehaltsanpassung beläuft sich in Kärnten auf 9,4 Millionen Euro. Welches Zeichen wird damit gesetzt?
Dieser Gehaltsabschluss hilft mit, den Mitarbeitern im Pflege- und Sozialbereich auch über die finanzielle Seite Anerkennung auszusprechen. Zudem konnte die Einkommensdifferenz, die zwischen Pflegekräften, die im extramuralen Bereich arbeiten, und Pflegekräften, die im Krankenhausbereich arbeiten, weiter reduziert werden. Abgesehen von den Gehältern ist den Mitarbeitern vor allem auch bei den Diensteinteilungen mehr Aufmerksamkeit und Rücksicht entgegenzubringen: Die Dienste müssen planbarer und verlässlicher werden! Uns allen muss eines bewusst sein: Unsere Gesellschaft kann auf die Pflege- und Sozialmitarbeiter nicht verzichten. Sie werden in Zukunft eine noch unverzichtbarere Rolle spielen … Daher mein großer Respekt an diese Berufsgruppen!

Mehr zum Thema:
www.meinbezirk.at/rundumgesund

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