Entscheidungsfreiheit oder: Was hat Oma noch gesagt?
Schauplatz Mormonenkirche: Wieder hatte die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Klagenfurt während der Sonntagsversammlung ein spannendes Thema, zu dem mehrere Sprecher ihre Gedanken äußerten. Zuerst versuchten die Kleinen und Kleinsten zu definieren, was "Freiheit" sei. Die Antworten reichten von "ob ich in die Kirche gehen will oder nicht" bis zu "Wenn ich Jesus nachfolge". Von den Erwachsenen erzählte unter anderem Bruder Daniele aus seiner eigenen Kindheit:
Als Kind und Jugendlicher war es für mich von sehr großer Bedeutung, zu wissen, dass ich mich frei entscheiden kann. In Mailand, wo ich geboren wurde, stritten sich damals verschiedene Parteien darüber, wer Recht hatte. Ich wuchs in einer kommunistischen Familie auf. Wir hörten ständig über Gleicheit und soziale Gerechtigkeit. Ich dachte viel über diese Dinge nach und manchmal erschienen mir die kommunistischen Ideen den christlichen nicht unähnlich. Besonders begeistert vom Kommunismus war meine Oma. Sie sagte mir, dass nach dem Tod alles zu Ende sei, dass es "nichts", keinen Gott gebe. In der Schule jedoch sagte mir der Religionslehrer, dass alle Kommunisten in die Hölle kommen werden. Auch zu mir sagte er das - wenn ich nicht an Gott glauben würde. Ich war zwischen beiden Lehren hin und her gerissen. Für ein Kind ist es schwer, hier zu einem Ergebnis zu kommen. Als ich dann 18 Jahre alt war, sprach ich mein erstes Gebet - als Atheist. Ich sagte: "Gott, wenn es dich gibt, lass es mich wissen!"
Mit der Zeit bekam ich tatsächlich auf die eine oder andere Weise eine Antwort. Ich wollte eigentlich von niemandem eine Belehrung annehmen und alles selbst herausfinden. Bei dieser "Suchaktion" habe ich viel Zeit verloren. Das ist meist der Nachteil, wenn man auf seine Freiheit so viel Wert legt, dass man nicht einmal bereit ist, eine Entscheidung zu treffen. Denn unsere Freiheit haben wir, wie ich heute glaube, dazu bekommen, dass wir uns für etwas Gutes und Richtiges entscheiden - nicht, um "nichts" zu tun und einfach nur zu warten.
Es sind 25 Jahre vergangen. Vor zwei Jahren habe ich dann mit dieser Kirche hier Bekanntschaft gemacht und mein Herz hat mir gesagt, dass es die Antwort auf mein Gebet war. Ich habe bemerkt, dass Gott ein liebendes Wesen ist, das den Menschen nicht allein lässt und seine Fragen gern beantwortet - sofern wir bereit sind, diese Antworten zu akzeptieren.
Eine Schriftstelle hat sich mir ins Herz geprägt: "Wer meine Gebote hat und die hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." (Joh. 14:21)
Warum sollen wir die Gebote des Evangeliums Jesu Christi halten? Weil wir uns vor Strafe fürchten? Das ist gut, aber es gibt etwas Besseres, nämlich - weil wir Gott lieben und ihm gern gehorchen wollen. Verlieren wir keine unnötige Zeit und entscheiden wir uns für den richtigen Weg, Gott zu lieben und seinem Sohn Jesus Christus nachzufolgen. Das ist mein Zeugnis, im Namen Jesu Christi, amen.
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